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Trauer an Oder und Neiße

An deutsch-polnischen Grenze wird um die Opfer des Flugzeugabsturzes von Smolensk getrauert

Görlitz/Guben (eco). Nach dem Flugzeugabsturz von Smolensk wird auf beiden Seiten der Grenze um die Toten getrauert.

Gedenken mit Fahnen und Blumen: Mit zahlreichen Gottesdiensten wurde - so wie hier in Zgorzelec - in ganz Polen während der vergangenen Woche der Toten gedacht.

Zehn Minuten dauert es, bis alle Namen verlesen sind. Es sind die Namen der Opfer des Flugzeugabsturzes von Smolensk, die an diesem Sonntagabend in der St.-Bonifatius-Kirche in Zorgelec verlesen werden. Die Kirchen sind in diesen Tagen noch voller als sonst. Tausende suchen Trost in den Gottesdiensten.

In ganz Polen wehen derzeit an den Straßenrändern die rotweißen Nationalflaggen mit schwarzem Trauerflor. Und tatsächlich trauert die ganze Nation. Sie trauert um ihren Präsidenten und seine Frau, um die komplette Militärführung, um Priester und Bischöfe, um einen Teil der polnischen Elite. Polen steht förmlich unter Schock.

In Zgorzelec und Gubin blieben wie in ganz Polen am vergangenen Sonntag die Geschäfte geschlossen. Sonst kennt man hier kein Gesetz, dass es verbieten würde am Sonntag zu öffnen. Selbst an Feiertagen sind viele Geschäfte geöffnet.

Für eine Woche gilt in Polen Staatstrauer. Doch nicht nur offiziell wird getrauert. Vor der Ruine der Stadt- und Hauptkirche neben dem Gubiner Rathaus flackern hunderte Kerzen. Hier und in den Kirchen zeigen die Polen ihre Trauer.

Auch auf der deutschen Seite der Grenze wird Anteil genommen. Gubens stellvertretender Bürgermeister Fred Mahro (CDU) sprach Jacek Hoffmann, dem Landrat des Landkreises Krosno Odrzañskie, im Namen aller Gubener Bürger sein Mitgefühl aus. Gubens Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner (FDP) überreichte der stellvertretenden Bürgermeisterin von Gubin, Malgorzata Wrobel, ein Beileidsschreiben.

In Görlitz hat Oberbürgermeister Joachim Paulick (Zur Sache e.V.) seinem Zgorzelecer Bürgermeisterkollegen Rafal Gronicz sein Beileid übermittelt. Am Mittwoch schrieb sich Paulick im Zgorzelecer Rathaus in das Kondolenzbuch der Stadt ein. Anschließend nahmen beide Bürgermeister an einem Gottesdienst in St. Bonifatius in Zgorzelec teil. Auch bei diesem Gottesdienst am Nachmittag war die St.-Bonifatius- Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Vertreter des Stadtrates, von Militär und Polizei saßen in den ersten Reihen, polnische Pfadfinder standen im Mittelgang der Kirche Spalier. Über 30 Bannerabordnungen von Bergleuten, Feuerwehren, Schulen, Pfadfindern und Gemeinden zogen hinter dem Vortragekreuz in die Kirche ein. Paulick sagte, der Tod so vieler wichtiger Persönlichkeiten sei nicht nur eine politische, sondern auch eine menschliche Katastrophe.

In vielen katholischen Gemeinden im Bistum wurde bereits am vergangenen Sonntag der Toten in den Fürbitten gedacht. In der Görlitzer Gemeinde Heilig Kreuz soll der Toten am kommenden Sonntag in besonderer Weise gedacht werden. "Wir werden ein Kreuz aus Kerzen entzünden", sagte Pfarrer Alfred Hoffmann am Dienstag. Auch in seiner Predigt wolle er auf das Unglück eingehen, kündigte der Pfarrer an.

Zu einem stillen Gedenken hat der Förderverein Kulturstadt Görlitz-Zgorzelec für Donnerstag eingeladen. Dazu werden auf der Görlitzer Altstadtbrücke Bürger aus beiden Ländern erwartet. Damit solle "der tiefen Trauer sowie der Verbundenheit mit dem polnischen Volke Ausdruck verliehen werden".

Auch die Städte Senftenberg, Lübben, Bad Muskau, Cottbus, sowie die Landkreise Dahme-Spreewald, Görlitz, Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz schickten Beileidsbekundungen an ihre polnischen Partnergemeinden.

Der Freistaat Sachsen ordnete Trauerbeflaggung für alle seine Behörden an. Die Regelung gelte bis zum Ende der Staatstrauer in Polen, sagte Regierungssprecher Johann-Adolf Cohausz am Dienstag. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte, er sei wie alle Menschen in Sachsen bestürzt und betroffen vom schweren Schicksalsschlag, den die polnische Republik erlitten habe. "Wir trauern mit den polnischen Nachbarn."

Während der einwöchigen Staatstrauer hat das Kino in Zgorzelec alle geplanten Vorstellungen abgesagt. Nur ein Film wird stattdessen in dieser Woche gezeigt: "Katyn" von Andrzej Wajda

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