Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Mühen sich um die neue Aufgabe

Die Kooperatoren waren zu einem Reflexions- und Begegnungstag nach Magdeburg eingeladen

Magdeburg. Welche Erfahrungen machen die Priester, die in den Gemeindeverbünden die Aufgabe des Kooperators wahrnehmen? Und wie kann dieser Dienst geistlich fruchtbar ausgestaltet werden? Das waren wichtige Fragen, wie sie beim Kooperatorentag in Magdeburg zur Sprache kamen.

Alle Seelsorger, die als Kooperatoren in den Gemeinden eingesetzt sind, waren am 10. Februar zu einem Tag des Austauschs und der Begegnung ins Magdeburger Roncalli-Haus eingeladen.

"Wir müssen uns darum mühen, unsere Situation aus dem Glauben heraus anzunehmen und zu gestalten." Dies gehörte zum Resümee eines Tages für Kooperatoren am 10. Februar im Magdeburger Roncalli-Haus. Zu der Begegnung der Priester, die mit dem Gemeindeverbundsleiter/ Pfarrer kooperieren, hatten Ordinariatsrat Thomas Kriesel, Leiter des Prozessbereiches II für Personaleinsatz und -entwicklung, und der Direktor der Fachakademie für Gemeindepastoral, Dr. Bernhard Scholz, eingeladen. Ein solcher Tag für die Kooperatoren fand nach 2006 und 2008 jetzt zum dritten Mal statt. Insgesamt sind in den Gemeinden des Bistums derzeit 35 Kooperatoren tätig, 19 von ihnen waren nach Magdeburg gekommen.

Die Umstellung fällt vielen Seelsorgern nicht leicht

2006 begann die Errichtung der 44 Gemeindeverbünde und die damit verbundene Beauftragung eines Teils der aktiven Priester als Gemeindeverbundsleiter und eines anderen Teils als diesen Leitern zugeordnete Kooperatoren. Etlichen Kooperatoren, von denen viele zuvor selbst als leitende Pfarrer tätig waren und die auf ihre Pfarrei verzichten mussten, fällt ihre neue Rolle noch immer nicht leicht. Dies wurde in einer Gesprächsrunde zu Beginn des Begegnungstages deutlich. "Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich keine Leitungskompetenz mehr habe, aber im Stillen schmerzt es mich schon hier und da noch. Und für Gemeindemitglieder, in deren Ort der Kooperator wohnt, ist es bis heute schwer verständlich", sagte einer der langjährigen Seelsorger. Dabei müsse manches, weniger Weitreichendes auch zeitnah vor Ort entschieden werden. Schwierig sei unter Umständen auch, wenn der Gemeindeleiter gar nicht dort wohnt, wo die meisten Entscheidungen zu treffen sind, weil dort zum Beispiel Einrichtungen der Gemeinde wie Kita oder Altenpflegeheim bestehen.

Mehrere Priester mahnten an, es fehlten klare Maßgaben und ein entsprechender Rahmen, auf welche Weise Gemeindeverbundsleiter/ Pfarrer und Kooperatoren gemeinsam an der inhaltlichen Zielsetzung der Seelsorge zu arbeiten hätten. Es dürfe nicht dazu kommen, dass der leitende Pfarrer seine Linie durchzieht und der Kooperator - nicht gefragt - resigniert verkündet, er sei nicht mehr verantwortlich. Zudem sei ein guter Informationsfluss zwischen allen Hauptamtlichen und mit den Gemeindemitgliedern unabdingbar.

Diskutiert wurde, ob es für den Kooperator sinnvoll ist, an den Kirchenvorstandssitzungen regelmäßig teilzunehmen, da er selbst kein Stimmrecht hat. Anders sei dies im Gemeindeverbundsrat.

Die Kooperatoren waren während des Begegnungstages dazu eingeladen, die Gestaltung der Drei Österlichen Tage Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern im Gemeindeverbund im Blick auf ihre Rolle zu reflektieren. "Für mich als Priester ist es nicht so einfach, wenn ich an diesen Tagen nicht selbst der Liturgie vorstehen kann, weil es etwa am Gründonnerstag nur einen gemeinsamen Gottesdienst im Gemeindeverbund gibt", sagte einer der Seelsorger. Ein anderer erinnerte sich, dass er es als Vikar durchaus schön fand, nicht selbst die Liturgie zu leiten, aber dennoch mit am Altar zu sein. "Die Frage ist, in welcher Richtung wir hier unseren priesterlichen Dienst vielleicht auch neu verstehen lernen müssen", sagte Ordinariatsrat Thomas Kriesel. Aber auch die Gemeinden seien gefordert, ihr Priesterbild im Sinne von: "Jeder Priester muss doch der Messe vorstehen" zu überdenken, wenn etwa Priester als Konzelebranten an der Eucharistie teilnehmen.

Neue Situation bietet verschiedene Chancen

Zur Sprache kamen auch die Chancen, die sich den Kooperatoren eröffnen, in dem sie etwa keine Leitungs- und Verwaltungsaufgaben übernehmen müssen. "Ich habe jetzt viel mehr Zeit für geistliche Gespräche, überhaupt für Begegnungen oder um Vorträge vorzubereiten und zu halten", sagte ein Seelsorger.

Naheliegenderweise kamen während des Tages immer wieder die kleiner werdenden Gemeinden, die zusammen mit den zurückgehenden personellen und materiellen Ressourcen zu den Verbünden geführt haben, in den Blick. "Es kommt darauf an, diese nicht leichte Situation und die sich daraus ergebenden Veränderungen im Glauben anzunehmen und die darin bestehenden Chancen zu ergreifen", betonte Ordinariatsrat Thomas Kriesel, der für den Personaleinsatz verantwortlich ist. Mancherorts würden in den Gemeinden die Chancen des Zusammenrückens durchaus schon gesehen, etwa, wenn dadurch ansprechende Gottesdienste gefeiert oder neue Kreise gebildet werden können, berichteten mehrere der Seelsorger. Zugleich gebe es aber auch Abbrüche, zum Beispiel dort, wo die Kreuzweg- oder Rosenkranzandacht nicht mehr am Ort der Leute stattfindet, die sich dazu sonst einfanden. In den Pastoralvereinbarungen der Verbünde komme es nicht auf hehre Ziele an, hieß es zudem. Stattdessen müsse es nicht zuletzt um "eine innere Profilierung" gehen. "Wir haben mit den Verbünden Strukturen geschaffen, die einen erweiterten Rahmen bieten. Aber wer in den Gemeinden ist im Glauben gewachsen?", so ein Seelsorger.

Die Kooperatoren wünschen sich für ihren Dienst Hilfen, die eigene Rolle anzunehmen und gut auszugestalten. Dazu seien klare Aufgabenumschreibungen, geistliche Impulse, Foren und Gespräche, wie sie auch ein Kooperatorentag bietet, nötig.

Von Eckhard Pohl

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps