Sich geborgen wissen
Gebetsformen: Das Taizé-Gebet führt zu Stille, innerer Ruhe und vor Gott
Der Tag des Herrn stellt in der Fastenzeit verschiedene Gebetsformen vor. Heute: das Taizé-Gebet.
"Die Ruhe, die vielen Kerzen, der schöne Gesang" - Josephin Bettzüge ist vom Taizé-Gebet begeistert. Die Art, miteinander zu beten, zu singen, zu schweigen und sich so in Gott geborgen zu fühlen, gefällt mir sehr gut, sagt die junge Frau, die Hebamme werden will und derzeit gerade ein Praktikum macht.
"Wir treffen uns ungefähr einmal im Monat zum Taizé-Gebet im Dekanat und ein- bis zweimal im Jahr zu einem gemeinsamen Taizé-Wochenende", erzählt die 18-Jährige voll von guten Erfahrungen. "Wenn wir jeweils freitags abends zusammenkommen, halten wir etwa eine Dreiviertelstunde gemeinsam Gebet: Wir singen die Lieder von Taizé, hören eine Bibelstelle, beten das Vaterunser und erbitten uns den Segen. Danach gibt es eine Singerunde, bei der sich jeder ein Taizélied wünschen kann." Anschließend treffen sich die Teilnehmer, oft etwa fünf oder sechs Personen ganz unterschiedlichen Alters, zum gemütlichen Beisammensein.
Bei einem Taizé-Wochenende kommt eine größere Gruppe zusammen. "Dann ist mehr Zeit, Bibeltexte zu bedenken, sich zu fragen, was Gott einem persönlich damit sagen will, miteinander ins Gespräch zu kommen und einfach und gut miteinander zu leben", sagt die Jugendliche.
Kennengelernt hat Josephin Bettzüge diese Form geistlichen Lebens und Betens 2006 im Rahmen der katholischen Jugendarbeit. "Auf Einladung unseres Dekanatsjugendseelsorgers Stephan Zeiler nahm ich eines Tages eher uninformiert über Taizé an einem Taizé-Wochenende teil. Ich war sofort tief beeindruckt. Die schöne Atmosphäre und die Ruhe machten es mir leicht, mich in diese Form des Gebets hineinfallen lassen", sagt die junge Frau. Dabei seien ihr natürlich die nicht selten lateinischen Liedtexte aufgefallen, die sie aber durch das häufige Wiederholen beim Singen schnell gelernt habe. "Die guten Texte, die schönen Melodien, die Ruhe tun mir einfach gut", sagt Josephin. Auch junge Leute seien heute in der Schule oder bei der Suche nach einer Ausbildungsmöglichkeit schon Stress und Hektik ausgesetzt. Von den Liedrufen mag sie zum Beispiel "Ubi caritas et amor ... (Wo die Güte ist und Liebe)" und "Meine Hoffnung und meine Freude ..." besonders.
Das häufige Wiederholen der Liedzeilen ermögliche erst, wirklich aus dem Inneren heraus zu singen und zu beten. "Die Lieder werden so zum eigenen Gebet", sagt Josephin, die auch den Wert des Rosenkranzgebetes zu schätzen weiß, auch wenn das Taizégebet eben einfach "jugendgemäßer und cooler" sei. Im Übrigen sei Taizé ja schließlich ökumenisch. "Beim gemeinsamen Singen und beten merkst du nicht, ob jemand katholisch oder evangelisch ist", sagt Josephin. "Gemeinsam knien wir vor Gott ..."
Schätzen gelernt hat die junge Frau auch, auf einem der Taizé- Kniebänkchen knieend vor Gott zu sein. "Ich empfinde das Knien wirklich als angemessene Anbetungshaltung, die mir hilft, mich im Inneren vor Gott zu wissen", sagt sie. "Knien hilft, sich zu konzentrieren und nicht mit den Gedanken irgendwo zu sein."
"Ich komme nirgends so tief mit Gott ins Gespräch wie beim gemeinsamen Taizégebet", sagt Josephin. "Und ich empfinde anderswo auch nicht solche Ruhe, Stille und Zufriedenheit."In Taizé selbst ist Josephin übrigens noch nicht gewesen. Aber sie hat sich fest vorgenommen, einmal hinzufahren.
Viele Infos und Anregungen: http://www.taize.fr/de
Von Eckhard Pohl