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Oase des Glaubens

Die Franziskaner leben seit 150 Jahren auf dem Hülfensberg

Hülfensberg. Die Franziskaner vom Hülfensberg hatten zu einem Fest eingeladen. Seit 150 Jahren leben Brüder dieser Gemeinschaft auf dem heiligen Berg des Eichsfeldes.

Vor Gott und vor den Menschen: Die Brüder Rolf Fleiter, Bernold Gräbke, Heribert Arens und Jordan Tentrup singen im Festgottesdienst das Vaterunser. Foto: Holger Jakobi

Eines Tages kam Franziskus vor die Tore der Stadt Gubbio. Er wunderte sich, dass er draußen auf den Feldern kaum Menschen beim Arbeiten sah. Die Tore der Stadt waren fest verschlossen. Er musste eine Zeit lang warten, bis sie ihm aufgemacht wurde. "Wovor habt ihr Angst?", fragte er die Wächter am Tor. "Seid ihr im Krieg oder sind Räuber in der Nähe?" "Nein", antwortete einer der Wächter, "das nicht! Die Menschen hier haben Angst vor einem großen Wolf, der sich in der Nähe herumtreibt. "Wer aber ist dieser Wolf von Gubbio?" Diese Frage stellte die Spielschar des Hülfensberges um Bruder Heribert Arens zu Beginn der Feierstunde in der Wallfahrtskirche. Und die Antwort: Der Wolf sind die Menschen selbst, die sich gegenseitig das Leben schwer machen, die Angst voreinander haben, die einander treten, wegschieben und übervorteilen. Franziskus bietet mit seinem Leben eine Alternative an. Sein Beispiel zeigt, dass es möglich ist, in Frieden miteinander zu leben.

Dank für das Festhalten am Hülfensberg

Ein Beispiel, das auch die Franziskaner der Sächsischen Provinz seit 150 Jahren auf dem Hülfensberg geben. Am 16. April 1860 traten sie die Nachfolge der Zisterzienserinnen von Anrode an, die bis 1810 für die Wallfahrt zuständig waren und beendeten die 50-jährige Zeit, in der der Hülfensberg verwaist war.

Bischof Joachim Wanke hob in seiner Predigt zum Festgottesdienst hervor, dass der Hülfensberg für die Kirche der Zukunft bedeutsam bleibt. Die Gemeinde des Berges ist größer als die einer Pfarrgemeinde, viele Menschen finden hier eine geistliche Heimat, fühlen sich dazugehörig, betonte Wanke. "Euch Franziskanern gilt daher mein besonderer Dank", so Wanke weiter, "denn auf eure Einladung hin erleben die Menschen diesen Berg als Oase des Glaubens." Gerade wenn das Leben Durststrecken zeigt, ist es wichtig, um solche Oasen zu wissen. Oasen, an denen Stärkung geschenkt wird, die zum Verweilen einladen. Weiter dankte Joachim Wanke den Franziskanern für ihre treue Präsenz. Im Festhalten am Hülfensberg nach Jahren des Kulturkampfes, in der Zeit, als der Berg im Sperrgebiet der DDR lag und im Wahrnehmen der neuen Möglichkeiten, die sich nach 1989 ergaben. Er sagte: "Dieses Land braucht das Kreuz des Herrn, das Evangelium, es braucht Zeugen des Glaubens. Sie und uns alle."

Franziskaner geben dem Berg ein Gesicht

Neben Thomas T. Müller, dem Leiter der Mühlhäuser Museen, der einen historischen Einblick in die Besiedelung des Berges durch die Franziskaner gab, sprach unter anderem der langjährige Vorsitzende des Förderverein, Alfons Wüstefeld aus Dudersradt. Er dankte für die gute Gemeinschaft zwischen Brüdern und Förderkreis und erinnerte daran, dass eine Wallfahrtstelle lebendig sein muss. "Lebendig für die Region und für die Menschen darüber hinaus." Die Brüder prägen das Leben, geben dem Berg ein Gesicht. Zudem erinnerte Wüstefeld daran, dass mit dem Mauerfall der Hülfensberg von den Christen des Ober- und des Untereichsfeldes neu entdeckt wurde. Jahrzehntelang war ein Zutritt nur für Bewohner des Sperrgebietes innerhalb der DDR möglich.

Heute leben und wirken vier Franziskaner auf dem Berg. Es sind die Brüder Bernold Gräbke, Heribert Arens, Jordan Tentrup und Rolf Fleiter. Gemeinsam ist ihnen die Sorge für den Berg, die Wallfahrt und die Gäste im "Kloster zum Mitleben" anvertraut. Darüber hinaus wirken sie überregional als Klinikseelsorger, Pfarrer, Kursleiter und Prediger.

Ein zweiter Akzent des Jubiläums wird zum Gemeindefest Bebendorf/ Döringsdorf am 15. August gesetzt. An diesem Tag wird es unter anderem ein "Franziskus- Open-Air" geben.

Von Holger Jakobi

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