Auf den Spuren Jesu
Nazareth, Bethlehem und Jerusalem waren wichtige Stationen einer Reise von 25 Jugendlichen
25 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Bistum Görlitz waren im März in Israel. Dort haben sie Land und Leute sowie die Orte aus dem Leben Jesu kennengelernt.
"Ich wollte die ganzen Stätten sehen, von denen man aus der Bibel immer nur hört", sagt Markus Starke (20) aus Kausche bei Drebkau. Christiane Kabst (19) aus Görlitz fügt hinzu: "Ich war neugierig, die Orte zu erleben, wo alles, an was wir glauben, seinen Ursprung hat. Und besonders jetzt in der Fastenzeit, wenn man die Chance hat, seinen Glauben zu vertiefen, war eine Pilgerreise genau das Richtige für mich."
Mit diesen und anderen Motiven starteten die Jugendlichen zwischen 18 und 26 Jahren per Flugzeug nach Tel Aviv zu einer Pilgerfahrt und Jugendbegegnung. Diözesanjugendseelsorger Roland Elsner waren diese beiden Punkte bei der Fahrt besonders wichtig: "Unter unserem aktuellen Jahresthema ‚Leben mit Folgen‘ wollten wir besichtigen und erleben, welche Folgen das Leben Jesu hatte. Die jungen Erwachsenen hatten die Möglichkeit ihren Glauben im Heiligen Land auf neue Art und Weise zu erfahren."
Die Reise führte über die Überreste der alten römischen Hafenstadt Caesarea, die die Residenz des römischen Statthalters Pontius Pilatus war, entlang des Jordans, in dem Jesus getauft wurde. Die Jugendlichen besuchten Kirchen der Franziskaner, die bedeutende Orte des Wirkens Jesu kennzeichnen. So unter anderem die Kirche der Seligpreisungen und die Kirche der wunderbaren Brotvermehrung am See Genezareth. Der Berg Tabor als Ort der Verklärung Jesu, die Stadt Jericho, in der Jesus den Zöllner Zachäus getroffen hat, und den Berg, auf dem Jesus vom Teufel in Versuchung geführt wurde, standen genauso auf dem Plan wie eine Runde Schwimmen im Toten Meer.
Es gibt nicht nur Terroristen und Opfer
Markus hat die Vielfältigkeit des Landes begeistert: "Es ist ein schönes und eindrucksvolles Stückchen Erde. Einerseits die fruchtbaren Gebiete in Galiläa, wo dreimal im Jahr geerntet wird und plötzlich fährst du mitten durch die Wüste. Berge, Meer, Oasen und die vielfältige Vegetation - das Land ist so vielseitig wie seine Bewohner."
Weitere wichtige Stationen der Pilgerfahrt waren Nazareth mit der Verkündigungsbasilika, die über dem Ort erbaut ist, an dem der Engel der Maria erschienen sein soll und Bethlehem mit der Geburtskirche, die über der Grotte erbaut worden ist, in der Jesus geboren worden sein soll.
"Auch die Begegnung mit jungen Menschen aus dem Land, insbesondere mit Jugendlichen aus Palästina war eine interessante und wichtige Erfahrung", sagt Kuratus Elsner. Denn wichtiger Bestandteil der Begegnungswallfahrt war ein Treffen mit jungen christlichen und muslimischen Palästinensern an der Universität Bethlehem. Dominique Fischer aus Lauta sieht das Land jetzt anders. "Unser Bild von dem Land und den Leuten und dem Konflikt, der zwischen Israel und Palästina herrscht, ist von den Medien geprägt. Wir konnten uns hier selber ein Bild machen. Oft ist vieles überspitzt dargestellt, hier gibt es nicht nur Terroristen und Opfer", sagt der 18-Jährige nach dem Gespräch.
Nacht in der Grabeskirche war Höhepunkt der Reise
"Die Menschen hier sind so freundlich und offen, das hätte man nie erwartet", ergänzt Markus. "Aber andererseits herrscht hier solch eine große Zerstrittenheit zwischen den Völkern und Religionen. Dabei glauben wir doch alle an den selben Gott."
Die angespannte Sicherheitslage in der Region bekam die Gruppe selbst zu spüren. Am Flughafen musste die Gruppe scharfe Kontrollen über sich ergehen lassen. Mitten durch Jerusalem zieht sich eine acht Meter hohe Betonmauer, die man nur durch stark bewachte Kontrollpunkte passieren kann, und an fast jeder Ecke der Altstadt stehen Gruppen schwer bewaffneter israelischer Soldaten.
Doch neben der ganzen Spannung in Jerusalem erlebten Christiane und Dominique dort auch etwas ganz außergewöhnliches. Sie gehörten zu den Jugendlichen, die sich nachts in die Grabeskirche einschließen ließen.
Die Grabeskirche ist über dem Grab Jesu und dem Ort seiner Kreuzigung erbaut und wird von sechs christlichen Konfessionen genutzt. "Für mich war der Einschluss in die Grabeskirche der Höhepunkt der Pilgerfahrt. Abseits der Pilgerströme ist man dort Gott viel näher", erzählt Dominique begeistert. Er verbrachte die Zeit von 19.30 Uhr bis zwei Uhr in der Kirche.
Christiane erklärt: "Höchstens 15 Personen jeder Konfession haben die Möglichkeit sich nach 19.30 Uhr in der Kirche einschließen zu lassen und Wache zu halten. Es war interessant, die Bräuche der anderen Konfessionen kennenzulernen, auch wenn manches etwas befremdlich auf mich gewirkt hat."
Diözesanjugendseelsorger Elsner ist sich sicher: "Diese Fahrt war ein einzigartiges Erlebnis für uns alle. Das Leben Jesu hat Folgen bis in die heutige Zeit. Doch was Jesus wollte, ist nicht nur, dass wir die Stätten besuchen, sondern auch den Geist spüren. Ich hoffe, dass wir diesen Geist mit in den Alltag nehmen können und er Früchte trägt."
Christiane Kabst wird noch Zeit brauchen, um die Eindrücke der Reise zu verarbeiten: "Das wird wahrscheinlich erst zu Hause so richtig kommen. Eine befreundete deutsche Ordensschwester, die wir dort trafen, meinte zu uns, die richtige Pilgerreise beginnt erst daheim."
Von Philipp Fuhrmann