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Sein Herz schlägt noch für die Pfadfinder

Löbtauer Drachentöter trafen Georg Kirschner, der vor einem dreiviertel Jahrhundert Pfadfinder war

Dresden (tdh). Für die Jüngeren war es bestärkend, die eigene Aktivität in eine lange Tradition eingebettet zu sehen. Der Ältere war beglückt zu erleben, dass die Lebensideale seiner Jugend nicht untergegangen sind. Zu einer nicht alltäglichen generationsübergreifenden Begegnung kam es jüngst in Dresden.

Karin Heckle (links) und Franziska Bort zu Besuch bei dem ehemaligen Georgspfadfinder Georg Kirschner.

Der 89-jährige Dresdner Georg Kirschner ist gerade dabei, seine Lebenserinnerungen festzuhalten. Einer Bekannten, der er seine Geschichte diktiert, fiel dabei auf, mit welcher großen Wärme und Verbundenheit er über seine Erlebnisse mit den Georgspfadfindern erzählte. Sie machte sich auf die Suche nach heutigen Pfadfindern und stieß auf den Stamm Drachentöter der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) in Dresden-Löbtau.

Die Stammesvorsitzende Karin Heckle und die Roverin Franziska Bort besuchten daraufhin Georg Kirschner und ließen sich von seinen Erinnerungen berichten. 1932, im Alter von elf Jahren, war er in Dresden zu den Pfadfindern gestoßen, die damals in der Schlossstraße ihr Quartier hatten. Er erzählte, wie er gemeinsam mit anderen Jungen die Natur entdeckte, Vogelstimmen zu unterscheiden und nachzuahmen lernte und verschiedene Knoten übte. Mit dem Fahrrad unternahm die Gruppe manche Zelt-Tour Richtung Meißen und in die Sächsische Schweiz. Es wurde viel gesungen, und fast jeder Zweite hatte eine Gitarre oder eine Mandoline. 30 bis 35 Kinder und Jugendliche gehörten zur damaligen Pfadfindergruppe, nur einige weniger als heute der DPSG-Stamm Drachentöter, über dessen Aktivitäten sich Georg Kirschner berichten ließ.

In vier nach dem Alter gestaffelten Gruppen treffen sich die Mitglieder - heute auch Mädchen und Frauen - zu wöchentlichen Gruppenstunden, um zu spielen, backen, basteln, lachen, die Natur zu entdecken und Gemeinschaft zu erleben. Auch heute gehören Zeltlager und Wochenendaktionen zum Programm, berichteten Karin Heckle und Franziska Bort.

In ihrem Gespräch mit dem ehemaligen Pfadfinder blieb auch ein dunkles Kapitel der Geschichte nicht ausgespart: Während des Nationalsozialismus standen die Pfadfinder vor der Wahl, der Hitlerjugend beizutreten oder sich aufzulösen. Die Dresdner Gruppe wurde 1936 offiziell aufgelöst. Die Jugendlichen setzten ihre Treffen fort, auch wenn sie sich nicht mehr Pfadfinder nannten. Georg Kirschner wurde kurz darauf in den Krieg eingezogen, war drei Jahre in Russland und anschließend in Belgien und Holland. Nach dem Krieg kehrte er nach Sachsen zurück, heiratete und studierte in Leipzig Wirtschaft. An seine Jahre als Pfadfinder denkt er bis heute oft und gern zurück, an Menschen, die einander vertrauten und stützten und an Augenblicke am Lagerfeuer. Nach dem Krieg hoffte er vergeblich, alte Bekannte aus Pfadfinderzeiten wieder zu treffen.

Näheres über die Pfadfinder in Dresden auf der Homepage www.dpsg-dresden.de. Kontakt per E -Mail: vorstand@dpsg-dresden.de oder Telefon: 03 51/2 08 92 80

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