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Alles eine Frage der Bewegung

Im Gemeindeverbund Wermsdorf ist die Fusion dreier Gemeinden auf einem guten Weg

Oschatz. Die Zusammenlegung mehrerer Gemeinden zu einem Verbund verlangt Umstrukturierungen und neue Wege. Oft fehlen konkrete Hilfestellungen. Mitglieder aus dem Gemeindeverbund Wermsdorf verraten, warum es bei ihnen trotzdem gut klappt.

Im Gemeindeverbund Wermsdorf finden jährlich drei Fastenessen statt. Hier zu sehen: Oschatz.

"Wir haben die Situation endlich akzeptiert", berichtet Conrad Hamm aus dem Gemeindeverbund Wermsdorf. "So ein Zusammenwachsen ist ein langer Prozess." Wermsdorf, Oschatz und Mügeln sind 2002 zum Gemeindeverbund Wermsdorf zusammengeschlossen worden. "Das ist erstmal eine schmerzhafte Erfahrung, weil dabei bewusst wird, dass die Gemeinden immer kleiner werden und es immer weniger Priester gibt", äußert Conrad Hamm, Pfarrgemeinderatsmitglied aus Oschatz. Die Gemeinden hätten sich eine Art "Fahrplan" vom Ordinariat gewünscht, auch Pfarrer Martin Prause beklagt, dass es dafür keine Handreichung gäbe, "alle werden ins kalte Wasser geschmissen", formuliert es Prause.

Wenn man Kirchenratsmitglied Jürgen Günster aus Mügeln fragt, ist es Pfarrer Martin Prause zu verdanken, dass der Gemeindeverbund heute in so harmonischer Weise funktioniert. Prause kam 2004 in den bereits bestehenden Gemeindeverbund und sei dadurch nicht vorbelastet gewesen. Von Anfang an habe er die Gemeinden gleichberechtigt behandelt. "Er nimmt unsere Meinung ernst und fällt Entscheidungen nur nach Absprache mit Kirchenrat und Pfarrgemeinderat, um den nötigen Rückhalt zu haben. Nie haben wir empfunden, dass Pfarrer Prause uns etwas überstülpen wollte", berichtet Jürgen Günster.

In den drei Verbundgemeinden scheint eine gewisse Eigenständigkeit zu herrschen. In Mügeln ist beispielweise ein Seelsorgerat ins Leben gerufen worden, eine Gruppe von Laien, die Kreise aus der Gemeinde vor Ort betreut. Die Einrichtung von Seelsorgeräten ist auch in den anderen Gemeinden geplant, berichtet Conrad Hamm.

Die eigenen Traditionen wahren zu können, das sei ein wichtiger Bestandteil eines solchen Zusammenschlusses, beobachtet Pfarrer Martin Prause. "Es finden daher auch drei Patronatsfeste im Jahr statt", oder drei Fastenessen. Dabei seien die anderen Gemeinden immer mit eingeladen, um die jeweilige Gemeinde vor Ort zu besuchen und ihnen so ihre Wertschätzung zu zeigen.

"Es ist immer eine Frage der Bewegung. Ich muss mich eben auf den Weg machen, um nach Wermsdorf zu kommen. Kontakte kann man nur auf diese Weise pflegen", betont Conrad Hamm. Die Wermsdorfer bewegten sich noch nicht so sehr auf die anderen Gemeinden zu, aber das sei eine Frage der Zeit, bemerkt er verständnisvoll. Die Oschatzer und Mügelner seien schon vor der Zeit des Gemeindeverbunds enger in Verbindung gewesen, auch da habe es nur ein langsames Zusammenwachsen gegeben. Bärbel Pannewitz aus Mügeln sieht es ähnlich. Dass die Wermsdorfer weniger zu Veranstaltungen nach außerhalb kommen, sieht sie gelassen: "Die Wermsdorfer haben doch so eine schöne Kirche! Außerdem gibt es dort den einzigen stabilen Sonntagsgottesdienst. Auch vor der Zusammenlegung hatte die Wermsdorfer Gemeinde eigenständige Kreise, die wollten wir nicht sprengen. Es ist doch schön, wenn es vor Ort lebendig ist." Andere Gruppen habe man gemeinsam ins Leben gerufen, wie den monatlichen Frauenkreis oder einen Chor.

In der Jugend sieht es hingegen schon bewegter aus. Für Lucas und Theresia ist es ganz normal, dass man sich zur Gemeinde des anderen aufmacht. So berichtet Theresia aus Wermsdorf, dass sich "die Jugend untereinander gut kennt. Wir treffen uns jeden Freitagabend." Sie selber hat sich am vergangenen Sonntag nach Oschatz zum Fastenessen aufgemacht. "Wir sehen uns als Pfarrjugend einer einzigen Gemeinde, da ist egal, wer aus welcher Gemeinde kommt. Schließlich kennen wir uns auch aus der Schule und sind miteinander befreundet", erzählt Lucas.

Gemeinsame Aktivitäten unterstützen das Zusammenwachsen. So gibt es neben einer gemeinsamen Feier der Gründonnerstagsliturgie, eine gemeinsame Faschingsfeier und einen Gemeindestammtisch, ein Bildungsabend zu religiösen Themen. "Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, sich besser kennenzulernen. Besonders hervorheben möchte ich die Exerzitien im Alltag. Dort begegnen sich Gemeindeverbundsmitglieder in einem sehr persönlichen Rahmen. Das schweißt zusammen", ist Pfarrer Martin Prause überzeugt.

Von Elisa Eichberg

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