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Zur Überzeugung stehen

Gedenken zum 70. Todestag von Pfarrer Otto Neururer und Pfarrer Matthias Spanlang

Katholische und evangelische Christen erinnerten am 30. Mai mit einer Vesper vor den Bunkerzellen des ehemaligen KZ Buchenwald an die beiden Priester Otto Neururer und Matthias Spanlang, die hier vor 70 Jahren ermordert wurden.

Gedenken vor dem Bunker des ehemaligen KZ Buchenwald. Neben Priestern, die in Weimar leben oder mit dem Ort verbunden sind, kam auch Pfarrer im Ruhestand Alfons Andreas Arand (Mitte, sitzend) aus Kallmerode zur Vesper.

Der selige Otto Neururer gehört zu den Priestern, deren Martyrium in der NS-Zeit heute vielen Menschen bekannt ist. Sein Seligsprechungsprozess wurde 1997 abgeschlossen. Anders verhält es sich mit Matthias Spanlang, einem Priester der Diözese Linz, der kurz nach Otto Neururer im KZ Buchenwald ermordet wurde. "Aber wir werden nicht zulassen, das Matthias Spanlang vergessen wird", so Christine Herzog, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der katholischen Gemeinde Herz Jesu in Weimar, die sich seit Jahren für das Gedenken einsetzt und die das diesjährige Gedenken begleitete.

Christlicher Protest gegen eine unheilige Ideologie

Zusammen mit Pfarrer Carsten Kämpf, Pfarrer Joachim Wietrzniok und Kaplan Hans-Martin Samietz sowie den beiden Ruheständlern Pfarrer Bertram Pittner und Pfarrer Horst Klemm feierten katholische und evangelische Christen am 30. Mai - dem Todestag Otto Neururers - eine Vesper vor dem berüchtigten Bunker. In die dortige Einzelhaft wurden die beiden aus Österreich stammenden Priester Ende Mai 1940 verschleppt, als bekannt wurde, dass sie sich im Konzentrationslager weiter als Seelsorger betätigten.

Pfarrer Matthias Spanlang, ein Priester der Diözese Linz

Weimars Ortspfarrer Carsten Kämpf erinnerte in seinen Worten zur Begrüßung daran, dass sich Otto Neururer, Matthias Spanlang und der ebenfalls in Buchenwald ermordete evangelische Geistliche, Pfarrer Paul Schneider weigerten, die weltliche Herrschaft der Nationalsozialisten zu akzeptieren. Sie alle lebten aus der Anbetung Gottes, des Höchsten und protestierten auf ihre Weise gegen das Unheilige der antichristlich geprägten Ideologie der Nazis. Sie konnten kein Ja sagen, wo ihr Gewissen und ihre Verantwortung es nicht zuließen. So konnte Paul Schneider auf sein Pfarramt nicht verzichten, ein solcher Schritt hätte ihm vermutlich die Freiheit gebracht. Und Otto Neururer und Matthias Spanlang standen zu ihrem priesterlichen Versprechen, sie blieben Seelsorger auch unter härtesten Bedingungen.

Ein Mitarbeiter Otto Neururers, Hans Weiden aus Innsbruck, erinnerte sich später, dass Pfarrer Neururer 1938 offen andeutete, sich nicht dem weltanschaulichen Terror zu beugen, der nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich einsetzte. Seine stille und zur Schwermut neigende Art führte dazu, dass er alle Angelegenheiten gründlich durchdachte. Die genaue Analyse der damaligen Vorkommnisse bewahrte ihn davor, sich durch äußeren Schein betrügen zu lassen.

Es ging um Glauben und Kirche

Aus diesem Umstand ergab sich letztlich auch die Ursache für die Verhaftung Otto Neururers. Nachdem er einer Bauerstochter abriet, die Ehe mit einem 30 Jahre älteren, bereits einmal geschiedenen SA-Mann einzugehen, wurde er verhaftet. Bei seinem Verhör im Gestapo-Gebäude in Innsbruck sagte Neururer: "Meine Herren! Machen Sie keine Umschweife, es geht nicht so sehr gegen mich als gegen den Glauben und die Kirche in unserem Lande!"

Otto Neururer kam am 3. März 1939 in das KZ Dachau. Dort begegnete er Pfarrer Matthias Spanlang aus dem Innkreis, Diözese Linz, der wegen seiner klar antinationalsozialistischen Haltung ins KZ verschleppt worden war. Gemeinsam kamen sie mit einem Transport am 26. September 1939 ins KZ Buchenwald, wo sie schließlich - nachdem sie verraten worden waren - kopfüber aufgehängt starben.

Pfarrer Otto Neururer, ein Priester der Diözese Innsbruck.

Neururer und Spanlang hatten eine wesentliche Übereinstimmung: Ihrem Beruf und damit ihrer Berufung entsprechend sorgten sie sich um die Menschen in ihrer Umgebung. Als Seelsorger sahen sie es als ihre Pflicht, an jedem Ort - auch im KZ Buchenwald - das Wort Gottes zu verkünden und den Menschen beizustehen. In den Schilderungen der Mithäftlinge wiederholen sich immer wieder Beschreibungen der beiden Priester: pflichtbewusst, liebenswert, kein Murren, manchmal niedergeschlagen, nie geschimpft, demütig alles ertragen, andere getröstet. Der "Pritschennachbar" Otto Neururers meinte: "Wenn Otto kein Heiliger war, gibt es keinen…"

Pfarrer Carsten Kämpf sagte zur Vesper: "Otto Neururer und Matthias Spanlang haben ein Zeugnis gegeben, das so notwendig ist. Sie sind Gott treu geblieben. Beten wir darum, dass auch heute viele Menschen die Kraft und den Mut haben, zu ihrer Überzeugung zu stehen.

Info im Internet unter www.herzjesu-weimar.de

Von Christine Herzog und Holger Jakobi

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