Viele neue Patrone
Wie die neu zu gründenden Pfarreien zu ihren Patronen kommen
Magdeburg. Jetzt stehen sie fest, die Patrone der 41 Pfarreien im Bistum Magdeburg, die in diesem Jahr noch gegründet werden. Bei der Auswahl ihres künftigen Patrons gingen die Gemeindeverbünde unterschiedlich vor.
Nur einen einzigen Wunschkandidaten hat der Magdeburger Bischof Gerhard Feige nicht bestätigt: Das Patronat der Pfarrei in Magdeburg- Mitte soll weder der Heilige Geist noch Peter und Paul sein, die auf der Wunschliste der zugehörigen Gemeinden oben standen, sondern St. Sebastian. "Es wäre nach außen kaum zu vermitteln, dass die Pfarrei einen anderen Namen trägt als die Kathedrale, die ihre Hauptkirche ist", warb Bischof Feige in einem Brief an den Magdeburger Propst um Verständnis für seine Entscheidung.
Wie andernorts auch hatte man in Magdeburg-Mitte zuvor nach dem Gerechtigkeitsprinzip entschieden, dass der Pfarrpatron nicht aus dem Kreis bereits vorhandener Gemeindepatrone rekrutiert werden soll. Lange Diskussionen waren der Entscheidung vorausgegangen. Nicht so in Magdeburg-Süd. "Kurz und schmerzlos" fiel dort nach Auskunft von Gemeindeverbundsleiter Andreas Struck die Wahl auf den heiligen Augustinus: "Wir sind eine Prämonstratenserpfarrei und Augustinus schrieb die Regel, nach der unsere Gemeinschaft lebt", erläutert der Pater. Auch in Haldensleben fiel die Auswahl leicht. Gemeindeverbundsräte und Kirchenvorstände bekräftigten lediglich eine bereits vor Jahren getroffene Wahl: Der heilige Christophorus, der einer Legende zufolge Christus über einen Fluss getragen hat, war bereits Patron für den Gemeindeverbund. "Unsere Pfarrei ist durch zwei Flüsse getrennt", erklärt Pfarrer Michael Sternal. Programm der Pfarrei soll es sein, Christus zu den Menschen zu tragen.
Auch in Querfurt hatte man bereits vor acht Jahren einen Patron für den Gemeindeverbund gekürt: den heiligen Bruno, als Ortsheiliger der naheliegendste Kandidat. Beim Bau der katholischen Kirche vor 100 Jahren war er nicht zum Zug gekommen, weil eine luxemburgische Ordensfrau die Kirche unter der Auflage gestiftet hatte, dass der Heilige Erlöser Patron wird. Sangerhausen entschied sich mit der seligen Jutta ebenfalls für eine Patronin mit regionaler Bedeutung, auch wenn es Stimmen dafür gab, das Patronat der Hauptkirche im Verbund, der Herz-Jesu-Kirche in Sangerhausen, zu übernehmen. Ein wichtiges Argument für Jutta war, dass sie auch bei den evangelischen Christen der Region geschätzt ist. Auf Initiative des ehemaligen Superintendenten wurde beispielsweise jüngst ein Juttaverein gegründet.
In Tangermünde dagegen fiel die Entscheidung fast einstimmig gegen die Regionalheiligen Anselm von Havelberg und Isfried von Jerichow. St. Elisabeth wird Patronin der künftigen Pfarrei. Die erste nach der Reformation gebaute katholische Kirche der Stadt trug diesen Namen. 1924 verkauften die Katholiken die sogenannte Salzkirche, weil sie die angewachsene Gemeinde bei Weitem nicht mehr fasste. Die Beteiligung an der Gemeindebefragung zum künftigen Patron war gering, bedauert Pfarrer Richard Perner. Jetzt, nachdem der Entschluss feststehe, gebe es Stimmen, man hätte sich doch lieber für einen der Ortsheiligen entscheiden sollen.
In Bad Liebenwerda nutzte man die Gelegenheit, sich ausgiebig mit vielen Heiligenbiografien zu beschäftigen. Der Verbundsrat traf dann eine Vorauswahl von sechs möglichen Patronen, darunter Birgitta von Schweden, die das Pfarreigebiet einmal passiert haben soll und im Blick auf die Zisterziensergründung Mühlberg Bernhard von Clairvaux. Bei einer Befragung der Gemeinde zeichnete sich kein klarer Favorit ab, erinnert sich Gemeindeverbundsleiter Ansgar Schmidt. Nach ausgiebigen Diskussionen im Gemeindeverbundsrat fiel die Entscheidung schließlich für Franz von Assisi. "Er hat in Zeiten großer Veränderung die Kirche erneuert und mit ihm können auch unsere evangelischen Geschwister etwas anfangen", begründet Pater Ansgar. Im Übrigen leben in Bad Liebenwerda Franziskanerinnen.
In Magdeburg-Nord hat man die Vorauswahl schnell auf zwei Kandiaten reduziert. In einer Klausurtagung mit Gemeindeberaterin Marlies Terbeck war Johannes Bosco Favorit. "Es war uns aber wichtig, nichts über den Zaun zu brechen und auch die Skeptiker mit hineinzunehmen", sagt Pfarrer Reinhold Pfafferodt. Auf dem Pfarrgelände liegen ein Kindergarten, zwei katholische Schulen und zwei Konvente von Don-Bosco-Schwestern. Die Entscheidung für den begnadeten Pädagogen Don Bosco sei für die künftige Pfarrei eine Herausforderung, sich besonders für Kinder und Jugendliche zu engagieren. Die künftige Pfarrei Roßlau will sich verstärkt auf alles konzentrieren, was mit Familie zu tun hat. Die Wahl fiel deshalb auf das Patronat Heilige Familie.
Von Dorothee Wanzek