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Immer weniger rein katholische Familien

Mit Visitationsreisen verschafft sich Bischof Gerhard Feige eigene Einblicke in die Situation im Bistum

Magdeburg (ep). Seit 2008 ist Bischof Gerhard Feige dabei, auf recht intensive Weise die Regionen des Bistums zu besuchen und sich dabei ein möglichst realistisches Bild zu verschaffen. Jetzt ist das Süd-Dekanat Merseburg an der Reihe.

Bei seiner Visitation im Gemeindeverbund Zeitz traf Bischof Gerhard Feige auch mit evangelischen Geistlichen zusammen.

In diesen Tagen visitiert Bischof Gerhard Feige erneut Gemeindeverbünde des Bistums, diesmal im Süd-Dekanat Merseburg. Begonnen hat er mit den Regionen Zeitz und Querfurt. Es folgen in den kommenden Wochen die Gemeindeverbünde Weißenfels, Hettstedt, Eisleben, Naumburg, Sangerhausen und Merseburg. Im Laufe des Jahres sollen dann die Stadtdekanate Halle und Magdeburg an die Reihe kommen.

"Bei meinen Visitationen nehme ich mir bewusst Zeit, um mir einen möglichst realistischen Einblick in die Situation verschaffen zu können", sagt der Bischof. 2008 hatte er zunächst das Dekanat Halberstadt, im vergangenen Jahr dann die Dekanate Stendal und Torgau besucht.

Kontakte nicht zuletzt auch zu evangelischen Geistlichen

Zum festen Programm der Visitationen gehören nach Angaben des Bischofs zunächst einmal Gespräche mit den Seelsorgern und anderen pastoralen Mitarbeitern, den Gemeindeverbundsräten und Kirchenvorständen. Zudem trifft sich der Bischof regelmäßig mit Senioren, Besuchern der Werktagsgottesdienste, Kindern und Jugendlichen. Zum Teil sind die Visitationen mit Firmungen verbunden.

Beeindruckt ist Bischof Feige immer wieder von den oft anberaumten Begegnungen mit Geistlichen evangelischer Gemeinden und Einrichtungen. So war er im Herbst vergangenen Jahres bei seiner Visitationsreise in der Region Delitzsch zum Abendsingen der Kurrende der evangelischen Kirche in Bad Düben und dabei sogar zu einem offiziellen Grußwort eingeladen. Bei seiner Visitation im Dekanat Stendal traf er sich unter anderem mit den Professoren der Adventistischen Theologischen Hochschule in Friedensau. Und auch kürzlich in Zeitz kam es zur Begegnung mit evangelischen Geistlichen. "Bei all diesen Kontakten erlebe ich eine große ökumenische Offenheit", sagt Feige.

"Die Herausforderungen kreativ annehmen"

Neben den vielfältigen innerund zwischenkirchlichen Begegnungen sucht der Bischof stets auch den Kontakt zu Vertretern aus Politik, Kultur und Gesellschaft. So kam er jetzt in Zeitz mit Oberbürgermeister Volkmar Kunze zusammen. Und er traf sich mit Vertretern aus der Wirtschaft zu einem "Unternehmerstammtisch". "Schließlich lebt Kirche mitten in dieser Welt, teilt deren Sorgen und Freuden und kann manches anregen", sagt Feige. Auf dem Programm stehen jeweils auch Besuche in Bildungsstätten vom Kindergarten bis zur Berufsbildenden Schule sowie in kulturellen Zentren. Sogar die Bundespolizeiabteilung in Bad Düben hat der Bischof schon besucht.

Zu den Visitationen gehört für den Bischof erwartungsgemäß auch, die statistische Situation kennenzulernen. So werde immer wieder deutlich, dass nur noch wenige rein katholische Ehen geschlossen werden. Ein Drittel heirate einen evangelischen, eine noch größere Gruppe einen nicht getauften Partner, so der Bischof. In familiären Beziehungen zu den katholischen Gläubigen stehen etwa 15 Prozent evangelische Christen und gut 20 Prozent Menschen ohne Konfession. Durchschnittlich 16 bis 20 Prozent der Katholiken besuchen regelmäßig den Sonntagsgottesdienst, so jedenfalls in den Regionen Stendal und Torgau. Manche der Gemeindeverbünde zählen inzwischen schon unter 1500 Katholiken. Einzelne der künftig neuen Pfarreien wie Stendal oder Delitzsch haben hingegen 2500 bis 3000 Katholiken.

Als bedrängend sieht es der Bischof an, dass die Gesamtbevölkerung hierzulande nach Prognosen bis zum Jahr 2025 voraussichtlich noch um rund 20 Prozent schrumpfen wird. Denn das betreffe die Gemeinden mindestens ebenso. "Diese Herausforderungen gilt es mutig und kreativ im Geiste Jesu Christi anzunehmen", betont der Bischof. Dabei sei es besonders wichtig, "tatsächlich aus dem Glauben zu leben und ihn tatkräftig auch über die Gemeindegrenzen hinaus zu bezeugen".

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