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Ausgezeichnete Integration

Caritas-Berater Nguyen Tien Duc ist einer der "Magdeburger des Jahres 2009"

Magdeburg. Nguyen Tien Duc ist ein Paradebeispiel gelungener Integration. In seinem Beruf versucht zu helfen, dass dies auch anderen gelingt. Der gebürtige Vietnamese berät seit 1992 Ausländer beim Caritasverband in Magdeburg. Kürzlich wurde er als einer der "Magdeburger des Jahres 2009" ausgezeichnet.

Nguyen Tien Duc (Dritter von links), hier im Gespräch mit seinen Caritas-Kollegen, leitet das Interkulturelle Beratungs- und Begegnungszentrum beim Caritasverband des Bistums Mageburg.

"Von der Nominierung habe ich gar nichts gewusst. Das hat mich sehr überrascht", lächelt Nguyen Tien Duc über seine unverhoffte Kandidatur für die Wahl zum "Magdeburger des Jahres 2009". Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Caritas hatte ihn für die Aktion der Magdeburger Tageszeitung "Volksstimme" vorgeschlagen, und die Leser wählten ihn schließlich auf den sechsten Platz. "Das ist eine Ehre für mich", sagt der gebürtige Vietnamese, und viele seiner etwa 800 Landsleute in Magdeburg fühlen sich ebenfalls geehrt. Aber vorrangig gelte diese Anerkennung seiner Arbeit bei der Caritas, meint Duc.

Angefangen hatte er bei der Caritas 1992 als Berater ausschließlich für Vietnamesen. "Das war sehr schön. Da habe ich auch Hausbesuche gemacht und hatte mehr Zeit für Jeden", schwärmt der 54-Jährige ein wenig. Andererseits erinnert er sich auch noch an die ersten Berichte mit Schreibmaschine und beginnt, sich seine schwarzen Haare zu raufen. Überhaupt sei die Situation nach der Wende für Ausländer eine "Katastrophe" gewesen: Keine Beratung, Ausländerfeindlichkeit, unsichere Rechtslage.

Doch mit den Jahren hat sich viel geändert. Neben vielen Beratungs- und Begegnungsmöglichkeiten gibt es Vereine von ausländischen Mitbürgern. Zudem würden Ausländer in der Gesellschaft heute angemessener wahrgenommen. "Es ist leichter geworden, sich zu integrieren", glaubt der diplomierte Sozialarbeiter. Dafür sei seine Arbeit umfangreicher geworden. "Vor allem die Anforderungen sind rasant gestiegen", weiß der nicht mehr nur für Vietnamesen zuständige Caritas-Berater. "Ich habe viel dazugelernt und bin fit in der Beratung", sagt er überzeugend.

Inzwischen leitet Duc, der 1977 zur Ausbildung als Maschinenund Anlagenmonteur in die DDR kam, das Interkulturelle Beratungs- und Begegnungszentrum beim Caritasverband für das Bistum Magdeburg. Dort koordiniert er verschiedene Integrationsprojekte wie "Sprachpatenschaften", "Jobbrücke und Jobchance", sein Projekt zur Arbeitsmarktintegration von Migranten in Sachsen- Anhalt und nicht zuletzt sein "Lieblingskind", das "Magdeburger Tandem". Wie beim Tandem- Fahrrad strampeln auch bei diesem Projekt zwei Menschen - ein ehrenamtlicher Deutscher und ein jugendlicher Migrant - für gemeinsame Ziele, nämlich die Bewältigung von Alltagsproblemen.

"Jobbrücke" und "Magdeburger Tandem"

Für die Migranten sei es zum Beispiel sehr wichtig, den Kontakt zur Schule herzustellen. "Wenn aber die Eltern kaum Deutsch sprechen, dann scheuen sie Elternabende oder Gespräche mit den Lehrern", weiß der dreifache Familienvater. Der deutsche Tandempartner kann nicht nur diese Kommunikationslücke schließen, sondern auch bei Schulaufgaben oder der Suche nach einem Ausbildungsplatz helfen. "Selbst scheinbar hoffnungslose Situationen wurden so bewältigt", freut sich Nguyen Tien Duc. Die Hilfe solle aber keine Einbahnstraße sein, sondern auch der Jugendliche soll dem deutschen Begleiter beispielsweise im Garten oder beim Umzug helfen oder für ihn auf einer Geburtstagsfeier kochen, erzählt der Caritas-Berater über eine sehr gern in Anspruch genommene Gegenleistung. Alles in allem sei es ein Projekt mit wenig Aufwand, aber großer Wirkung. So groß, dass auch das "Bündnis für Demokratie und Toleranz" das Projekt vor wenigen Wochen bei einem bundesweiten Wettbewerb mit einem Preisgeld von 2500 Euro honorierte.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Integrationsarbeit des Magdeburger Caritasverbandes ausgezeichnet wird, wie einige ausgestellte Urkunden auf dem Flur der Beratungsstelle zeigen. "Wir machen hier eine gute Arbeit", sagt Nguyen Tien Duc stolz. "Es macht uns Freude, und wir erfahren viel Dankbarkeit."

Auch mit seiner buddhistischen Religion habe der Magdeburger bei der Caritas keine Probleme. Im Gegenteil: Jedes Jahr gibt es für Vietnamesen und Deutsche eine Ausfahrt der Caritas nach Hannover zur vietnamesischen Pagode. "Da ist es wie in Vietnam", erklärt Duc, dessen erste Heimat ihm aber schon fremd geworden sei.

Auch ehrenamtlich in Netzwerken engagiert

Neben seiner Arbeit bei der Caritas engagiert sich der Familienvater auch in Netzwerken für Demokratie und Integration. Er leitet Seminare zu interkultureller Kommunikation oder vietnamesischer Kultur. Die Jahreskarte für das Fitnesscenter ist ihm auch wichtig. Dort möchte er für sich sein und ausnahmsweise keine Kontakte weiter knüpfen.

Ob er seine Arbeit wirklich gut macht, das kann seine vietnamesische Frau bald am besten einschätzen. Sie ist momentan arbeitslos, und er versucht ihr den Weg in die Selbstständigkeit zu ebnen. "Sie wird bald ein vietnamesisches Restaurant eröffnen", hofft der in diesem Falle "Privat-Berater" auf ein gutes Gelingen.

Von Uwe Naumann

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