Vertrauen in Gleichgesinnte
Salesianer feiern das 150-jährige Bestehen ihrer Ordensgemeinschaft
Chemnitz. Vor 150 Jahren gründete der italienische Priester Johannes Bosco die Ordensgemeinschaft der Salesianer. An seinem Umgang mit Kindern und Jugendlichen orientieren sich christliche Pädagogen in aller Welt bis heute - auch in Sachsen.
Auszubildende des Don-Bosco- Jugendwerks in Burgstädt und Hartmannsdorf kümmerten sich um das Mittagessen, zeigten eine Foto-Präsentation und umrahmten mit ihrem Band-Auftritt den Festvortrag des Provinzials, Pater Josef Grünner. Kinder aus dem Don-Bosco-Jugendhaus im Chemnitzer Stadtteil Sonnenberg präsentierten sich in der Vorstellung des Kinder- und Jugendzirkus Birikino und ehrenamtliche Helfer aus der Gemeinde St. Antonius sorgten hinter den Kulissen dafür, dass am vergangenen Sonntag alles klappte, was zu einer gelungenen Jubiläumsfeier gehört: Alle salesianisch geprägten Einrichtungen der Region brachten sich ein zur 150-Jahr-Feier der Salesianer, die in diesen Tagen wie an vielen anderen ihrer Wirkungsstätten der Welt auch in Chemnitz begangen wurde.Wesentliche Grundhaltungen Don Boscos seien bis heute prägend für das Engagement der Salesianer, machte Pater Josef Grünner in seinem Festvortrag in der Chemnitzer St.-Antonius-Kirche deutlich. Der Verantwortliche für die deutsche Provinz des Ordens nannte insbesondere die Liebe zu jungen Menschen, das Interesse an ihnen und das Vertrauen in sie und ihre Entwicklungsmöglichkeiten als Haltungen, die auch für den Geist der sächsischen Salesianer- Einrichtungen bestimmend seien.
Dass in den hiesigen Einrichtungen nur eine Minderheit der Mitarbeiter zu einer Kirche, geschweige denn zum Salesianerorden gehört, sieht Pater Grünner nicht als Manko. Charakteristisch für die Arbeit Don Boscos sei es gewesen, dass er alle in seine Arbeit einbezogen habe, die seine Begeisterung für die Kinder und Jugendlichen geteilt hätten. Diesen Aspekt der Biografie ihres Ordensgründers hätte die Gemeinschaft selbst erst vor einigen Jahren wieder entdeckt, erzählte der Salesianer-Provinzial. Es sei ein Lernprozess für die Ordensleute gewesen, Laien als gleichberechtigte Partner zu entdecken und ihnen Mitverantwortung zu übertragen für die pädagogische Arbeit. Entscheidend sei es, Mitarbeiter zu finden, die sich nicht allein wegen des bezahlten Jobs um eine Stelle bewerben, sondern die eine große Offenheit für junge Menschen mitbrächten und im Sinne Don Boscos ganzheitlich mit ihnen arbeiten wollten. Das sei in Sachsen keinesfalls schwieriger als in Regionen mit stärkerer christlicher Prägung.
Natürlich sei Don Bosco auch ein Kind seiner Zeit gewesen, und nicht all sein Tun lasse sich im Umgang mit heutigen Heranwachsenden einfach übernehmen, räumte der Pater ein. Für den Heiligen sei es beispielsweise selbstverständlich gewesen, mit den Kindern den Rosenkranz zu beten und sie täglich mit in die Messe zu nehmen. Wer jungen Menschen heute einen Zugang zum Glauben verschaffen wolle, müsse immer wieder neue Wege suchen. Wie das gehen könnte, war bei der anschließenden Vorstellung des Kinder- und Jugendzirkus Birikino zu erahnen. Die Darbietungen waren verknüpft mit Zitaten Don Boscos und Episoden aus seinem Leben. In einer Jonglage beispielsweise brachten die Kinder ihrem Publikum Don Boscos Rat näher, mit den Füßen fest auf dem Boden zu stehen, die Herzen aber im Himmel zu haben.
Von Dorothee Wanzek