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Wieder Einsteigen

Nachhaltigkeit religiöser Sozialisation

Sr. Susanne Schndier über ihre Erfahrungen mit "Wiedereinsteigern". Damit meint sie Menschen, die zwar als Kind getauft wurden, aber über Jahre hinweg keinen Kontakt zu Kirche und Glauben hatten.
Schwester Susanne Schneider

In die Orientierung in Leipzig kommen nicht nur Nichtchristen und Christen, sondern auch eine ganze Reihe von "Wiedereinsteigern". Damit meine ich Menschen, die zwar als Kind mehr oder weniger religiös aufgewachsen sind, aber dann der Kirche lange Zeit den Rücken gekehrt haben. Nun kommen sie wieder. Viele von ihnen sind zunächst skeptisch, und dann sehr froh und dankbar, wenn sie erleben, dass sie nicht wegen ihrer kirchenfernen Vergangenheit dumm angeschaut werden, dass sie sich keiner Gruppe anschließen müssen und nicht für bestimmte Ideen vereinnahmt werden.

Viele erzählen mir, dass der Glaube für sie als Kind selbstverständlich war. Man besuchte den Gottesdienst und war in eine Gemeinschaft eingebunden. Und dann wurden plötzlich Fragen aktuell, die nicht gestellt werden durften und keine Antwort fanden, und so zog man sich zurück. Alles wirkte klein, provinziell, eingeschränkt und begrenzt. Die Pfarrgemeinde wurde erlebt als Tummelplatz für Leute, die keine andere Alternative haben, und nicht als Gemeinschaft von freien, individuellen Persönlichkeiten.

Eine Frau erzählte mir, dass erst der "Umweg" über Indien sie wieder beim Christentum anklopfen ließ. Sie suchte Hilfen, ihren Alltag zu ordnen und eine geistliche Struktur in ihren - oft chaotischen - Tagesablauf zu bringen. In Indien hatte sie in diesem Anliegen verschiedene Ashrams abgeklopft, war aber nicht wirklich zufrieden gewesen. Wie überrascht war sie zu hören, dass ein bewusstes Leben vor Gott in den christlichen Klöstern seit Jahrhunderten erfolgreich geübt wird und dass das Christentum dazu und zu vielen anderen Fragen Schätze bietet, die man nur entdecken und heben muss.

Diese Frau ist vielleicht ein Beispiel dafür, dass viele Menschen in unseren Pfarrgemeinden mehr individuelle Zugänge zum Glauben wünschen. "Gemeinschaft" steht zwar auf der Hitliste bei vielen auch relativ weit oben, aber ebenso wichtig ist geistliche Nahrung und Orientierung auf dem Lebensweg. So ist es eine gute Entwicklung, wenn man sich nicht nur auf ein Bier trifft, sondern sich auch zu spirituellen Themen austauscht. Auch das Verlangen nach "Exerzitien im Alltag" und Einzelbegleitung ist groß. Es ist sehr erfreulich zu sehen, wie vielbeschäftigte Leute einen persönlichen Zugang zum Glauben suchen und dazu jeden Tag eine Zeit zur Meditation aus ihrer knappen Freizeit ausschneiden.

Ich wünsche uns, dass wir uns gegenseitig helfen, die Schätze des Christentums zu entdecken!

Sr. Susanne Schneider, Missionarinnen Christi,
Kontaktstelle Orientierung Leipzig

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