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Warum Christen Krimis lesen

Krimiautor Steffen Mohr über Mordgelüste und die Sehnsucht nach dem Guten

Leipzig. Christen und Mordgelüste? Glaube und Krimi? Der Leipziger Künstler Steffen Mohr erzählt, wie diese zwei Welten zusammenpassen. Pünktlich zur Buchmesse erscheint nun auch sein neues Buch "Im Auftrag des Herrn" mit spannenden Rätselkrimis für Christen.

Der Leipziger Krimiautor Steffen Mohr gibt gerne mal den Sherlock Holmes.

"Manchmal könnte man das Weib erschießen, sie mit glühendheißem Kaffee übergießen!" Mordgedanken gegen die Chefin und andere kriminelle Überlegungen besingt Steffen Mohr in seinem Krimiblues. Sein frisch komponiertes Werk wird er auf der Leipziger Buchmesse vortragen - zur Präsentation seines neuen Buches "Im Auftrag des Herrn", erschienen im Leipziger St. Benno-Verlag.

Steffen Mohr ist Krimiautor und Liedermacher aus Leidenschaft. Sein Arbeitsplatz: seine Küche. Auf einer gut eingesessenen Eckbank reifen in ihm Mordgelüste und der Drang, sie in einem Happy End enden zu lassen. Der Krimi sei nunmal dem Klischee verpflichtet: "Es muss ein gutes Ende geben. Das ist die Ursehnsucht eines jeden Menschen."

In einer Krimigeschichte gibt es drei Archetypen, erklärt der Experte: den Verbrecher, das Opfer und den Verfolger. "Letzterer, der meist ein Kommissar ist, hat eine Art Heilandsfunktion. Er richtet die Dinge wieder, entlarvt das Böse, rächt das Unrecht." Im Grunde eine tief religiöse Sehnsucht jedes Menschen, ist Mohr überzeugt.

Im Alltag dringe aber nur wenig von der Sehnsucht nach dem Guten und Höheren an die Oberfläche beobachtet Mohr: "Kaum ist ein Brief vom Finanzamt reingeflattert, kaum hört man den Lärm der Nachbarn, wird dieses Streben zugedeckt. Bei einem Krimi aber, taucht der Leser in diese Welt ein. Dort gibt es keine lästige Bürokratie, die das Leben erdrückt." Doch nicht nur das: Mohr lädt seine Leser ein, mitzukombinieren und dem Mörder selbst auf die Schliche zu kommen. "Und seien wir ehrlich: Werden wir nicht alle mehrmals am Tag innerlich zum Mörder?" Auch dafür bietet Mohr seinen Lesern Platz zum Austoben.

Der studierte Theaterwissenschaftler ist überzeugter katholischer Christ. Zwar ist er nicht unbedingt Anhänger "der katholischen Kirche in jeder Hinsicht, aber dieser Glaube ist absolut vernünftig. Dort begegnet mir ein wahrhaft humanistisches Menschenbild." Christen glauben an das Gute im anderen und daran, dass er verantwortlich handeln könne. Verantwortung heiße, sich mit seinen Fähigkeiten in dieser Welt einzubringen. Es sei wie im Gleichnis von den anvertrauten Talenten: "Der Diener, der das eine Talent, das er bekommen und vergraben hat, anstatt es zu vermehren, wird hart bestraft. Unser Talent, das Gott uns gegeben hat, zu nutzen, ist unsere Verantwortung! Ich sehe meine Begabung zum Schreiben als eine Gabe Gottes." Darum halte er nach wie vor gerne Liederabende und Krimilesungen, auch für Kinder zum Mitknobeln.

Aber eigentlich hatte er als Neuzehnjähriger etwas ganz anderes vor: "Ich wollte Dominikaner werden!" Seine Absicht ins Priesterseminar in Erfurt einzutreten war ernst. "Mit zweien der drei Gelübde hatte ich zur damaligen Zeit keine Schwierigkeiten", erinnert sich der Autor. "Keuschheit war kein Thema, ich hatte noch nichts mit Frauen am Hut. Armut schien mir auch nicht schwer, ich hatte eh nur fünf Mark Taschengeld im Monat. Aber der Gehorsam ...", sagt Mohr ernst. "Gehorsam konnte ich nicht sein. Hugo Aufderbeck, der später Bischof in Erfurt wurde, war damals eine wichtige Bezugsperson für mich. Er sagte mir ganz direkt: Dir fehlt die Demut! Also bin ich Künstler geworden, denn ein Künstler muss nun mal ungehorsam sein." Jahre später versteht Mohr, dass er offensichtlich sein Sprachtalent mit dem Predigtdienst verwechselt habe, schmunzelt er. Dafür bringt er die christliche Botschaft heute auf seine eigene Weise rüber: "Und nimm zur Bekämpfung böser Lust einen Kriminalroman zur Brust. Den verschling‘, statt deinen Nächsten zu verschlingen. Das wird deiner Seele Ruh‘ und Frieden bringen."

Steffen Mohr auf der Buchmesse: 18. März, 20 Uhr Schille-Theaterhaus (Otto-Schill-Straße 7) in Leipzig, Moderation: P. Bernhard Venzke, Eintritt frei.

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