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Weniger Scheu vor der Beichte

Der Dresdner Jugendpfarrer zum Abschluss des Bistums-Jahresthemas

Dresden (tdh). Noch vor einigen Jahren sprach kaum jemand darüber, allenthalben hörte man einige Pfarrer schimpfen, es würde niemand mehr kommen. Gemeint ist die Beichte. Sie ist wieder im Kommen, sagt der Dresdner Diözesanjugendseelsorger Ralph Kochinka:

Beichten in würdevollem Ambiente: Auflagen des Denkmalschutzes waren der Anlass für Umbauten in der St.-Benno- Kirche Bischofswerda. Seit Montag gibt es einen mit Glas und Granit gestalteten Beichtstuhl. Mit dem gleichen Material wurde auch der neue Taufstein gestaltet, um so den Zusammenhang zwischen den den beiden Sakramenten zu verdeutlichen. Zusätzlich gibt es in Bischofswerda einen Raum, in dem Beichtgespräche stattfinden.

"Seit verstärkt über die große Chance eines Beichtgespräches und ohne Druck und Zwang vom großen Angebot des Sakramentes der Versöhnung gesprochen wird, entdecken immer mehr Menschen den Wert dieses Sakramentes ganz neu - nicht erst durch das Jahresthema in unserem Bistum.

Bei Jugendlichen ist zu konkreten Gelegenheiten wie vor der Firmung, bei Besinnungswochenenden oder bei Wallfahrten und Großereignissen das Sakrament der Versöhnung wieder stärker gefragt. Bei den letzten Jugendwallfahrten suchten viele Jugendliche das Gespräch mit den Priestern.

Am deutlichsten bewusst wurde mir dieser Trend beim Weltjugendtag in Sydney. Bei den drei Katechesevormittagen wird parallel zu den Katechesen der Bischöfe und den Gesprächsgruppen die Möglichkeit angeboten, mit Priestern ein Beichtgespräch zu führen. Auch ich stellte mich zur Verfügung. Nachdem wir zunächst abwechselnd jeder eine Stunde dieses Angebot machen wollten, saßen wir am Ende meist zu dritt oder viert den ganzen Vormittag und führten intensive Gespräche mit den Jugendlichen. Ermutigt durch andere, wurden es jeden Tag mehr.

Das Leben, wie es nun einmal ist, mit seinen Freuden und Sorgen, mit dem Gelungenen und dem Scheitern, mit Erfolgen und Enttäuschungen im Gespräch mit einem Priester Gott hinzuhalten, Ermutigung, Deutung und Zuspruch zu erfahren und mit Gottes Lossprechung und Segen entlassen zu werden, das konnten dort viele Jugendliche frohmachend und befreiend erfahren. Eine dankbare Erfahrung für die Jugendlichen, wie auch für mich als Priester. Es wäre schön, wenn noch mehr Menschen diese große Chance entdecken würden, in Abständen sein Leben zu reflektieren, Gott hinzuhalten und Vergebung und Segen zu erfahren."

Drei Fragen an....

Pfarrer Ralph Kochinka

Pfarrer Kochinka

Welche Rolle spielt der äußere Rahmen für Jugendliche, die in Erwägung ziehen, das Sakrament der Versöhnung zu nutzen?

Eine große. Ein finsterer, womöglich noch muffiger Beichtstuhl, in dem es nichts als eine Kniebank gibt, ist für junge Menschen oft eine große Hürde. Ganz anders ist die Situation beispielsweise auf einer Wohnzimmercouch. Da kann sich ein Gespräch, das vielleicht ursprünglich gar nicht als Beichtgespräch geplant war, dahin steigern. Wenn Jugendliche bereits durch eine Veranstaltung wie den Weltjugendtag oder den Bistumsjugendtag vorbereitet und aufgeschlossen sind, ist der Rahmen aber eher sekundär.

Erzählen Jugendliche von negativen Erfahrungen mit der Beichte, wenn sie nach langer Unterbrechung wieder einmal kommen?

Selbst haben sie vielfach so gut wie überhaupt keine Erfahrung. Eher haben sie von ihren Eltern Negatives mitbekommen. Mir sagen Eltern auch manchmal: Ich habe keine guten Erinnerungen und kann bei meinen Kindern deshalb nicht für die Beichte werben.

Brauchen die Jugendlichen Anstöße oder reicht die positive Atmosphäre einer christlichen Jugendveranstaltung aus, damit sie auf die Idee kommen, beichten zu gehen?

Beim den schon genannten Jugendveranstaltungen reichte wirklich eine kurze Ansage und die sichtbare Präsenz der Priester, die für die Beichte bereit waren. Außerhalb solcher Veranstaltungen halte ich es für wichtig, Jugendlichen deutlich zu machen: Da ist jemand, der dir helfen kann, dich mit Gott zu versöhnen. Es geht nicht darum, dir ein schlechtes Gewissen einzureden, sondern dein Leben Gott hinzuhalten, auch mit den positiven Aspekten. Das spricht sie, etwa bei der Firmvorbereitung, mehr an als der klassische Beichtunterricht, bei dem zumeist formale Fragen zum Ablauf der Beichte im Vordergrund standen.

Die Fragen stellte Dorothee Wanzek

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