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Ein Fenster in die Kirche sein

Fünf Männer bereiten sich in der Magdeburger Fachakademie für Gemeindepastoral auf ihren Dienst vor

Magdeburg. Die Motive sind ähnlich und auch verschieden, warum sich Männer gerufen fühlen, nebenberuflich Ständige Diakone zu werden. Seit fast zwei Jahren läuft wieder eine entsprechende Ausbildung in Magdeburg. Am 7. März werden die Teilnehmer mit den Dienstämtern Lektorat und Akolythat beauftragt.

Kirchenmusiker Diakon Bernhard Zülicke probt mit drei der fünf Diakonanden das Exultet. Neben ihm Peter Hartig aus Brieskow-Finkenheerd, Andreas Wanzek aus Zwochau und Bernd Schmuck aus Görlitz.

"Das Osterlob (Exsultet) in der Osternacht ist vornehmlich die Aufgabe des Diakons", betont Diakon Bernhard Zülicke. Der erfahrene Kirchenmusiker erteilt an diesem Samstagmorgen drei Diakonanden Unterricht im Fach Liturgisches Singen. Parallel dazu haben zwei weitere Männer Sprecherziehung bei Dozent Martin Ernst. "Singen" und "Sprechen" stehen regelmäßig auf dem Ausbildungsprogramm der angehenden Ständigen Diakone.

Bei diesem zwölften Wochenende der von der Fachakademie für Gemeindepastoral in Magdeburg angebotenen Ausbildung geht es im Fach Singen um die Kar- und Ostertage. "Im Exsultet (deutsch: Frohlocke ...) gibt es eine Passage, die ausschließlich dem Diakon vorbehalten ist", betont Kirchenmusiker Zülicke und singt mit den Männern gerade auch diesen Abschnitt des Osterlobs einmal an. Später macht er die Diakonanden auf Modelle für die Gestaltung der Ölbergstunde am Gründonnerstag und von Trauermetten am Karfreitag aufmerksam. "Das sind Gottesdienstformen, die angesichts unserer zunehmend priesterlosen kleineren Gemeinden immer mehr auf uns zukommen", sagt der langjährige Diakon.

"Dass in den Gemeinden zunehmend weniger Hauptamtliche tätig sind, hat mich veranlasst zu fragen, worin mein Beitrag bestehen könnte, dem zu begegnen", erzählt Andreas Wanzek in der Pause. Schließlich sei dies für ihn ein wichtiger Grund gewesen, sich für die Diakon-Ausbildung zu bewerben. "Der Diakon ist für mich ein Fenster der Kirche in die Gesellschaft, in unseren Breiten also nicht zuletzt ein Fenster für die Nichtchristen", schildert der in Zwochau beheimatete Projekt- Lehrer und Vater von vier Kindern sein Verständnis des Weiheamtes. Umgekehrt könne der Ständige Diakon auch den Alltag der Menschen in die Kirche mitbringen. Der 47-jährige Wanzek möchte künftig in diesem Sinne wirken. "Ich gehe von einem komplementären Verständnis von Priester und Diakon aus". Zum Dienst des Diakons gehört es in besonderer Weise, "Nöte aufzugreifen und die Gemeinde anzuhalten, diesen zu begegnen", so der in der Fokolare- Bewegung beheimatete Christ.

Spirituelle, theologische und praktische Ausbildung

Mit etwas anderer Perspektive geht sein Kollege Bernd Schmuck aus Görlitz auf sein Ziel zu. "Ich suche für mich eine geistliche Vertiefung meiner Arbeit und meines Lebens", sagt der 43-jährige Familienvater von zwei Kindern. Schmuck ist Geschäftsführer der Malteser-Diözesan-Verbände Dresden-Meißen und Görlitz und so seit 20 Jahren eigentlich im diakonischen Dienst tätig, wie er sagt. "In der gegenwärtigen Ausbildung erlebe ich eine spirituelle und theologische Vertiefung meiner Arbeit. Zugleich beschäftigt mich, ob es in meinem Leben noch eine besondere Akzentsetzung geben soll." Schmuck: "Als Malteser sind uns viele Menschen etwa über unsere Hospizdienste anvertraut, für die wir Verantwortung tragen." Insofern frage er sich, ob etwa die verstärkte Sorge um Kranke und Sterbende auch in der eigenen Gemeinde für ihn eine Aufgabe als nebenberuflicher Diakon sein könne. Zudem sind ihm seit Jahren - auch durch Kontakte in seinem Beruf - die der Kirche Fernstehenen wichtig geworden. Schmuck erhofft sich von der Diakon-Weihe "insofern ein Stück Bestätigung zu bekommen, als ihm die Kirche damit zuspricht: ,Du bist berufen für diesen Dienst.‘" Dabei sieht er auch seine frühere musikalische und spirituelle Prägung bei den Dresdner Kapellknaben und sein Engagement in der Jugendarbeit als Bausteine für seinen Weg.

"Lesen Sie den Abschnitt noch einmal vor", fordert Martin Ernst wenig später Bernd Schmuck auf, eine Passage aus einer Sonntagslesung zu wiederholen. Denn jetzt ist Sprecherziehung an der Reihe. "Es kommt darauf an, dass Sie lernen, die liturgischen Texte wirkungsvoll und dialektfrei vorzutragen, damit die Inhalte die Hörer gut erreichen", betont Sprecherzieher Ernst. Nachdem er mit seinen Schülern verschiedene Lesungen und andere Texte geprobt und besprochen hat, erhalten sie den Auftrag, für das nächste Studienwochenende einen Bibelabschnitt sprachlich vorzubereiten.

Die Ausbildung neben dem Zivilberuf erleben die Diakon- Anwärter mit ihren Familien als große Herausforderung, erzählen sie im Anschluss. "Nicht ich bin auf dem Weg, Diakon zu werden, sondern meine Familie", sagt Andreas Wanzek. In jedem der drei Ausbildungsjahre sind sechs Studienwochenenden und eine Studienwoche zu absolvieren. Einmal pro Jahr werden auch die Familien mit eingeladen. In diesem Jahr ist neben den Studienwochenenden ein 150-stündiges Teilzeitpraktikum zu leisten. Zudem sind bis Februar 2011 die 24 Lehrbriefe des Pastoraltheologischen Kurses von Theologie im Fernkurs durchzuarbeiten und sich auf die entsprechende Prüfung vorzubereiten.

Während des Praktikum möchte Wanzek gern auch Erfahrungen in der Gefängnisseelsorge sammeln. Hier könnte er sich künftig neben dem ehrenamtlichen Einsatz auch eine berufliche Teilanstellung als Seelsorger vorstellen. In der Gemeinde selbst möchte er als Diakon ehrenamtlich wirken. "Mitchristen ohne Weihe tun dies ja auch und oft mit viel Engagement", sagt er.

Von Gefängnisseelsorge bis Sterbebegleitung

Doch zunächst werden Wanzek, Schmuck und ihre Kollegen aus dem Erzbistum Berlin jetzt am 7. März in der Magdeburger St.-Adalbert-Kirche vom Berliner Weihbischof Dr. Matthias Heinrich mit den Dienstämtern Lektorat und Akolythat beauftragt. Sie gehen damit einen Schritt auf dem Weg zum Weiheamt und sind ab dann besonders berufen, das Wort zu verkünden und dem Priester bei der Feier der Eucharistie zu helfen. Nach der Erteilung der Admissio werden sie voraussichtlich am 4. Juni 2011 in ihren Heimatdiözesen geweiht werden.

Nach "Singen" und "Sprechen" steht an diesem Vormittag noch die Weiterarbeit an den Theologischen Lehrbriefen auf dem Programm. Am Nachmittag sind dann zwei Arbeitseinheiten zu den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas mit Dr. H.-Konrad Harmansa geplant. Nach Vesper und Abendessen werden die Teilnehmer zum Schriftgespräch zusammenkommen. Am Sonntag ist in der Klinik St. Marienstift Eucharistiefeier, bei der die Diakonanden Aufgaben übernehmen werden.

Von Eckhard Pohl

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