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Die Bildung bedarf der Religion

Placida-Empfang der Schwestern von der heiligen Maria Magdalena Postel

Heiligenstadt. Friedliches Zusammenleben in einer Gesellschaft ist für den Pädagogen Prof. Martin Lechner nur möglich, wenn sich die Religionsgemeinschaften verstehen. Lechner war Gast beim diesjährigen Placida-Empfang.

Als Festredner zum Placida-Empfang konnte Generaloberin Schwester Aloisia Höing Prof. Dr. Martin Lechner begrüßen.

"Ich bin da, wo Gott mich haben will. Gott sorgt!" In der felsenfesten Überzeugung, Gottes Hand leite sie bei all ihrem Tun und auf seinen himmlischen Beistand könne sie stets hoffen, hatte die französische Ordensfrau Placida Viel (1815 bis1877) Zeit ihres Lebens gewirkt. Als erste Nachfolgerin der heiligen Maria Magdalena Postel, der Ordensgründerin, hatte sie 1862 im Eichsfeld den deutschen Zweig der Kongregation gegründet, die heute unter dem Namen Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel bekannt ist.

Placida Viels besondere Fürsorge galt Mädchen aus den armen Familien; sie setzte sich ein für Schulbildung, für das Erlernen von Krankenpflege und Haushaltsführung, für Glaubensvermittlung und Lebenshilfe. Ein Leben in Liebe und im Glauben zu leben, füreinander da zu sein - hierfür war sie ihren Mitschwestern stets ein Vorbild. Daran erinnerte am letzten Donnerstag im April während einer Vesper in der Bergklosterkirche Rektor Bernd Kucklick. Die Vesper bildete den würdigen Auftakt des Placida-Empfangs, zu dem Generaloberin Schwester Aloisia Höing eingeladen hatte.

In der Aula des Elisabeth-Gymnasiums sprach im Anschluss Prof. Dr. Martin Lechner zum Thema "Religiöse Bildung in religionspluraler Gesellschaft". Der Referent ist Inhaber des Lehrstuhls für Jugendpastoral und Religionspädagogik an der Philosophisch- Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern.

Er fasse mit seinem Thema und mit seinen Thesen, "ein heißes Eisen" an, hob der Festredner eingangs hervor. Für alle Zuhörer zum Mitnehmen und zum Darüber-Nachdenken hatte der Professor die Kernsätze seines Referates auf einem Blatt zusammengefasst. Bundesweit gingen an jedem Sonntag mehr Menschen in die Kirche als am Samstag ins Fußballstadion; dennoch stehe die Kirche gegenwärtig im Brennpunkt der Kritik und vor der größten Herausforderung in ihrer zweitausendjährigen Geschichte. Zu verzeichnen sei "ein Wandel von der Volkskirche zur Wahlkirche". Und zu verzeichnen sei auch die Tatsache, dass die beiden christlichen Kirchen hierzulande ihr Monopol auf Weltdeutung verloren haben. "Die Menschen sind heute in Sachen Religion sozusagen ‚freischaffend‘; sie zeigen religiöses Interesse, aber sie lassen dieses nicht notwendigerweise von den religiösen Institutionen formen", hörten die Gäste unter dem Stichwort "Die Religiöse Signatur der Gegenwart". Religiöse Bildung für alle Menschen müsse öffentliches Anliegen sein. Junge Menschen, davon ist Prof. Lechner überzeugt, haben ein Recht auf Orientierungshilfen im religiösen Pluralismus. Deshalb sei "Bildung ohne Religion unvollständig, Religion ohne Bildung gefährlich". Der Theologe unterstrich, ein friedliches Zusammenleben in einer multireligiösen Gesellschaft werde nur möglich sein, "wenn die Angehörigen der verschiedenen Religionsgemeinschaften einander verstehen gelernt haben."

Von Christine Bose

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