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Ein Schatz auf Pergament

Mittelalterliche Darstellung der Neuzeller Märtyrer / Neue Buchreihe über Neuzelle

Görlitz. Joachim Kardinal Meißner hat dem Bistum Görlitz eine alte Darstellung der Märtyrer von Neuzelle geschenkt. Das Pergament ist auch das Titelbild eines Buches, das sich als erstes einer ganzen Reihe der Geschichte des Wallfahrtsortes Neuzelle widmet.

Dieses Pergament ist eine der ältesten Darstellungen der Neuzeller Märtyrer

Nur etwa acht mal elf Zentimeter groß ist das kleine Blatt. Die Zeichnung wirkt seltsam modern, wie eine Skizze für ein Wandgemälde. Die Darstellung darauf ist eine Sensation: Acht Mönche in "Kukullen", ihren Mönchsgewändern. Einer der Mönche trägt eine Mitra. Die Mönche haben keine Hände und Füße. Rote Striche stellen spritzendes Blut dar. Die Hände und Füße sind ihnen abgeschlagen. Eine ungewöhnliche Darstellung.

Dass die Neuzeller Märtyrer außerhalb der Region nahezu unbekannt sind, ist dann wohl auch der Grund dafür, dass dieser kleine "Zettel" in ein ganzes Konvolut von Papieren geriet, die dem Kloster Mariazell zugeordnet wurden. In einem Münchner Antiquariat wurde das Stück angeboten. Kardinal Joachim Meißner, Erzbischof von Köln, erwarb das Bild schließlich von einem Priester, der die Miniatur in dem Antiquariat entdeckt hatte.

Unter dem Bild ist ein lateinischer Text zu lesen: Monachi Cellenses, manibus pedibusque truncatis occiduntur. Übersetzt heißt das: "Die Mönche von (Neu-)Zelle, die mit abgeschlagenen Händen und Füßen getötet wurden." Darüber befindet sich ein Bibelvers aus Psalm 37: "Der Frevler belauert den Gerechten und sucht ihn zu töten."

Die Ungewöhnlichkeit der Darstellung ist es, die eine genaue Zuschreibung ermöglicht. Zwar ist im Text nur von "Zelle" die Rede, aber Mönche mit abgeschlagenen Händen und Füßen hat es eben nur in Neuzelle gegeben. 1429 überfielen Hussiten das Kloster und töteten den Abt Petrus und fast alle Mönche, nachdem sie ihnen Hände und Füße abgehackt hatten. Am 2. Oktober wird im Bistum der Gedenktag der Märtyrer von Neuzelle begangen.

Das Alter des Pergaments wird auf rund 500 Jahre geschätzt. Es kann in der Zeit zwischen 1450 und 1540 entstanden sein. Möglicherweise ist es eine Entwurfszeichnung für ein Fresko, eine Wandmalerei.

Noch nicht entschlüsselt ist der Text auf der Rückseite. "P. Adriana & Maria" und "Baddofoort" ist dort zu lesen.

Pergament ist Titelbild einer neuen Buchreihe



Das Pergament ist gleich als Titelbild des ersten Bandes einer neuen Buchreihe mit dem Titel "Neuzeller Studien" verwendet worden. Die von Winfried Töpler, dem Leiter des Bistumsarchivs, herausgegebene Reihe beschäftigt sich mit der Geschichte des Klosters und Wallfahrtsortes Neuzelle.

Beiträge über den Hussitenüberfall, die Neuzeller Bistumswallfahrten, die Baudaten und -inschriften der Klosterkirche, die Baugeschichte der Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz sind nur ein Bruchteil dessen, was an Fakten in diesem ersten Band mit über 200 Seiten und zahlreichen Abbildungen zusammengetragen wurde. Ein um 1880 entstandenes Foto des Innenraums der Klosterkirche illustriert, wie die Kirche vor rund 130 Jahren ausgesehen hat. Auch dem Lehrerseminar, das hier seit 1817 seinen Sitz hatte, sind zwei Beiträge gewidmet.

Heft Nr. 1 der "Neuzeller Studien", herausgegeben von Winfried Töpler, Regia Verlag Cottbus 2008 ist im Buchhandel erhältlich und kostet 15 Euro.

Von Markus Kremser

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