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"Das habe ich von Opa gelernt!"

Schüler des Caritas-Schulzentrums in Bautzen engagieren sich für ältere Menschen

Bautzen/Großdubrau. Kompetenzen älterer Menschen stärken - darum geht es bei der Caritas-Jahreskampagne "Experten fürs Leben". Auch Schüler des Caritas-Schulzentrums Bautzen engagieren sich in einem Gartenprojekt für ältere Menschen und profitieren von ihrer Lebenserfahrung.

Veit Stenzel (Mitte) wird seiner Enkelin Jane (links) und ihrer Freundin Lydia Weitzmann (rechts) künftig Tipps rund um den Garten geben. Im Gegenzug werden die Mädchen im Garten kräftig mit anpacken.

Gemeinsam durch das Gartenjahr 2010 - das wollen Jane Stenzel aus Großdubrau und Lydia Weitzmann aus Ebersbach unter Anleitung von Janes Opa Veit. Die 17-Jährigen sind Schülerinnen des Caritas-Schulzentrums Bautzen, wo sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin machen. Als sie vom Gartenprojekt im Rahmen der Caritas-Kampagne "Experten fürs Leben" gehört haben, waren sie sofort davon angetan: "Da habe ich gleich an meinen Opa gedacht", erzählt Jane Stenzel. "Er ist zwar noch nicht so alt wie manch anderer Opa, aber auch er freut sich, wenn wir uns öfter sehen und etwas gemeinsam unternehmen können." Die Idee: Jugendliche helfen älteren Gartenbesitzern bei der Arbeit und werden gleichzeitig von ihnen kompetent durch das Gartenjahr begleitet.

Bei einem ersten gemeinsamen Besuch im Garten von Janes Opa fällt beiden Schülerinnen sofort die wohltuende Ruhe auf. Sie setzen sich in die gemütliche Hollywoodschaukel und lauschen dem Vogelgezwitscher. Dann aber gehts zur Sache und sie überlegen gemeinsam mit Opa Veit Stenzel, was als Nächstes zu tun sein wird.

Voneinander lernen, Zeit und Freude teilen

"Für April habe ich schon Erdbeerpflanzen bestellt. Später werden wir dann Bohnen und Tomaten anbauen", erklärt Veit Stenzel den beiden. "In der Gartensparte bin ich mit 62 Jahren zwar einer der Jüngsten. Aber auch ich merke schon, wie das Alter näherrückt, nicht zuletzt durch meine Knieprobleme. Darum kann ich die Hilfe der Mädchen hier im Garten sehr gut gebrauchen", äußert er dankbar. Seit 1980 hat Veit Stenzel seinen Garten in Großdubrau bei Bautzen. Für den Maler ist es der ideale Rückzugsort: "Hier verbringe ich den größten Teil meiner Freizeit." Von dem 450 Quadratmeter großen Grundstück ist gut ein Drittel Bearbeitungsfläche. Lydia Weitzmann und Jane Stenzel kennen die Mühen, die mit der Gartenarbeit verbunden sind, auch ihre Eltern haben einen Garten. Aber fest mitgearbeitet haben sie da noch nicht.

Die Mädchen erhoffen sich von dem Gartenprojekt eine gute Teamarbeit und "einfach mehr Zeit und Freude miteinander zu teilen, und natürlich auch einiges zu lernen!" Das Gelernte wollen sie dann im eigenen Garten anwenden: "Ich würde gern ein eigenes Beet anlegen und zum Beispiel Erdbeeren pflanzen, das habe ich ja dann vom Opa schon gelernt."

Auch wie man Äpfel- und Birnenbäume pflegt, werden die beiden lernen. Janes Opa arbeitet in seinem Garten nicht nur sorgsam, sondern auch schadstofffrei. Der 62-Jährige findet aber: "Als Exeperten möchte ich mich nicht bezeichnen - man lernt nie aus."

"Ich kann nicht verstehen, warum einige Schüler bei dem Gartenprojekt nicht mitmachen wollen", wundert sich Lydia Weitzmann. "Das ist schade, schließlich machen wir eine Ausbildung im sozialen Bereich. Außerdem müssen wir auch nicht unsere gesamte Freizeit investieren, sondern nur einen kleinen Teil."

Wann und wie oft die Schülerinnen im Garten von Veit Stenzel tätig sein werden, ist nicht festgelegt: "Es ist von der Natur abhängig", sagt der Gartenbesitzer. "Wenn zum Beispiel die Zeit zum Pflanzen oder Ernten da ist, dann brauche ich die Mädchen. Wir werden uns einfach absprechen."

Ältere Menschen geben Lebenserfahrung weiter

Den Projektteilnehmern wurde vorab erklärt: Wichtiger als die regelmäßige Hilfe ist es, das Zusammenarbeiten der Generationen schätzen zu lernen. Die Caritas-Kampagne zielt darauf ab, Menschen an das Ehrenamt heranzuführen. Viele alte Menschen wünschen sich jemanden, der ihnen zuhört, der sie beim Spazierengehen begleitet oder ihnen hilft Briefe zu schreiben. Alles Dinge, die Pflegekräfte nicht leisten können, da sie unter immensem Zeitdruck bei ihrer Arbeit stehen.

Das Projekt am Caritas-Schulzentrum in Bautzen versteht sich dynamisch: Die Jugendlichen können ihre Fähigkeiten einbringen und beispielsweise Computernachhilfe anbieten. Und die älteren Menschen sind nicht nur Empfangende. Mit ihrer Lebenserfahrung und Weisheit können sie jungen Menschen weiterhelfen, sei es beim Umgang mit Liebeskummer, beim richtigen Rezept für den Sonntagsbraten oder - wie in diesem Fall - als erfahrene Hobbygärtner.

Drei Schulkameraden von Jane und Lydia werden sich um den Garten und den Hof einer 80-jährigen Großtante einer Schülerin kümmern. "Dabei wird es bestimmt zu schönen Gesprächen kommen", freut sich einer der Schüler. "80 Jahre bedeuten viel Lebenserfahrung. Die alte Dame kann uns dadurch viel weitergeben."

Zum Ende der Gartensaison und damit zum Abschluss des Projekts wird es voraussichtlich ein Erntedankfest geben. Dabei werden die Teilnehmer die sichtbaren Früchte der gelungenen Zusammenarbeit der Generationen präsentieren.

Von Elisa Eichberg

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