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Anstoß

Eine gut katholische Tante und ihr Karfreitagswitz

Ostern: Lachen über den Tod

Guido Erbrich

Tatort: Geburtstagsfeier in der Familie. Die gut katholische Tante schaut in die Runde, dann fragt sie: "Soll ich euch einen Karfreitagswitz erzählen?" Die ungläubigen Blicke bringen sie nicht durcheinander und sie fängt an:

Josef von Arimatäa kommt traurig am Karfreitagabend nach Hause. "Die Römer haben heute Jesus ans Kreuz geschlagen." Seine Frau nimmt ihn in die Arme: "Ich weiß, es war dein bester Freund, lass uns zusammen trauern." Gemeinsam schweigen sie, dann sagt Josef. "Weißt du, dann haben wir ihn in unser Grab gelegt, wo sollten wir auch hin?" "Was habt ihr?" Josefs Frau sieht ihren Mann entgeistert an: "Das ist nicht dein Ernst. Du weißt ganz genau, wie die Grabsituation in Jerusalem ist. Wir haben viel Geld für diesen Platz bezahlt und wenn der Messias kommt, wollen wir von dieser Stelle aus auferstehen. Lass dir was einfallen." "Aber", Josef schaut seine Frau lächelnd an "es ist doch nur übers Wochenende!"

Darf man lachen oder darf man nicht? Ist so ein Witz nun Gotteslästerung oder bringt er auf eine unschlagbare Weise den völlig unrealistischen Auferstehungsglauben auf den Punkt. Für mich spricht, ja predigt dieser Witz von der nicht totzukriegenden Hoffnung angesichts des Kreuzes. Und deshalb bin ich froh, dass die gute katholische Tante ihn der erst fassungslos, dann laut lachenden Familienschar erzählt hat. Denn sie hat ja recht. Wir glauben und feiern Ostern, dass der Tod überwunden ist. So komplett und radikal überwunden, dass wir es wagen können, Witze über den nunmehr saft- und kraftlosen Tod zu machen.

Es soll ein befreiendes Lachen sein, ein Lachen, das nicht auf die Kosten anderer geht, denn eigentlich lachen wir - wenn uns dieser Witz zum Lachen bringt - über den Tod, der uns doch so sicher ist wie das Amen in der Kirche.

Die Auferstehung Jesu ist ein so unerhörtes Ereignis, dass wir ein Leben lang mit diesem Geheimnis ringen. Es ist ein Geheimnis, das Hoffnung schenkt, aber keine Sicherheit. Die Macht des Witzes besteht darin, unseren Glauben so zuzuspitzen, dass er realistisch wird. Weil wir glauben dürfen, wie Josef von Arimatäa, wie der skeptische Thomas, wie Maria Magdalena und all die anderen Menschen vor uns, die sich von der Auferstehungsbotschaft packen ließen. Und wenn es da nichts zu lachen gäbe, sähe es traurig um uns aus.

Darum hat das Osterlachen in der Kirche seinen Platz und viele Prediger werden die Osterpredigt mit einem Witz beginnen. Ihnen allen (und besonders allen gut katholischen Tanten) wünsche ich ein frohes Osterfest.

Guido Erbrich, Bautzen

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