Lernen mit Weitblick
In Leipzig soll ein Institut für religiöse Werteerziehung entstehen
Leipzig. Heranwachsende fundierter und werteorientiert auf die komplexen Herausforderungen vorzubereiten, die das Leben heute bereithält - dieses Grundanliegen steht hinter der geplanten Gründung eines Kinder- und Jugendinstituts für religiöse Werteerziehung in Leipzig.
Im kommenden Jahr wird in Leipzig eine Weiterbildungsstätte eröffnet, die sich zunächst an Lehrkräfte und Familien der sechs bischöflichen Schulen in Sachsen wendet, später aber auch über diesen Rahmen hinaus wirken soll. Das kündigte Bischof Joachim Reinelt in der vergangenen Woche an. Für die Entwicklung des Konzepts und der Strukturen des Instituts hat der Bischof den ehemaligen Kanzler der Frankfurter Jesuitenhochschule St. Georgen, Dr. Joachim Kreutzkam, gewonnen. Regina Nothelle, die Leiterin des Maria-Montessori-Schulzentrums in Leipzig, soll ihn dabei unterstützen.
Das bestehende Bildungssystem reiche nicht aus, um die immer komplexeren Fragen unserer Gesellschaft verstehen und beantworten zu können, machte Joachim Kreutzkam im Gespräch mit dem Tag des Herrn deutlich. Frühere Defizite in der Bildung träten gegenwärtig besonders im politischen Umgang mit der Finanzkrise, dem Gesundheitssystem oder den Themen Welternährung und Energie zutage. Auch heutige Lehrer seien nur unzureichend darauf vorbereitet, Antworten nicht allein aus der Richtung ihres Fachgebietes zu suchen. Für eine fächerübergreifende Vernetzung fehlten ihnen im Berufsalltag zumeist Zeit und Kraft. Die Kirche hat der Gesellschaft auf diesem Feld Wesentliches anzubieten, ist der 75-jährige Wissenschaftler überzeugt. Das Kinder- und Jugendinstitut für Religiöse Werteerziehung wolle dazu beitragen, Kindern in altersgerechter Form einen umfassenderen und verantwortungsbewussteren Blick auf die Wirklichkeit zu ermöglichen. Dies gehe nicht ohne Werte. Wichtig sei zudem, dass Lehrer und Eltern im Umgang mit den Kindern die gleiche Sprache sprechen.
Inhaltlich will das Institut an die Erkenntnisse der christlichen Soziallehre anknüpfen und diese weiterentwickeln, erläuterte Joachim Kreutzkam, der lange in engem Kontakt mit dem bekannten Jesuiten Oswald von Nell- Breuning (1890-1991), einem der Väter der christlichen Soziallehre, stand. Er selbst studierte Philosophie, Rechtswissenschaft, Romanistik, Slawistik und Wirtschaftswissenschaft und arbeitete an der Gründung verschiedener Akademien und Gesellschaften mit, etwa der Gesellschaft für Ethik, Bildung und Management in Hildesheim.
Die Grundgedanken der Reformpädagogin Maria Montessori, auf die sich einige der Schulen im Bistum beziehen, sieht Dr. Kreutzkam durch die Ziele des neu zu gründenden Instituts keinesfalls in Frage stellt, sondern sinnvoll ergänzt. In der Montessori- Pädagogik würden Kinder dort sehr gut gefördert, wo sie bereits Ressourcen haben.
Bis Herbst soll der Geschäftsplan des Instituts ausgearbeitet sein. Gegenwärtig sind die künftige Rechtsform, personelle und finanzielle Ressourcen sowie mögliche Kooperationspartner noch völlig offen. Eine Zusammenarbeit mit einer Universtität hält Joachim Kreutzkam aber durchaus für denkbar. Für ihn ist das Engagement im Bistum Dresden- Meißen ein Anknüpfen an biografische Wurzeln. Er ist gebürtiger Görlitzer. Seine Eltern lebten in Bautzen. In der Stadt, die er als Jugendlicher verließ, hat er bis heute Verwandte.
Im Herbst wird das Schulzentrum - gemeinsam mit dem entstehenden Institut - eine erste öffentliche Veranstaltung über "Schule der Zukunft" durchführen. Zu dieser Veranstaltung wurde der Göttinger Neurobiologe Professor Gerald Hüther eingeladen.
Von Dorothee Wanzek