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Die Liebe segnen lassen

Kirche lädt jährlich zu Segnungsfeiern am Valentinstag ein

Seit über zehn Jahren werden am Valentinstag Segensfeiern für Christen und Nichtchristen angeboten. Initiator ist der heutige Weihbischof Reinhard Hauke (Erfurt). Der Tag des Herrn fragte bei Gemeinden und einem jungen Ehepaar nach, wie das Segensangebot angenommen wird.

Für Agnes (25) und Johannes Trabert (24) ist der Segen Gottes wichtig.

Wenn Johannes Trabert seiner Frau Agnes Blumen zum Valentinstag schenkt, dann tut er dies nicht aus Pflichtgefühl: "Der Valentinstag ist den Floristen ein willkommenes Geschäft. Für uns ist es ein Tag, an dem wir uns und unsere Beziehung vor Gott stellen können und ihm danken können. " Vor einigen Jahren, damals noch unverheiratet, haben sie das erste Mal am Valentinstag an einer Segnungsfeier in Erfurt teilgenommen. "Die persönliche Segnung als Paar haben wir als etwas Besonderes empfunden", erinnert sich Agnes Trabert. Im vergangenen Jahr folgte nach über fünf Jahren Beziehung die Hochzeit. "Dass wir kirchlich heiraten wollten, war für uns von Anfang an klar. Uns ist der Segen Gottes für unsere Beziehung wichtig, wir möchten uns beide unter seinen Schutz stellen." Beide kommen aus katholischen Familien und seien in einem gläubigen Umfeld groß geworden. Beide bestätigen: "Wir wissen uns von Gott getragen. Da ist jemand, der uns so annimmt, wie wir sind. Das gibt uns die Kraft, uns auch gegenseitig mit unseren Schwächen anzunehmen."

Erfurter Modell fand schnell Nachahmung in Gemeinden

Durch alternative Feiermodelle, wie sie der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke vor über zehn Jahren ins Leben gerufen hat, können Menschen verschiedener Weltanschauungen die wichtigen Etappen des Lebens zusammen bedenken und feiern. Auch Partnerschaft und Familie haben dabei als tragende Lebenswirklichkeiten Berücksichtigung gefunden. Mit einer ökumenischen Segnungsfeier am Valentinstag, wird jährlich abwechselnd in ein evangelisches und katholisches Gotteshaus eingeladen. Die meditative Veranstaltung wird durch persönliche Zeugnisse von Paaren bereichert. Höhepunkt der Feier ist der Segen, der den Paaren individuell gespendet wird.

Das Erfurter Modell fand bereits ein Jahr später Nachahmung in weiteren Gemeinden, so auch in der Plauener Herz-Jesu-Gemeinde, wo sich die Segnungsfeier in diesem Jahr zum zehnten Mal jährt. Die Einladung zu der Feier unter der Überschrift "Für alle, die sich mögen" gilt nicht ausschließlich Paaren. Gemeindepfarrer Heinz-Claus Bahmann erläutert: "Es ist als Segensfeier für Familien zu verstehen. Großeltern können sich mit ihren Enkeln segnen lassen, oder die Frau, deren Mann gesundheitsbedingt nicht mitkommen kann, auch Alleinstehende. Sie alle tragen jemanden im Herzen, für den sie den Segen erbitten. Der liebe Gott weiß, für wen sie bitten." Pfarrer Bahmann sieht die durchschnittliche Teilnehmerzahl von 20 Paaren gelassen: "In einer eher ländlichen Gegend ist man alternativen Angeboten wie der Segnungsfeier am Valentinstag gegenüber zurückhaltend. Es braucht einige Zeit, bis sich solche Feierformen etabliert haben." Traditionell wird es nach der Veranstaltung einen kleinen Umtrunk geben.

Einen besonderen Akzent setzt in diesem Jahr der Gemeindeverbund Delitzsch. Katharina Frank, Gymnasiallehrerin in Bitterfeld und engagiertes Gemeindemitglied, berichtet von der Aktion "Gutes für Ehepaare" : "Zum zweiten Mal schon bieten wir nach dem englischen Modell der Marriage Week eine Woche für Eheleute vom 7. bis 14. Februar an. Eröffnet wurde die Woche mit einem literarischen Drei-Gänge-Menü. Dabei haben wir in Zusammenarbeit mit einem Delitzscher Restaurant Paare auf eine lyrische Reise durch die Zeiten der Liebe eingeladen. Insgesamt elf Paare nahmen teil. Auch ein gemeinsamer Filmabend stand in der Woche auf dem Programm." Höhepunkt wird der 14. Februar sein.

Die eigenen Leute nicht vergessen und stärken

Da der Valentinstag in diesem Jahr auf einen Sonntag falle, biete es sich an, das Thema Partnerschaft und Liebe in die Vorabendund Sonntagsmessen thematisch einzubeziehen. Zwar werde über die Gemeinde hinaus eingeladen, doch sei bewusst keine vom Gottesdienst losgelöste Feier angesetzt worden. Katharina Frank: "Machen wir uns nichts vor: Die wenigsten Gemeindemitglieder kommen zu zusätzlichen Veranstaltungen am Nachmittag und Abend. Es ist bei allem ökumenischen und missionarischen Engagement wichtig, die eigenen Leute nicht zu vergessen. Auch für sie kann es ein besonderes Erlebnis sein, gesegnet zu werden und so auf ihrem Weg, sei es alleine oder in der Partnerschaft und Familie gestärkt zu werden. Darum haben wir uns entschieden, während der Gottesdienste an diesem Wochenende Paarsegnungen anzubieten."

Kein zu enges Regelwerk an den Tag legen

In einer Großstadtgemeinde wie der Propstei in Leipzig unterscheiden sich bei Segnungsfeiern am Valentinstag Konzept und Klientel erheblich von den Feiern in kleineren Orten. In Leipzig werden die jährlichen Segnungsfeiern von der Kontaktstelle Orientierung in Kooperation mit der Propsteigemeinde veranstaltet. "In den letzten Jahren kamen rund 70 Leute, darunter nur eine Handvoll Katholiken", erinnert sich Pfarrer Gregor Giele. Unter den Nichtglaubenden gäbe es auch die unterschiedlichsten Lebens- und Partnerschaftsmodelle. Für den Fall, dass gleichgeschlechtliche Paare um den Segen bitten, raten die Empfehlungen des Ordinariats zu Einzelsegnungen, berichtet Giele. Es solle damit nicht der Glaube geweckt werden, die Kirche befürworte gleichgeschlechtliche Partnerschaften. "Ich bin da etwas anderer Meinung. Zwar war ich noch nie in der Situation, dass mich ein gleichgeschlechtliches Paar um den Segen gebeten hat, dennoch würde ich grundsätzlich kein zu enges Regelwerk an den Tag legen. Das entspricht nicht der missionarischen Offenheit, die die Kirche haben möchte. Die Menschen kommen mit einer tiefen Ernsthaftigkeit zu der Feier. Welche Form der Segnung angebracht ist, würde ich situationsbedingt abwägen." Schließlich sähe man den Leuten auch nicht an, ob sie schon zum wiederholten Male verheiratet oder untreu seien. Auch diese könnten dann streng genommen nicht gesegnet werden, ergänzt Giele. Es gäbe missionarische Bereiche, wo die Kirche noch unerfahren und überfordert sei. Einiges müsse erst erprobt werden.

Bei der Segnungsfeier in der Propstei wird in diesem Jahr eine christliche Eheberaterin aus ihrer beruflichen Erfahrung heraus zum Thema sprechen. Die Feier werde nicht mit religiösen Symbolen überladen sein, damit die Botschaft möglichst authentisch verstanden werden könne, so Giele.

Den anderen zu verstehen ist auch für Agnes und Johannes Trabert eine Herausforderung in ihrer Partnerschaft: "Wir wünschen uns, dass wir in Zukunft immer besser die Sprache des anderen beherrschen und seine Zeichen und Gesten besser deuten können." Eine Partnerschaft, die vom Glauben getragen wird, habe den Mehrwert, dass sie dazu verhelfe "offen für andere Menschen zu bleiben, als Paar nicht nur um sich selbst zu kreisen", ist Agnes Trabert überzeugt. Das junge Ehepaar habe sich vorgenommen, Gott in ihrer Beziehung Raum zu geben: "Das heißt, dass wir versuchen den anderen mit den Augen Gottes zu sehen und ihn dementsprechend zu behandeln. Daraus entsteht eine Art des Miteinanders, die für uns total erfüllend ist. Und was wir als Segen und als gut erfahren, möchten wir auch nach außen tragen."

Von Elisa Eichberg


Termine

Dessau: Pfarrei Heiligste Dreieinigkeit, 18 Uhr

Dingelstädt: Kerbscher Berg, 19 Uhr

Erfurt: Lorenzkirche, 20 Uhr Gera: Katholische Kirche St. Elisabeth, 15 Uhr

Jena: Stadtkirche St. Michael, 18 Uhr

Leipzig: Propstei St. Trinitatis, 19 Uhr

Plauen: Pfarrei Herz Jesu, 18 Uhr Wittenberg: Katholische Kirche St. Marien, 17 Uhr

Zittau: Pfarrei Mariä Heimsuchung, 19 Uhr

Gemeindeverbund Delitzsch: Segnung von Paaren in allen Vorabend- und Sonntagsgottesdiensten

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