Im Laufschritt zum Papst
Mehr Öffentlichkeit für die Lutherdekade erhofft sich Lars-Jörn Zimmer vom Spendenmarathon
Bitterfeld. "Wir sind von Polen aus zu Johannes Paul II. nach Rom gelaufen - warum lauft ihr nicht auch zu eurem Papst?", hatte ein polnischer Marathonläufer beim Goitzsche- Lauf vor zwei Jahren zu Bitterfelder Katholiken gesagt.
Aus diesem Vorschlag entwickelte sich eine Initiative, die unterschiedlichste Menschen und Anliegen vereint. Von Magdeburg und Torgau aus startet mit dem Segen von Bischof Gerhard Feige und Torgauer Ortspfarrern am Ostermontag der Spendenmarathon "Von Luther zum Papst". Namhafte Sportler aus Mitteldeutschland, Polen, Italien, den USA und Kenia nehmen teil. Einer der Initiatoren ist Lars-Jörn Zimmer, der für die CDU im Magdeburger Landtag sitzt und zur Bitterfelder Herz- Jesu-Gemeinde gehört. Dass die Katholiken sich nicht allein auf den Weg nach Rom machen sollten, stand für ihn von vornherein fest: "Wir leben hier schließlich im Lande Luthers." 500 Jahre zuvor sei Martin Luther nach Rom gepilgert, ruft der Politiker in Erinnerung.
Nicht zuletzt könnte der Spendenmarathon dazu beitragen, eine breitere Öffentlichkeit in die Lutherdekade zum 500. Reformationsjubiläum einzubeziehen. "Bisher ist da über wissenschaftliche Fachdiskussionen hinaus wenig gelaufen", bedauert der Vorsitzende des Landestourismusverbandes. In Wittenberg, Eisleben, Schweinfurt, Augsburg und anderen Orten entlang der Laufroute sind Volksfeste geplant, bei denen die Gäste neben Lutherbier und vielfältigen Unterhaltungsangeboten unter anderem auch das Bibelmobil der evangelischen Kirche erwartet. An Informationsständen können sie sich zu kulturellen und kirchenhistorischen Hintergründe der einzelnen Etappenziele und zum Spendenziel der Veranstaltung kundig machen: Der Erlös soll Vertriebenen aus dem kenianischen Bürgerkrieg von 2007/2008 zugute kommen. Kontakte zwischen kenianischen Sportlern nach Bitterfeld gibt es schon seit geraumer Zeit. Zwei kenianische Marathonläufer, die selbst vom Bürgerkrieg betroffen waren, gehören zum Läuferteam. Der Bitterfelder Pfarrer Matthias Weise ist im Vorfeld des Spendenmarathons eigens nach Kenia geflogen, um mit dem Bischof der dortigen Diözese Eldoret die Verteilung der Gelder abzustimmen. Zunächst wird der Papst den Spendenscheck persönlich entgegennehmen. Bei der Papstaudienz am 21. April sind dem Veranstaltungsteam drei Plätze in der ersten Reihe zugesichert worden. Zwei Tage vorher, genau am fünften Jahrestag des Pontifikats von Benedikt XVI., wollen die Läufer auf dem Petersplatz eintreffen.
Doch zunächst einmal fiebern Lars-Jörn Zimmer, Matthias Weise und ihre Mitstreiter aus der Vorbereitungsgruppe auf den Startschuss hin. 25 Läufer werden sich auf der 2000 Kilometer lange Strecke nach Rom abwechseln. Jeweils zwei von ihnen werden dabei zehn bis 15 Kilometer absolvieren, bevor sie ein anderes Duo ablöst. Auch Pfarrer Weise wird seine Laufschuhe schnüren - aber nur für eine kurze Strecke. "Sonst mache ich den Schnitt kaputt", erzählt er. "Wir müssen einen Durchschnitt von 15 Kilometern pro Stunde laufen. Das Tempo halte ich nicht lange durch." Größeres Vertrauen hat er da in die Fähigkeiten seines evangelischen Kollegen Matthias Vosseler. Der Stuttgarter Pfarrer, der nach Ostern hinzustoßen wird, gilt als "schnellster Pfarrer Europas".
Matthias Weise wird ansonsten - ebenso wie Lars-Jörn Zimmer - vorrangig sein Organisationstalent zum Einsatz bringen. Auch als Seelsorger will er aktiv werden. Obwohl zum Team der Aktiven eine Reihe von Nichtchristen gehören, soll der Pilgergedanke während der Sportveranstaltung nicht zu kurz kommen. Im Marschgepäck finden die Sportler täglich einen besinnlichen Text, verfasst von Pfarrer Weise, und ein Pilgerbuch mit Liedern und Gebeten. Geplant ist zudem, dass die täglichen Zusammenkünfte zur Einstimmung auf die nächste Etappe mit einem Abendgebet enden.
Von Dorothee Wanzek