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Unterwegs für die Zukunft

Wallfahrt zum Weltgebetstag um geistliche Berufungen - Persönliche Zeugnisse prägten den Weg

Dingelstädt. Frauen und Männer sowie junge Leute machten sich am 25. April auf den Wallfahrtsweg von Silberhausen hin zum Kerbschen Berg in Dingelstädt. Sie verband das gemeinsame Gebet um geistliche Berufungen für die Erfurter Ortskirche.

Unterwegs für die Zukunft im Bistum Erfurt: Das Gebet um geistliche Berufungen prägte die Wallfahrt, die von Silberhausen hin zur Kirche auf dem Kerbschen Berg führte. Foto: Holger Jakobi

"Jeder hat seine Berufung. Man kann sie nicht selbst machen, schon gar keine geistliche Berufung", sagte Schwester Verona Pfennig, Vinzentinerin aus Heiligenstadt. Bei der Wallfahrt am Nachmittag des 25. April sprach sie über ihren persönlichen Weg zum Ordensleben. Was sie bisher noch nie getan hatte, es war ihr zu intim. Doch galt es aufzuzweigen, wie vielfältig Berufung sein kann.

Beim Lesen des Römerbriefes fand Schwester Verona im Alter von 20 Jahren folgende Stelle: "Wird denn der, der seinen eigenen Sohn für uns hingegeben hat, uns mit ihm nicht alles schenken. Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." Schwester Verona sagte zu ihrer damals gemachten Erfahrung: "Dieses Wort hat aus mir eine ganz andere gemacht. Ich gewann eine überwältigende Freude, eine unsagbare Freiheit, den Mut etwas zu wagen." Im Anfang dachte Verona Pfennig, dies alles gehe vorüber, aber die Erfahrung blieb: Einen Tag, eine Woche, einen Monat … sie trug weiter. Und die Bibel wurde für die spätere Ordensfrau zu dem Buch, aus dem sie auch künftig immer wieder Gottes Wort ganz konkret vernahm.

Dankbar für die Führung im Leben

Ihr geistlicher Weg führte sie zu den Vinzentinerinnen, in deren Auftrag sie heute im Heiligenstädter Hospital zum Heiligen Geist als Seelsorgerin tätig ist. Sie schloss mit folgenden Worten ihr Statement zur Walllfahrt: "Ich kann heute sagen, dass ich den Schritt ins Kloster nie bereut habe. Dankbar blicke ich auf die Führungen meines Lebensweges zurück."

Die Wallfahrt um geistliche Berufungen fand zum zweiten Mal statt. 2009 ging es von Uder hin zum Schönstattzentrum Kleines Paradies in Heiligenstadt. Und in diesem Jahr zogen die Pilgerinnen und Pilger unter dem Leitwort "Quo vadis" von der Kirche in Silberhausen zum Familienzentrum Kerbscher Berg nach Dingelstädt - einem Wallfahrtsort des Eichsfeldes. In der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters fand zum Abschluss eine Vesper mit Bischof Joachim Wanke statt. In seiner Predigt machte der Bischof deutlich, dass es viele Formen der Berufung gibt. So auch die zu Ehe und Familie. Dennoch bedürfe es immer junger Frauen und junger Männer, die sich für einen Dienst in der Kirche Gottes entscheiden. Eine Entscheidung dazu wachse über vielfältige Stationen, so unter anderem über Freunde, Vorbilder, Eindrücke im Jugendhaus, der Gemeinde und überall dort, "wo wir auf andere Glaubende treffen". "In all diesen Begegnungen und Erfahrungen berührt uns der Herr", betonte Wanke und verwies dabei auf das Lukas-Evangelium und die Begegnung der zwei Jünger, die nach der Kreuzigung mit dem auferstandenen Herrn nach Emmaus unterwegs waren, ohne ihn sofort zu erkennen. So gehe es den Menschen auch heute, meinte Wanke und ermutigte zur Teilnahme am kirchlichen Leben als Basis der Berufungen. Wanke: "Sucht den Weg des Herrn, begegnet ihm in der Mitfeier der Eucharistie, in der Beichte, im Herzensgebet, einem Gebet, dass auch dann möglich ist, wenn keine Glocken klingen, wenn es schwer wird auf dem Lebensweg."

Hintergrund ist der menschenfreundliche Gott

Wanke benannte den Weg der Berufung als ein Gehen mit Gott von Station zu Station. Neben Schwester Verona konnte auch der Dingelstädter Pfarrer Roland Genau während des Pilgerweges von seinen Stationen zum Priesterberuf berichten. Einmal wurde Genau von einem Jugendlichen gefragt, was der christliche Glaube für ihn bedeute? Ein Glaube, der seinen Lebensweg und den Wunsch, Pfarrer zu werden, prägte. Roland Genau fand drei Antworten: "Der Glaube macht mich dankbar", "Der Glaube gibt mir Halt, wo ich an meine Grenzen stoße" und "Der Glaube macht mir Mut, auch über meinen Schatten zu springen". Und mit Blick auf seinen Beruf meinte der Dingelstädter Pfarrer: "Es ist ein Beruf, der an Grenzen führt und der mir immer wieder die eigene Schwachheit bewusst macht. Aber ich kann mir keinen spannenderen Beruf vorstellen, hat er doch mit allen Facetten des Lebens und des Menschseins zu tun." Der Hintergrund für sein Leben ist für Roland Genau immer der Glaube an einen menschenfreundlichen Gott.

Über ihren Weg zum Beruf der Gemeindereferentin berichtete Margret Frank aus Niederorschel. Als Leitvers habe sie über ihr Leben die Worte "Zeige mir deine Wege, o Herr, und lehre mich deine Pfade" gestellt. Aus einem christlichem Elternhaus kommend war es das Erlebnis Kirche, welches sie prägte. "Gute Gespräche, Gruppengottesdienste, die Meditation, intensives Erleben des Kirchenjahres weckten in mir den Wunsch, einen kirchlichen Beruf zu ergreifen."

Ähnlich erging es dem gebürtigen Leinefelder Gregor Naumann, der heute Dominikaner in Mainz ist. Frater Gregor sagte: "Am Anfang stand die typische Eichsfelder ,Kinder- und Jugendkarriere‘. … Dort lernte ich das Evangelium kennen und als ich älter wurde, wuchs in mir der Wunsch nach mehr, der Wunsch, den Menschen die frohe Botschaft unseres Glaubens näher zu bringen." Gregor Naumann machte sich auf die Suche und nahm unter anderem an den Berufungswochenenden teil, die Pfarrer Egon Bierschenk anbietet. Heimisch wurde der Eichsfelder schließlich bei den Dominikanern, deren Spiritualität ihm besonders liegt.

Ein abschließender Höhepunkt der Wallfahrt war schließlich die gemeinsame Fürbitte vor dem ausgesetzten Allerheiligsten in der Kirche.

Informationen zu Berufen in der Kirche: Pfarrer Egon Bierschenk, E-Mail Egonbierschenk@web.de, Telefon 03 60 24 / 8 82 79

Von Holger Jakobi

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