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"Versöhnte Vielgestaltigkeit"

Kreuzganggespräch Erfurt: Thüringer Bischöfe über die Ökumene

Erfurt. "Säkulare Herausforderungen und ökumenische Antworten. Thüringen vor dem Ökumenischen Kirchentag" - unter diesem Thema stand das Erfurter Kreuzganggespräch mit Bischöfin Ilse Junkermann und Bischof Joachim Wanke.

Mit Blick auf das 2017 anstehende Reformationsjubiläum und die Vorbereitung darauf während der Lutherdekade wünschen sich die beiden leitenden Geistlichen der großen Kirchen in Thüringen viele ökumenische Gemeinsamkeiten. Zwar sehe sie, dass dieses Jubiläum die Gefahr mit sich bringe, von der evangelischen Kirche zur Eigenprofilierung genutzt werde, gestand Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Zugleich hoffe sie aber darauf, dass mit dem Jubiläum ein ökumenischer Aufbruch verbunden sei. Angesichts der zunehmenden Säkularisierung der Gesellschaft müssten die Christen gemeinsam in den Dialog mit der Gesellschaft treten, unterstrich Bischof Joachim Wanke vom Bistum Erfurt. Als wichtige Gegenstände für dieses Gespräch nannte er die Themen des konziliaren Prozesses: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. "Wenn wir in der Haltung leben, Kirche sei um ihrer selbst willen da, tappen wir in die Profilierungsfalle. Der Auftrag der Kirche aber ist dienendes Tun für die ganze Welt", sagte Bischöfin Junkermann. Im Blick auf das Reformationsjubiläum hoffe sie auf einen ökumenischen Aufbruch in dieser Richtung.


Die beiden Bischöfe äußerten sich zur Ökumene in Thüringen zum Abschluss der diesjährigen Kreuzganggespräche von Katholisch- Theologischer Fakultät Erfurt und Katholischem Forum im Lande Thüringen. Mit Blick auf das Miteinander der Kirchen regten beide Bischöfe an, statt von "versöhnter Verschiedenheit" besser von "versöhnter Vielgestaltigkeit" zu sprechen. Junkermann: "Die Bitte Jesu heißt, dass wir eins seien, nicht das wir gleich seien." Auch für Bischof Wanke ist "versöhnte Vielgestaltigkeit" der richtige Weg. Viele Unterschiede, die es zwischen den Konfessionen gebe, seien "diskutabel". Wanke nannte als Beispiel das Papstamt. "Der Petrusdienst ist notwendig, damit wir Christen nicht auseinanderlaufen. Aber wie er konkret aussieht, wie er synodal eingebunden werden kann, darüber können wir sprechen."

Wanke verwies auf die Gemeinsamkeiten beider Kirchen in gesellschaftlichen Grundsatzfragen. "Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können." Er erinnert daran, wie die Kirchen gemeinsam ihre Vorschläge für die Gestaltung der Thüringer Verfassung eingebracht haben. Ähnlich sei es mit ökumenischen Aktivitäten im Elisabeth-Jahr gewesen: "In einer Gesellschaft, die noch darunter leidet, dass ein politisches System den Himmel abschaffen wollte, haben wir an der Gestalt der heiligen Elisabeth gezeigt: Wer sich im Himmel verankert, wird tauglich für die Erde."

"Die Menschen in Mitteldeutschland werden älter, ärmer und weniger", beschrieb Bischöfin Junkermann eine Herausforderung an den Dienst der Kirchen. Die Kirchen selbst hätten an der Entwicklung anteil, sagte sie mit Blick auf notwendige Strukturveränderungen. "Als Kirchen sollten wir deshalb mehr von dem, was wir gemeinsam tun können, auch tun." Als Beispiele nannte sie: Schulen und Kindertagesstätten, Caritas und Diakonie, aber auch gemeinsame Erklärungen und ökumenische Gottesdienste. Und: "Wir können das Leben feiern, auch wenn wir kleiner und älter werden."

Von Matthias Holluba

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