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"Jesus ist da und segnet uns"

Gebetsformen: Im eucharistischen Brot ist Jesus auf besondere Weise gegenwärtig

In der Fastenzeit stellt der Tag des Herrn an dieser Stelle verschiedene Gebetsformen vor. Heute: die eucharistische Anbetung.

Silvia Berndt, Mutter von vier Kindern, nimmt wöchentlich an einer Anbetungsstunde teil.

Eine junge Mutter hält ihre zweijährige Tochter im Arm, sie knien an den Altarstufen und blicken auf das Allerheiligste auf dem Altar. Mit ihnen sind weitere zehn junge Mütter und ein junger Vater mit ihren Kindern anwesend und einige Frauen, sie alle kennen sich aus der Erfurter Domberggemeinde und treffen sich einmal wöchentlich zu einer Anbetungsstunde. Einige der Kleinen laufen umher, manche rennen begeistert in den Altarbereich - da kommt schon eine Mutter und winkt sie zu sich, es wird ein Lied aus dem Gotteslob angestimmt, die Kinder beruhigen sich. Silvia Berndt sitzt mit ihrer sieben Monate alten Tochter in der Bank. Sie genießt die Ruhe und den Moment der Anbetung.

Anbetung - Zeit zum Gespräch mit Gott

"Diese Stunde ist mein Ruhepunkt im Alltag. Zu Hause komme ich selten dazu, mich für das Gebet zu sammeln, ich habe vier Kinder. Manchmal geht es bei der Anbetungsstunde zwar sehr wuselig zu", erzählt Silvia Berndt, "aber Jesus ist da und segnet uns." Es sei angenehm, dass die Kinder sich dabei frei bewegen dürfen. Anders sei dies im Sonntagsgottesdienst, berichtet eine junge Mutter: "Dort wird von den Kindern verlangt, dass sie am besten still sitzen und aufmerksam sind. Da habe ich als Mutter mehr zu tun, auf die Kinder aufzupassen, als mich auf die heilige Messe zu konzentrieren. Bei der Anbetung habe ich Zeit zum Gespräch mit Gott."

Angefangen hat die wöchentliche Anbetungsstunde mit einer persönlichen Gebetszeit von Ursula Richter. Die Ärztin im Ruhestand betet seit mehreren Jahren zu fester Stunde für Ordens- und Priesternachwuchs, gemäß dem Wunsch der heiligen Thérèse von Lisieux, der sie als Mitglied im Theresienwerk Augsburg sehr verbunden ist. So initiierte Ursula Richter das Gebet, vor vier Jahren kamen die ersten jungen Mütter aus der Gemeinde dazu. Man trifft sich vormittags in der Kapelle des Waisenhauses in Erfurt. Nach wie vor wird für Ordens- und Priesternachwuchs gebetet: "Wir beten jedesmal das Gebet Nr. 67,5 aus dem Gotteslob. Alles andere ist frei, die meiste Zeit schweigen wir, so kann jeder seine persönlichen Anliegen vor Gott tragen. Es kann auch ein Lied, ein Gebet angestimmt werden, das machen wir spontan."

"Die Kinder spüren, dass Jesus gegenwärtig ist"

Eine Ordensschwester aus dem Waisenhaus holt für die Zeit der Anbetung die konsekrierten Hostien aus dem Tabernakel und stellt den Hostienkelch auf den Altar. Am Ende der Anbetung dürfen die größeren Kinder die Altarkerzen auspusten: "Das ist für sie schon zum festen Ritus geworden", erzählt Silvia Berndt. "Sicherlich können wir auch zu Hause beten, aber in der Kapelle herrscht eine andere Atmosphäre, man kann sich viel besser sammeln, auch die Kinder merken: Hier ist ein besonderer Ort, hier ist Jesus auf besondere Weise gegenwärtig." Eine andere Mutter berichtet: "Vor dem Allerheiligsten kann ich einfach da sein, mich vor Gott ausruhen. Wir staunen, wie gut sich die Kinder sammeln können. Nach und nach gewinnen sie einen tieferen Bezug zum Geschehen am Altar. Das macht sich bei den größeren Kindern auch im Sonntagsgottesdienst bemerkbar."

Den jungen Müttern scheint eucharistische Anbetung überhaupt nicht befremdlich zu sein, bemerkt Ursula Richter. Dazu habe die Anwesenheit der Kinder entschieden beigetragen. Nach der Anbetung folgt meist eine Zeit des Beisammenseins und der Begegnung. Ursula Richter freut sich daran: "Es ist schön zu sehen, dass die Zeit, die wir Gott schenken, uns hilft, auch die Beziehungen untereinander zu vertiefen."


Hintergrund

Mit den Fronleichnamsprozessionen, die seit dem 13./14. Jahrhundert praktiziert werden, setzt die Verehrung der Eucharistie außerhalb von Messfeiern ein. Dass eucharistisches Brot über die heilige Messe hinaus aufbewahrt wird, ist vermutlich auf die Krankenkommunion zurückzuführen, die den Kranken schon in den ersten Jahrhunderten nach Hause gebracht worden ist. Den Tabernakel, in denen die konsekrierten Hostien aufbewahrt werden, kennt man seit dem achten Jahrhundert.


Von Elisa Eichberg

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