Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Zeit für Kinder

Beim Vater-Kind-Wochenende in Jauernick gab es vor allem eines: Zeit füreinander

Görlitz (eco). Die Vaterrolle ist heute eine andere als vor 40 Jahren. Sich für die eigenen Kinder Zeit zu nehmen, ist dennoch immer noch die Ausnahme.

Zeit für Kinder und Väter und nicht eine Mutter in Sicht. Beim Vater-Kind- Wochenende zogen am Samstag Kinder mit ihren Vätern auf der Via Regia entlang und trafen Mönche, Händler und Räuber. Foto: Markus Kremser

Der Tag beginnt mit einer Entführung. "Mein Sohn Max ist von Räubern in den Wald verschleppt worden und die fordern jetzt ein Lösegeld", berichtet Thorsten Hänsch vom Beginn dieses Sonnabends. Neun Väter haben sich mit ihren Kindern in Jauernick zum Vater- Kind-Wochenende getroffen. Alles dreht sich um die Via Regia, die "Königliche Straße", den alten Handels- und Pilgerweg, dem auch die Landesausstellung im kommenden Jahr gewidmet ist. Und wo gehandelt wird, warten auch Räuber. Thorsten Hänsch ist trotz der Entführung ziemlich gelassen. Die Entführer sind zum Glück Jugendliche aus Jauernick, die diese Rollen nur für wenige Stunden spielen.

Thorsten Hänsch freut sich über die Zeit, die er alleine mit seinen Kindern verbringen kann. "Es ist anders, als wenn meine Frau dabei ist", berichtet er von seinem ersten Eindruck.

Dass Väter sich Zeit für ihre Kinder nehmen, freut die Organisatorin des Wochenendes. "Väter übernehmen immer öfter auch Aufgaben, die früher nur Frauen übernommen haben", sagt Gabriele Kretschmer, Referentin im Seelsorgeamt. Mit dem Vater- Kind-Wochenende will das Seelsorgeamt etwas für das Väterbild von Männern und Kindern tun.

Dass das nottut, bestätigt auch eine Studie. Die Frankfurter Forscher Hans-Walter Gumbinger und Andrea Bambey haben 1500 Fragebögen verschickt und ausgewertet sowie 23 Elternpaare befragt. Das Ergebnis ihrer Studie "Neue Väter": Das Rollenbild der Männer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar radikal geändert, nicht aber unbedingt immer zum Guten.

Sechs Grundtypen haben die Wissenschaftler vom Institut für Sozialforschung ausgemacht: Etwa den "egalitären Vater", der die klassische Rollenverteilung eigentlich ablehnt, aber dennoch immer wieder in die Klischeestrukturen zurückfällt.

Oder den "fassadenhaften Vater", der mit seinem Wunsch, gewissenhaft und gleichberechtigt an der Erziehung teilzunehmen vor allem überfordert ist und deshalb unsicher wird.

Was übrigens auch an der Frau liegen könnte. Jeder zehnte Befragte gibt an, dass er in Erziehungsfragen von der Lebensgefährtin nicht akzeptiert wird. Ganz traditionell hält es noch jeder fünfte Mann: 18 Prozent der Befragten haben überhaupt nicht vor, am hergebrachten Familienbild vom Mann als Brötchenverdiener und der Frau als Hausmutter etwas zu ändern.

Dabei brauchen Kinder ihre Väter. Nur zwei Stunden am Wochentag und sechs Stunden an Samstagen und Sonntagen verbringt der deutsche Mann durchschnittlich mit seinen Kindern, hat das Institut für Demoskopie Allensbach herausgefunden. Dass Kinder sich mehr Zeit mit ihrem Vater wünschen, haben dutzende Studien in den vergangenen Jahren immer wieder bestätigt.

Den Wunsch nach Zeit hat ein Vater zum Abschluss des Wochenendes im Gästebuch dokumentiert. Sein Sohn hat während der Tage zu ihm gesagt: "Papa, das habe ich mir schon lange gewünscht, dass wir miteinander wegfahren."

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps