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Anstoß

Alles prüfen - und das Gute behalten

Schwester Susanne Schneider

Im Alten Testament sagen die Propheten dem Volk das Wort Gottes. Sie tun dies gelegen und ungelegen. Nicht immer sind sie glücklich über diesen Auftrag Gottes, denn es kommt vor, dass sie deswegen missachtet, beschimpft und sogar misshandelt werden: Der Prophet Jeremia wird beispielsweise in einer Zisterne gefangen gehalten und kommt nur knapp mit dem Leben davon.

Es gibt im Volk Gottes auch das Phänomen der "Fremdprophetie": Ein Heide oder eine Heidin tut und spricht, was Gott gefällt. So sind drei der vier Frauen, die im Stammbaum Jesu beim Matthäus vorkommen, aus anderen Völkern: Starke Frauen, die um ihr Recht kämpften und mit der Hilfe und Unterstützung Gottes rechnen konnten.

Selbst Tiere können zu Trägern einer Botschaft werden - so muss beispielsweise der störrische Prophet Bileam durch seine Eselin den rechten Weg gewiesen kriegen.

Die Kirche hat in den ersten Konzilien selbstverständlich die eigenen religiösen Überzeugungen in die Sprachformen der hellenistischen - griechischen Philosophie gegossen und im frühen Mittelalter dann viele Bräuche und Denkformen der germanischen Stämme in ihre Liturgie integriert. Daher verwundert es, dass manche Christen wie mit Scheuklappen ausgestattet scheinen: Nur in der eigenen Gemeinde, nur in der katholischen Kirche, nur im Christentum vermuten sie den Geist Gottes. Was aus anderen Kulturen, anderen Lebensstilen, anderen Gewohnheiten kommt, wird verdächtigt. Doch nicht jeder, der wach und aufmerksam unsere Gegenwart verfolgt, rennt dem Zeitgeist hinterher oder macht Konzessionen an die "böse" Welt. Der Geist Gottes lässt sich nicht einsperren und findet sich überall!

Wenn wir als Christen ein Kriterium für die Unterscheidung der Geister suchen, kann uns ein weiser Rat des Apostels Paulus weiterhelfen. Dieser rät den Christen: "Prüfet alles, das Gute behaltet!" Wer an Jesus Christus glaubt, ist auf einem guten Weg. Dieser Glaube befreit von falschen Scheuklappen, vor Angst und Engherzigkeit. In der christlichen Tradition spricht man davon, dass die Reflexion über den Glauben den Glauben reinigt und dass es Selbstreinigungskräfte gibt, auf die wir vertrauen können. Damit ist gemeint, dass der christliche Glaube davor bewahrt, falsche Götter anzubeten, und uns immer wieder hinweist auf den wahren Gott.

Diesem wahren Gott sollten wir immer wieder die Gelegenheit geben, uns zu überraschen! So haben wir durch unseren Glauben Hilfen zur Unterscheidung und sollten alles sorgfältig prüfen und das Gute behalten.

Sr. Susanne Schneider
(Missionarinnen Christi), Kontaktstelle Orientierung in Leipzig

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