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Von Ökumene keine Spur

Die Pfarrei Heilig Kreuz war 1835 die erste neue katholische Pfarrgemeinde seit der Reformation

Görlitz (eco). Wie schwierig die Gründung der ersten katholischen Pfarrei nach der Reformation in Görlitz war, zeigt ein Blick in die Archive.

Äußerlich hat sich nicht viel an der Heilig-Kreuz-Kirche verändert. Die Gründung der ersten katholischen Gemeinde seit der Reformation war ein steiniger Weg mit vielen Hindernissen. Fotos: Bistumsarchiv Görlitz/Markus Kremser

Am 27. April 1525 beschlossen die drei Erzpriester von Görlitz, Reichenbach und Seidenberg (Zawidow) die Reformation für die Region. In der Umgebung blieben nur Wittichenau, Jauernick, Marienthal, Lauban (Luban) und Neuzelle katholisch. 290 Jahre sollte es dauern, bis sich in Görlitz wieder eine katholische Gemeinde gründete. Ein exaktes Gründungsdatum ist dabei nur schwer zu benennen. Sicher ist, dass die Gründung 1835 offiziell wurde. Bis zum Bau einer Kirche sollten aber noch einmal 15 Jahre vergehen.

Am 2. April 1835 "constituierte" der Laubaner Erzpriester, Propst Mahr, das neue "katholische Kirchensystem". Aber auch der königliche Landrat musste der Pfarreigründung zustimmen. Die Äbtissin der Marienthaler Zisterzienserinnen hatte bereits zuvor Carl Stiller zum Pfarrer berufen. Der war wenige Jahre zuvor als 26-jähriger Kaplan nach Görlitz gekommen und stand der kleinen katholischen Gemeinde vor, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts in Görlitz gebildet hatte. Diese Katholiken waren vor allem aus den katholischen "österreichischen Nachbarländern" gekommen. Nach 1815 wuchs die Zahl weiter, weil "einige königliche Beamte katholischer Konfession aus Schlesien hierher versetzt wurden", wie Pfarrer Carl Stiller in seinem "Liber memorabilium", der Pfarrchronik der Gemeinde, schreibt. 1821 waren es rund 200 Katholiken, die in Görlitz wohnten. Für die Zugewanderten waren die Umstände alles andere als bequem. Wollten sie die katholische Messe besuchen, mussten sie nach Jauernick.

Dass Görlitz Garnisonsstadt war, brachte einen entscheidenden Vorteil bei dem Bemühen, eine katholische Gemeinde zu gründen. Der preußische König wollte, dass auch seine katholischen Soldaten nicht ohne Seelsorger sind. Am 24. September 1829 wurde mit Kabinettsorder erlaubt, eine Kapelle in Görlitz einzurichten. Allerdings gab es einige Beschränkungen. Die Kapelle durfte nur gemietet werden. Es durfte kein katholischer Geistlicher in Görlitz wohnen. Es durfte nur an jedem sechsten Sonntag Gottesdienst für "schwächliche und kränkliche" Personen gehalten werden. In der Kapelle waren Bänke, Orgel, Chor, Sakristei und Kanzel nicht erlaubt. Außer der Beichte und der Kommunion durften keine Sakramente gespendet werden.

Unter diesen Umständen baute der junge Kaplan Carl Stiller die Görlitzer Gemeinde auf. Er pendelte ständig hin und her zwischen Jauernick und Görlitz, wo er seit 1832 auch für die Gefängnisseelsorge bei den katholischen Insassen des Görlitzer Gefängnisses zuständig war. Ab 1834 war Stiller auch mit der Seelsorge für die Garnison beauftragt.

1835 wurde dann offiziell die "katholische Parochie" neu errichtet. Pfarrer Stiller zog in ein am Fischmarkt gelegenes Hinterhaus. Im Bereich der südlichen Altstadt spielte sich dann über 20 Jahre lang alles kirchliche Leben der wachsenden Gemeinde ab.

Auch eine katholische Schule hatte Stiller eingerichtet. 1828 eröffnete die Schule in einem Zimmer auf der Brüderstraße. 25 Kinder wurden zum Anfang von einem Lehrer unterrichtet. Miete und Lehrerwohnung zahlten die Gemeindemitglieder. Bis 1859 sollte die Zahl der Schüler bis auf 150 anwachsen. Doch damit und mit dem Kirchenneubau, zu dem 1850 der Grundstein gelegt werden sollte, konnte 1835 noch niemand rechnen.

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