Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Im Rhythmus des Tages

Gebetsformen: Das Stundengebet

In der Fastenzeit stellt der Tag des Herrn an dieser Stelle verschiedene Gebetsformen vor. Heute: das Stundengebet.

"Für mich gehört das Stundengebet wie das Zähneputzen zum Tagesablauf", erzählt Regina Weider (52). Die gebürtige Rhönerin hat bereits in ihrer Ausbildung zur Erzieherin im Ursulinenkloster in Erfurt in den 70er Jahren erste Erfahrungen damit gesammelt: "Ich bin in dieser Zeit in das Stundengebet förmlich hineingewachsen." Schon damals sind die Gebetszeiten der Schwestern für Interessierte zugänglich gewesen. Ausgelernt und wieder in die Heimat zurückgekehrt, hat Regina Weider dann das Stundengebet nach und nach als ein "Aufatmen" an den verschiedenen Momenten des Tages für sich entdeckt.

Bis heute besteht zwischen ihr und dem Ursulinenkloster eine enge Verbundenheit. Regelmäßig verbringt sie Wochenenden in Erfurt. "Die Zeit im Kloster ist für mich eine Oase und eine Kraftquelle für den Alltag. Besonders die Gebetszeiten mit den Schwestern berühren mich. Der harmonische Klang der Hymnen, der Wechselgesang bei den Psalmen, die feierliche Haltung jeder Einzelnen schaffen eine Atmosphäre der Einkehr."

In ihrem Alltag betet Regina Weider alleine, erzählt sie. Sie fühlt sich dabei aber nicht allein, betet sie doch in Verbundenheit mit der Weltkirche, allen Ordensleuten, Priestern und Laien, die das Stundengebet pflegen.

Die Tradition der Tagzeitenliturgie, wie das Stundengebet auch genannt wird, ist eine Gebetsform, die gemäß der Weisung "Ora er labora" (Bete und arbeite) aus der Regel des heiligen Benedikt, dem Vater des abendländischen Mönchtums, seit Jahrhunderten das Klosterleben prägt. In der Stundenliturgie gibt es mehrere Gebetszeiten am Tag. Die genaue Uhrzeit kann variieren.

Eine Klostergemeinschaft kann sich für das Gebet die nötigen Auszeiten am Tag nehmen, eine Beamtin, ein Schichtarbeiter eher nicht. So hat es auch Regina Weider erfahren, als sie bis vor wenigen Jahren noch vollberuflich in einem katholischen Kindergarten gearbeitet hat: "In diesen Jahren habe ich nur morgens und abends feste Gebetszeiten gehabt, ab und zu vielleicht noch ein Angelusgebet in der Mittagszeit."

Die erste Gebetszeit des Tages ist die Vigil (lateinisch Wache), die entweder am Vorabend oder vor Tagesanbruch gehalten wird. Die bekanntesten Vigilien, die die Kirche feiert, sind die Christnacht und die Osternacht. Die zweite und am meisten verbreitete Gebetszeit am morgen ist die Laudes (lateinisch Lob). Danach gibt es im Laufe des Tages die kleinen Horen (lateinisch Stunden), die nach der antiken Stundenrechnung benannt sind: Prim, Terz, Sext und Non. So wird beispielsweise die Non (lateinisch neun) gegen 15 Uhr gebetet, es ist nach antikem Zeitverständnis die neunte Stunde nach Tagesanbruch. Jede Gebetszeit hat ihre spezielle inhaltliche Ausrichtung. Mit der Vesper beispielsweise schließt man den Arbeitstag ab und gedenkt der großen Taten Gottes mit dem Magnificat, dem Lobgesang Mariens.

Ein Stundengebet setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen: Psalmen, Hymnen und Lesungen aus der Heiligen Schrift, Fürbitten und Vaterunser. Die Abfolge ist im Stundenbuch festgehalten. Wie das Stundenbuch zu Handhaben ist, musste auch Regina Weider erst lernen: "Vor 20 Jahren habe ich angefangen das Stundengebet regelmäßig zu beten. Am Anfang kam ich noch oft durcheinander, denn nicht alle Texte stehen direkt beieinander. Ich habe dann einfach bei den Ursulinen angerufen und nachgefragt." Die drei Bände des Stundenbuches, für die Fasten- und Osterzeit, die Weihnachtszeit und den Jahreskreis, hatte sie sich von den Ursulinenschwestern für längere Zeit ausgeliehen. Vor einigen Jahren bekam sie dann als Andenken die Stundenbücher einer verstorbenen Schwester, mit der sie sehr verbunden war, geschenkt.


Tipp

Das Stundengebet in einfacher Form für den Alltag: "Te Deum", herausgegeben von der Benediktiner-Abtei Maria Laach in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bibelwerk Stuttgart. Als Buch im Abo bestellbar (ars liturgica, Aboservice, Benediktinerabtei, 56653 Maria Laach, Tel. 0 26 52 59 / 377). Täglich aktualisiert im Internet: www. maria-laach.de/tedeum

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps