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"Das, was Zukunft hat, fördern"

Bischof Gerhard Feige über seine erste, intensive Visitationsreise durch das Dekanat Halberstadt

Magdeburg. Angesichts der strukturellen Veränderungen im Bistum hat Bischof Gerhard Feige begonnen, die Gemeinden intensiver als bisher zu visitieren. So besuchte er 15 Tage lang das Dekanat Halberstadt, feierte Gottesdienste, war mit vielen im Gespräch und verschaffte sich auch bei zahlreichen Besichtigungen Einblicke in die Lage vor Ort.

Während seiner Visitationsreise besuchte Bischof Feige auch die Agrargenossenschaft Hedersleben. Vorstandsvorsitzender Trautmann zeigt dem Bischof und seinen Begleitern den Landwirtschaftsbetrieb.

Nach seinen vielfältigen Visitationserfahrungen im Dekanat Halberstadt ermutigt Bischof Gerhard Feige die Katholiken im Bistum, die Situation in ihren Gemeindeverbünden noch bewusster anzuschauen und daraus Konsequenzen zu ziehen. Neben vielen positiven Eindrücken hätten ihn bei seiner Rundreise Fragen umgetrieben wie: "Was ist eine lebendige und lebensfähige Gemeinde im Kontext unseres Modells der Pfarrei in mehreren Gemeinden (Gemeindeverbund)? Kann man von einer Gemeinde sprechen, wo es im Jahr nicht eine Taufe, Erstkommunion und Trauung gibt und auch nur zwei Beerdigungen, wo werktags keine oder kaum noch Gottesdienste möglich sind und auch karitativ nichts geschieht?" Er wisse darauf keine letzte Antwort, so der Bischof.

Auf jeden Fall sollten die Gemeinden nicht darauf aus sein, "so lange wie möglich selbstständig zu bleiben und versorgt zu werden, sondern schon jetzt die Chance größerer Gemeinsamkeit nutzen". Dabei müsse gut ausgewogen überlegt werden, "was vor Ort lebendig und sinnvoll ist und was eher im größeren Verbund Zukunft hat".

Die Gemeinden müssen aufmerksam sein


Es muss für die Gemeinden "ein normales Anliegen sein", den Glauben weiterzugeben, so Feige. Dazu gehöre etwa auch der Religionsunterricht in den Gemeinden. Die Gläubigen sollten besonders aufmerksam sein für Zuziehende, etwa aus den alten Bundesländern, aber auch von Ausländern, zudem für Menschen in konfessions- und religionsverschiedenen Ehen, für Wiederverheiratete und Alleinerziehende, für Bedürftige und für "Aktivitäten, wo Gott auch außerkirchlich sonst schon am Wirken ist" (zum Beispiel in Kunst und Kultur oder in mitmenschlichem Engagement).

Positiv äußerte sich Gerhard Feige gegenüber dem Tag des Herrn über die "recht konstruktiven" und von Kompetenz geprägten Gespräche mit den Gemeindeverbundsräten und Kirchenvorständen.

Vor seinen Visitationen hatte sich der Bischof statistische Daten zusammenstellen lassen: So leben im Dekanat Halberstadt derzeit 9273 Katholiken zusammen mit 1253 evangelischen und 2344 konfessionslosen Haushaltsangehörigen. 3,2 Prozent der Katholiken sind Ausländer. Die Teilnahme an der Sonntagsmesse liegt durchschnittlich bei 17,9 Prozent.

Bedenkenswert erscheint dem Bischof, dass in einem der größeren Gemeindeverbünde zwischen 2003 und 2007 nur 15 Trauungen stattfanden. Dabei gaben sich bei nur zwei der Eheschließungen katholische Christen das Ja-Wort, drei Ehen wurden zwischen katholischen und evangelischen Christen und zehn zwischen einem katholischen und einem konfessionslosen Partner geschlossen.

Positiv überrascht zeigte sich der Bischof über die vielfältigen Kontakte zu evangelischen Christen bei seiner Rundreise. So sei er etwa in Wernigerode, Quedlinburg, Ballenstedt und Dingelstedt mit evangelischen Seelsorgern im Gespräch gewesen. In einigen der katholischen Gemeinden gibt es evangelische Organisten oder ökumenisch zusammengesetzte Kirchenchöre. In Gernrode war die musikalische Gestaltung des Firmgottesdienstes durch einen Organisten, einen Posaunenchor und einen Gospelchor sogar gänzlich in evangelischer Hand. "Ich bin angetan davon, wie gut hier Christen vor Ort miteinander leben und glauben", so der Bischof.

Gute Erfahrungen ökumenischen Miteinanders


Erfreut äußerte sich Feige auch darüber, dass er mit dem Landrat des Harzkreises und mit den Bürgermeistern von Wernigerode, Blankenburg, Quedlinburg und der Gemeinde Huy zusammentreffen konnte. Die Verantwortlichen der Kommunen hätten ihm gute Einblicke in die politische und wirtschaftliche Situation vor Ort gewährt. Zudem besuchte der Bischof auch einige kirchliche und zivile Einrichtungen sozialer und kultureller Art, ein Bundesforschungsinstitut in Quedlinburg, mehrere Betriebe (auch eine Agrargenossenschaft) sowie die Moses-Mendelssohn-Akademie in Halberstadt.

Im kommenden Jahr will der Bischof als nächstes das Dekanat Stendal in seinen neu umschriebenen Grenzen visitieren.

Von Eckhard Pohl

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