Das Leben als Baustelle
Dresdner Alternative zur Jugendweihe - Kirche will Raum und Anregungen geben
Dresden (dw). Wie in einer Reihe anderer ostdeutscher Städte beteiligt sich auch in Dresden die katholische Kirche seit einigen Jahren an der Gestaltung von Feiern für konfessionslose Jugendliche, die eine Alternative zur Jugendweihe wünschen.
20 Mädchen und Jungen zogen am 24. April zu feierlicher Musik durch den Mittelgang in die Dresdner Hofkirche ein, in den Händen individuell gestaltete Minitiaturhäuser aus Pappe. "Das Leben ist eine Baustelle" ist das Motto der Dresdner Jugendfeiern, die seit 2003 von einem Team der Dekanatsjugendseelsorge und des St.-Benno-Gymnasiums geleitet werden.
"Beim Erwachsenwerden sind einige Umbauten nicht nur unumgänglich und als gegeben zu akzeptieren, sondern so manches lässt sich gestalten, entwerfen, planen und auch umsetzen", hieß es in der Einladung an die Heranwachsenden. Ein halbes Jahr lang hatten sie sich auf ihre Feier vorbereitet und bei monatlichen "Baubesprechungen" gemeinsam mit Domvikar Markus Böhme und den anderen Erwachsenen aus dem Begleitteam über Themen wie Freiheit und Pflichtbewusstsein, Streitkultur, Toleranz, Zivilcourage, Zukunftsträume und Gesundheit diskutiert. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse ließen die Papp-Haus-Architekten nach und nach in ihre Lebenskunstwerke einfließen. Zum Auftakt der Feier in der Kathedrale stellte jeder von ihnen sein Haus der versammelten Festgemeinde vor. "Das Fundament meines Hauses ist die Familie", lautete ein Satz, der dabei immer wieder zu hören war. Fast allen war es wichtig, durch Fenster und Türen Offenheit für andere Menschen zu signalisieren. Am häufigsten genannte Zukunftsträume waren eine eigene Familie und Erfüllung im Beruf. In kurzen Sketchen wurden die Gedanken der Jugendlichen über ihr Leben und die Welt noch konkreter. In einem Stück über eine "imaginäre Wunsch-Coladose" etwa spielten sie drei Rentner, die darüber nachsinnen, was aus den Lebenszielen ihrer Jugend geworden ist. Diejenigen, die auf Erfolg, Ruhm und Reichtum gesetzt hatten, waren ernüchtert und verbittert. Zufrieden wirkte hingegen der, dem Freundschaften wichtiger gewesen waren.
Den erwachsenen Begleitern kam es darauf an, den Jugendlichen nichts überzustülpen, sondern ihnen Anregung und Raum zu geben, sich auf dem Weg des Erwachsenwerdens mit "lebenswerten Haltungen" auseinanderzusetzen.