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Gemeinsam unterwegs

Priester und Seminaristen waren zum Ende des Priesterjahres auf Wallfahrt in Frankreich

Unter Leitung des Görlitzer Bischofs Konrad Zdarsa haben Priester und die Seminaristen des Erfurter Priesterseminars eine Wallfahrt nach Frankreich unternommen. Zum Abschluss des Priesterjahres 2009/10 besuchten sie die Wirkungsstätten der Heiligen Johannes Maria Vianney in Ars und Franz von Sales und Johanna von Chantal in Annecy.

Wie hier in der Basilika von Ars feierten die Wallfahrer um Bischof Konrad Zdarsa täglich die Eucharistie.

"Ich habe Sie alle sehr gern begleitet", sagte am Ende der Wallfahrt der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa (66) zu den 32 Teilnehmern: "Ich bin froh, dass wir uns aufgemacht und uns in diesen Tagen gegenseitig bereichert haben. Ich bin dankbar für die Harmonie, in der wir über Lebensalter und Stände hinweg zusammen waren."

Die Idee für die Wallfahrt vom 4. bis 11. Juni war im Bistum Görlitz entstanden und auf Interesse beim Erfurter Regens Wolfgang Ipolt (56) und den Theologenreferenten der Diözesen gestoßen, die ihre Priesterkandidaten nach Erfurt schicken. So kam es, dass sich Priester verschiedenen Alters und Seminaristen der (Erz-) Bistümern Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg an der Reise nach Ars, Chartreuse und Annecy beteiligten. Ars ist die Wirkungsstätte von Johannes Maria Vianney, der als Patron aller Pfarrer gilt. Papst Benedikt XVI. nahm seinen 150. Todestag 2009 zum Anlass, das Priesterjahr auszurufen. Organisiert wurde die Wallfahrt vom Görlitzer Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Alfred Hoffmann (51).

Vor Abfahrt ermutigte Regens Ipolt beim Gottesdienst im Erfurter Priesterseminar dazu, mit der Bitte um die Stärkung der eigenen Berufung auf die Wallfahrt zu gehen, aber auch im Blick auf die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle "stellvertretend für die, die schuldig geworden sind, und für alle Sünder der Kirche" zu beten. Bei der heiligen Messe entzündeten die Seminaristen eine eigens gestaltete Kerze, die sie dann in Ars zurückließen.

Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen

Erfreut darüber, unter den Wallfahrern zu sein, zeigte sich Samuel- Kim Nguyen (22) aus dem ersten Studienjahr. Die Tage bieten Gelegenheit, "mit den Priestern ins Gespräch zu kommen", so der Seminarist. In Ars beeindruckte den Dresdener die Einfachheit des Pfarrhauses von Johannes Maria Vianney. Vom Pfarrer von Ars könne man "einen einfachen und demütigen Lebensstil und den Mut zur Klarheit" lernen.

Das 1260 Einwohner zählende Ars, das 50 Kilometer nördlich von Lyon liegt, hatten die Wallfahrer nach einer Übernachtung in Freiburg am zweiten Abend ihrer Reise erreicht. Der darauffolgende Tag bot Gelegenheit, sich mit dem Wirkungsort des heiligen Pfarrers und seinem Leben und Glauben vertraut zu machen. Wie an jedem Wallfahrtstag wurde - diesmal am Abend in der Basilika - gemeinsam die Eucharistie gefeiert. Überhaupt prägte das gemeinsame Gebet, vor allem das Stundengebet der Kirche, die Tage.

Für Pfarrer Hans Geisler (55) aus Großräschen, der seit 23 Jahren Priester ist, hat der heilige Pfarrer durch seine Art der Seelsorge "Gottes unwiderrufliches Ja zum Menschen durch Jesus" deutlich gemacht. Menschen die Botschaft von Gottes Barmherzigkeit nahezubringen, sei heute genauso angesagt. Dabei müsse auch deutlich werden: Wenn Gott sich so großzügig verhält, muss dies auch beim Menschen zu Konsequenzen im Glauben führen.

Priesterkandidat Klemens Schubert (21) aus Merseburg zeigte sich "beeindruckt, dass Johannes Maria Vianney die Menschen, die nicht mehr zur Kirche kamen, aufgesucht und geschaut hat, wie er sie wieder zu Christus führen kann".

Schubert (zweites Studienjahr) lobte die Auswahl der Wallfahrtsziele: Ars, eine Ausstellung nahe der großen Kartause von Chartreuse über das Leben der Kartäuser- Mönche (wofür sich die Wallfahrer von Ars aus einen Tag Zeit nahmen) und Annecy.

In der Bischofsstadt feierten die Wallfahrer zwei Tage später an den Gräbern von Franz von Sales und Johanna von Chantal die Messe und kamen mit Verantwortlichen der Diözese Annecy zum Austausch über die seelsorgliche Situation zusammen.

Bischof Konrad Zdarsa an einer Raststätte im Gespräch mit Seminaristen und Priestern. Die Wallfahrt bot viele Gelegenheiten für den Austausch zwischen den Generationen.



Berührt vom Wirken des Franz von Sales sagte Pfarrer Bertram Wolf (41) aus Leutersdorf: "Franz von Sales hat in einer großen Weite des Herzens nach bis dahin nicht üblichen Formen gesucht, wie Frauen Anbetung und sozialen Dienst miteinander verbinden können und mit Johanna von Chantal den Orden von der Heimsuchung Mariens gegründet. Für mich", so Wolf, der seit zwölf Jahren Priester ist, "verbindet sich damit die Frage, wie Frauen und Verheiratete heute im Blick auf den Dienst an der Gemeinde in der Nachfolge Jesu konkrete Aufgaben übernehmen können."

Tage geistlicher Impulse und des Gebets

Pfarrer Egon Bierschenk (41) aus Diedorf und seit elf Jahren Priester engagiert sich im Bistum Erfurt für geistliche Berufungen. Ihn bewegte auf der Wallfahrt mit ihrer "interessanten Mischung von Priestern und Seminaristen" die Frage, durch wen, wie und wo junge Menschen auf die Spur gelangen können, einen geistlichen Beruf zu ergreifen.

Wie wichtig es ist, als Priester Gemeinschaft zu pflegen, betonte Domkapitular Alfred Bock (72) aus Dresden im Gespräch. "Es tut gut, zu wissen, dass wir als jüngere und ältere Priester und als Seminaristen füreinander beten und da sind", so der langjährige Klinikseelsorger, der vor 44 Jahren zum Priester geweiht wurde. "Das stärkt uns für unseren Dienst an den Menschen und in den Gemeinden."

Von Eckhard Pohl



Hintergrund

Johannes Maria Vianney, Franz von Sales, Johanna von Chantal


Johannes Maria Vianney wird 1786 bei Lyon geboren. Er erlebt eine durch die Wirren der Französischen Revolution geprägte Kindheit. Bußsakrament und erste heilige Kommunion empfängt er bei einem Untergrund- Priester. Was er erlebt hat, will er für die Menschen sein: Seelsorger. 1815 zum Priester geweiht, wird er 1818 Pfarrer in Ars. Seine Predigten und sein guter Ruf als Beichtvater machen ihn schnell bekannt. Er will die Barmherzigkeit Gottes erfahrbar machen. Und er ermutigt seine Zuhörer, das Gebet als Zentrum des Lebens zu entdecken. Vianney engagiert sich für die Armen und lebt selbst arm. Die Auszeichnung zum Ritter der Ehrenlegion 1855 nimmt er beiläufig zur Kenntnis. Sein Leben konzentriert er auf die Nöte der Menschen: Bis zu 17 Stunden am Tag sitzt er im Beichtstuhl. Es gelingt ihm, aus den religiös desinteressierten Menschen in Ars aktive Christen zu machen. Mehrfach will er Ars verlassen, weil ihn die vielen Gläubigen oft ängstigen, die von überall her zu ihm kommen. Vianney stirbt 1859 in Ars. Er wird 1925 heiliggesprochen und vier Jahre später zum Patron aller Pfarrer erklärt.

Franz von Sales wird 1567 in Thorens (Savoyen) geboren.1578 bis 91 studierte er in Paris und Padua Philosophie, Theologie und Jura. 1593 zum Priester geweiht, wird er Propst des Kathedralkapitels in Genf mit Residenz in Annecy. 1602 zum Bischof von Genf-Annecy geweiht, unternimmt er Firm- und Visitationsreisen, bemüht sich um Predigt und Katechese und die geistliche Begleitung vieler Menschen.

Bei Fastenpredigten in Dijon begegnet er Johanna von Chantal (1572-1641), einer Witwe mit vier Kindern. Im Kontakt mit ihr wächst das Konzept einer Gemeinschaft für Frauen, die (damals nicht üblich) ohne in strenger Klausur zu leben, den Armen und Kranken in Annecy beistehen sollen. 1610 beginnen von Chantal und zwei weitere Frauen damit. Als 1613 auch eine Gemeinschaft in Lyon entstehen soll, gerät das Konzept des "offenen Klosters" in die Kritik. Von Sales fügt sich, 1618 wird die Gemeinschaft vom Papst als Orden mit Klausur errichtet. In seiner Einführung in das geistliche Leben (Philothea) macht er deutlich, dass lebendige Frömmigkeit als Zeichen wirklicher Gottesliebe in jedem Stand und Beruf zu verwirklichen ist. Vertrauen, Freude und weltoffene Menschlichkeit sollen den Christen prägen.

1622 stirbt Franz von Sales in Lyon und wird 1665 heilig gesprochen. Er gilt als Patron der Journalisten und der Gehörlosen.

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