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Kein roter Teppich für Benno

Theaterstück "Die Via regia ruft" - Sorben spielen, wie ihre Vorfahren den Bistumspatron empfingen

Crostwitz. Zum 1000. Geburtstag des Bistumspatrons Benno von Meißen bringen 250 Sorben aus Crostwitz und Umgebung im August das Leben des Heiligen auf die Bühne. Die Vorbereitungen für das große Spektakel laufen bereits auf Hochtouren.

Das sommerliche Wetter der vergangenen Woche ermöglichte die erste Freiluft-Probe. Foto: Rafael Ledschbor

Laiendarsteller in historischen Kostümen aus Oberammergau, Feuer und Fackeln, heidnische Tänze, Chorgesänge und Blasmusik, Reiter und Pferdegespanne: Wenn "die Via regia ruft" - so heißt das aktuelle Stück über den heiligen Benno - wird in Crostwitz wieder einmal einiges für Auge und Ohr geboten. Laientheater hat Tradition in der sorbischen Gemeinde, die mit den zugehörigen umliegenden Ortschaften nicht einmal 1200 Einwohner zählt. Zuletzt 2005 wirkte jeder fünfte - vom Kindergartenkind bis zur Urgroßmutter - bei einem großen sorbischsprachigen Passionsspiel im Pfarrgarten mit.

Viele der damaligen Akteure sind auch in diesem Jahr wieder dabei - sei es als Schauspieler, als Musikant oder als Helfer im Hintergrund. Seit November treffen sich die Darsteller jeden Montagabend zum Proben. Ein Team aus Rentnern und jüngeren handwerklich begabten Männern ist gerade damit beschäftigt, die 250 Quadratmeter große Bühne zu zimmern.

Wie beim Passionsspiel vor fünf Jahren hält Elektromeister Georg Spittank, frisch gewählter Vorsitzender des sorbischen Cyrill- Methodius-Vereins, die Fäden für die Aufführung in der Hand. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Peter Gärtner hat er auch den Text für "Die Via regia ruft" verfasst. Wichtig war es den beiden darzustellen, dass es auch vor 1000 Jahren nicht einfach war, Menschen den christlichen Glauben nahezubringen. Einen Schmied, der sich nach Kräften gegen die Missionierung der Ortschaft wehrt, spielt mit sichtlichem Vergnügen Georg Matka, der im wirklichen Leben auf dem Bau arbeitet. Seit vierzig Jahren gehört er zur Crostwitzer Laienspielgruppe und spielt dort, wohl auch wegen seines kräftigen Bartwuchses - vorrangig urwüchsige Naturelle. Im Stück über Benno von Meißen spiegelt sich in seinem Spiel einiges von den Lebensverhältnissen der Vorfahren: Die wirtschaftliche Lage der damaligen Zeit war an der alten Handelsstraße alles andere als rosig, und die ständigen Kriege machten das Überleben nicht einfacher.

Neuste historische Erkenntnisse haben Georg Spittank und Peter Gärtner in die spannende Handlung rund um das Wirken des Heiligen im Land der Sorben einfließen lassen, ebenso wie Legenden und Erzählungen über Bennos Leben. Gerade in die Vorbereitungszeit für das Benno-Stück fiel ein bedeutender archäogischer Fund, der bei Abrissarbeiten in Crostwitz gemacht wurde: Die Grabsteine aus dem elften und zwölften Jahrhundert zeugen davon, dass es in dem Ort bereits vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1225 Christen gegeben haben muss. Da das Stück vor dieser Ersterwähnung spielt, ist übrigens nie von Crostwitz die Rede, sondern bezugnehmend auf den Dorfbach immer von der "Siedlung an der Satkula".

Dass Benno von Meißens Wege ihn tatsächlich an die Satkula geführt haben, lässt sich nicht beweisen. Die beiden Textautoren halten es aber für äußerst wahrscheinlich. Dafür spreche insbesondere das Patronat der Crostwitzer Kirche. Wie die Stadt Goslar, aus der Benno stammt, ist sie den Heiligen Simon und Judas Taddhäus geweiht.

Georg Petka, der beim Passionsspiel vor fünf Jahren einen Hohepriester gespielt hat, wird bei den fünf Aufführungen im Crostwitzer Pfarrgarten als heiliger Benno zu erleben sein. Er ist froh, dass er noch ein paar Wochen Zeit hat, sich mit der gehobenen, vom Alltags-Sorbisch abweichenden Sprache vertraut zu machen, die zu seiner Rolle gehört. Für Elisabeth Scholze, die seine Mutter spielt, weckt die Mitarbeit am Benno-Stück Jugenderinnerungen: Zum Dreifaltigkeitssonntag 1957 hat es in Crostwitz eine Theateraufführung über das Leben Bennos gegeben. Elisabeth Scholze spielte damals die Gemahlin von König Heinrich IV.

Wenn es auf die Aufführung zugeht, wird es stressig. Das wissen alle, die nicht das erste Mal auf der Crostwitzer Bühne stehen. In diesem Jahr ist die Anspannung jedoch besonders hoch. Der Crostwitzer Chor hatte bisher kaum Gelegenheit zu gemeinsamen Proben, da mehrfach andere große Einsätze dazwischen kamen: die Beerdigung von Monsignore Martin Salowski, der jahrzehntelang in Crostwitz gewirkt hatte etwa, oder zuletzt der Fernsehgottesdienst zum Fronleichnamsfest, der aus der Crostwitzer Pfarrkirche übertragen wurde.

Unvorhergesehen kamen auch die schwere Krankheit und der Tod des langjährigen Leiters der sorbischen Laienspielgruppe Crostwitz, Jan Mahr, der eigentlich die Regie für "Die Via regia ruft" übernehmen wollte. Mit Thomas Ziesch fanden die Crostwitzer einen jungen Schauspieler des deutsch-sorbischen Theaters in Bautzen, der kurzfristig die Spielleitung übernahm.

"Wir hoffen, dass wir mit dieser Aufführung wieder viele Menschen ansprechen", sagt Georg Spittank. Der Titel des Stücks soll nicht zuletzt Besucher aufmerksam machen, die mit dem heiligen Benno bisher wenig verbinden, sich aber für touristische Angebote entlang der Via regia interessieren.

Auch ohne sorbische Sprachkenntnisse kann man das Stück genießen, ist der Autor überzeugt. Deutschsprachige Zuschauer bekommen mit der Eintrittskarte eine Zusammenfassung in die Hand, die ihnen erleichtern soll, den Inhalt mitzuverfolgen.

Von Dorothee Wanzek

Hintergrund


Benno-Veranstaltungen 2010

16. Juni Feierlicher Gottesdienst zum Benno-Fest in der Dresdner Kathedrale mit Bischof Joachim Reinelt und den Kapellknaben, 18 Uhr

19. Juni Stolpener Katholiken feiern, dass sie seit 50 Jahren eine Benno-Reliquie in ihrer Kapelle haben. Das Fest beginnt mit einem Bischofs- Gottesdienst um 11 Uhr

14., 15., 21. und 22. August Aufführungen des Benno-Theaterstücks "Die Via regia ruft" in Crostwitz um 20 Uhr

22. August Familiensonntag im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz. Beginn um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst, Ende mit einer Sondervorstellung "Die Via regia ruft" , Crostwitz um 16.30 Uhr

3. bis11. September 25plus im Bistum Dresden-Meißen lädt zu einer Radpilgertour zu geistlichen Orten im Lande Bischof Bennos ein. Näheres dazu in der nächsten Ausgabe

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