Authentisch sein
Vorgestellt: Der neue Jugendseelsorger des Bistums Erfurt
Erfurt (dw). Seine eigene Jugend begann im Eichsfelder Sperrgebiet. Die Jugendlichen, mit denen er heute zu tun hat, leben dagegen in einer nahezu grenzenlos scheinenden Welt. Ein Porträt von Timo Gothe, der seit einem halben Jahr Jugendseelsorger der Diözese Erfurt ist:
Jugendlichen Orientierung geben und ihnen Mut machen, zu ihrem Glauben zu stehen - was Timo Gothe (35) sich für seine neue Aufgabe als Erfurter Diözesanjugendseelsorger vorgenommen hat, hätten die Jugendpfarrer früherer Generationen vermutlich ähnlich formuliert - dabei ist die Lebenswelt junger Leute von heute doch so ganz anders als die eigene im grenznahen Eichsfelddörfchen Sickerode?
Der neue Jugendseelsorger sieht das nicht ganz so: "Klar, sie leben nicht in einem Sperrgebiet und sie bloggen, googeln, twittern mit der halben Welt und dem Banknachbarn aus der Klasse", räumt er ein, betont aber im gleichen Atemzug: "Das heißt aber nicht, dass sie oberfl ächlicher wären oder weniger für ihren Glauben einsetzen würden." Die Jugendlichen jedenfalls, die Timo Gothe in den zurückliegenden Monaten im Erfurter Jugendhaus St. Sebastian kennengelernt hat, waren für ihn eine positive Überraschung. Ihre Offenheit, ihre Intensität, die Bereitschaft, sich sogar auf Themen einzulassen, die gerade nicht im Trend sind, ihre Ausdauer, die sie beispielsweise in der Weihnachtssingewoche an den Tag gelegt haben oder die Kreativität beim Dichten und Aufnehmen eines Songs über das Sebastian-Haus - all dies hat ihm den Einstieg in die neue Aufgabe leicht gemacht.
Die Erfahrungen der ersten Monate machen ihm Mut, neue Ideen einzubringen und in Angriff zu nehmen. Dabei spielt die Präsentation der Bistumsjugendseelsorge in der Öffentlichkeit mit überarbeitetem Programmheft, Plakaten und demnächst der Homepage genauso eine Rolle wie inhaltliche Gesichtspunkte. In den Tagen nach Ostern plant er, mit Jugendlichen ein Filmprojekt zu realisieren, und im Herbst steht einmal ein nach Geschlechtern getrenntes Wochenende im Veranstaltungsplan. Timo Gothe ist gespannt, ob Jugendliche bereit sind, da mitzugehen.
Der Jugendseelsorger möchte in seiner neuen Funktion nicht nur die Gymnasiasten im Blick haben, sondern auch Jugendliche, die am Rand stehen, Besucher der Heiligenstädter "Villa Lampe" etwa oder der offenen Erfurter Jugendeinrichtung "Die Brücke" - auch wenn er weiß, dass sich dieses Anliegen nicht so leicht verwirklichen lässt.
Timo Gothe kann - wie er selbst sagt - "der Gitarre ein paar Akkorde entlocken, um mit Texten und Liedern kreativ zu jonglieren ". Bei Tagen der Orientierung oder in dem einen oder anderen Kurs hat ihm das bereits einen eigenen Zugang zu den Jugendlichen ermöglicht.
Der gelernte Werkzeugmechaniker ist aber überzeugt, dass es letztlich bei Jugendlichen von jeher am besten ankommt, authentisch zu sein.
Neu lernen musste der Jugendseelsorger, in verschiedenen Internetcommunitys Verbindungen zu den Jugendlichen aufzunehmen und zu pfl egen. Hält er doch diese Form durchaus für eine Möglichkeit, um mit den Über-20-Jährigen in Kontakt zu bleiben, die dem Jugendhaus entwachsen sind, aber zumeist auch nicht gleich einen neuen Platz in der Kirche gefunden haben.