Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Gärtneransturm im Kloster

Wie die Wechselburger Benediktiner sich in die ersten "Gartentage" einbringen

Wechselburg. Für die Veranstalter der ersten Wechselburger Gartentage ist die romanisch-barocke Klosteranlage vor allem Kulisse. Alles, was das Hobbygärtnerherz begehrt, werden mehr als 60 kommerzielle Anbieter hier vom 30. April bis 2. Mai präsentieren.

Frater Victor Lossau und Sabine Bley, die Leiterin des Wechselburger Familien- und Jugendhauses, blicken von der Trennmauer zwischen den beiden Gartenteilen auf die künftige Renaissance-Gartenterrasse herab.

Rund 10 000 Besucher erwartet das Messezentrum Ingolstadt an den drei Gartentagen in Wechselburg. Besucher, die vor allem von ihrem Interesse an Natur und Pflanzen ins Rochlitzer Muldetal gelockt werden. Dass sie dabei auch Gelegenheit erhalten, mit klösterlichem und kirchlichem Leben in Berührung zu kommen, ist den Wechselburger Benediktinern wichtig.

Die Mönche laden ein, an ihren regulären Gottesdiensten und Gebetszeiten teilzunehmen. Darüber hinaus bieten sie während der Gartentage aber auch Führungen durch die romanische Basilika an. Der Glaubensinformationskreis der Gemeinde plant, im Apsisgarten ein Labyrinth aus Steinen und Pflanzen anzulegen, in dem die Gäste innerlich zur Ruhe kommen können. Der Klosterladen wird mit einem Stand auf dem Ausstellungsgelände vertreten sein.

Frater Martin verrät seine beliebtesten Backrezepte

Im Klostercafé kann man - wie bei allen großen Veranstaltungen - von den Backkünsten des Klosterkochs Frater Martin Maria Wallbraun profitieren. Sein Backofen wird in diesen Tagen wohl nie abkühlen. Wer dabei auf den Geschmack kommt, kann ein Buch mit Frater Martins beliebtesten Backrezepten erwerben, das just zu den Gartentagen erscheinen soll. Ein Werk, zu dem seine Mitbrüder den gebürtigen Eichsfelder erst überreden mussten: "Ich hab das Backen ja gar nicht richtig gelernt!", hat er sich zunächst gegen die Veröffentlichung gewehrt. Bei seiner Mutter hat er sich seine Koch- und Backkünste abgeschaut. "Wir waren sechs Geschwister, da hatte unsere Mutter in der Küche jede Menge zu tun", erzählt er schmunzelnd.

Kompetenz für Klostergärten und Kulturgeschichte der Pflanzen verkörpert sich in Wechselburg in der Person von Frater Victor Lossau. Vom Landkreis Mittelsachsen, unter dessen Federführung die kleine Anlage entsteht, wurde zugesichert, dass die Beete bis zu den Gartentagen angelegt sein sollen. "Schon seit Jahren fragen Besucher hier immer wieder nach dem Klostergarten", sagt Frater Victor. Er freut sich, dass das Projekt, zu dem er die Ideen geliefert hat, nun Gestalt annimmt.

Unterhalb des Schlosses sind mit EU-Fördermitteln aus dem Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum zwei in der Barockzeit angelegte Gartenterrassen wiederhergestellt worden. Erste Vorarbeiten dazu hatten bereits vor einiger Zeit die Teilnehmer eines ökumenischen Jugend- Workcamps geleistet. Im vergangenen Herbst folgte die von Fachfirmen durchgeführte Sanierung der Stützmauern. Die Gestaltung der oberen Terrasse ist angelehnt an die Klostergärten des neunten und zehnten Jahrhunderts. Charakteristisch sei hierfür insbesondere die eckige Form der Beete, erläutert Frater Victor. Angebaut werden hier Heil- und Gewürzpflanzen wie Minze, Weinraute, Baldrian und Salbei oder auch manche heute nicht mehr gebräuchliche Heilpflanzen.

Frater Martin Maria Wallbraunmit dem Prototypen seines Backbuchs, das pünktlich zu den Gartentagen erscheinen soll.



Die untere Terrasse greift die Gartentradition der Renaissance auf. Die damals angelegten Gärten sollten an den Paradiesgarten erinnern. Besonders beliebt waren Pflanzen mit Mariensymbolik, weiß Frater Victor. Als Beispiele nennt er die Pfingstrose, die als "Rose ohne Dornen" mit Maria in Verbindung gebracht wurde, oder die Schwertlilie, die an das Bibelwort "Ein Schwert wird dir durch die Seele dringen!" erinnert.

Frater Victor gibt sein Gartenwissen weiter

Wenn der begrenzte Platz es hergibt, sollen auch einige biblische Pflanzen wie Wein oder Feige sowie mittelalterliche Färbepflanzen hinzukommen. Verkaufen wollen die Mönche die Früchte ihres Gartens nicht. "Das würde sich bei einem solch kleinen Garten gar nicht lohnen, und außerdem gibt es sehr strenge Auflagen für den Verkauf von Tees und Heilkräutern", erklärt Frater Victor. Anschauen und Schnuppern werde im Klostergarten jedoch erlaubt sein. Sein umfangreiches Hintergrundwissen über Pflanzen und Klostergärten will der Mönch keinesfalls für sich behalten. Er ist gerade dabei, einen kleinen Kräutergarten- Führer zu erstellen. Ob seine Informationen künftigen Schaulustigen auf Hinweistafeln oder eher in Form einer Broschüre zur Verfügung gestellt werden, ist derzeit noch offen.

Von Dorothee Wanzek

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps