Wie Gemeinde entstehen kann
Frauen kamen in Helfta zur Wallfahrt zusammen / Bischof Feige: Wie Lydia eigene Gaben einbringen
Helfta. Die Begegnung mit der Purpurhändlerin Lydia aus der Apostelgeschichte und was von den damaligen Geschehnissen für den Aufbau lebendiger Gemeinden heute zu lernen ist, war Thema der Frauenwallfahrt am 19. Juni nach Helfta.
"Mir gefällt der Tag bisher gut", sagte nach der Eucharistiefeier mit Bischof Gerhard Feige die Schönebeckerin Jana Zander. "Der Gottesdienst war von modernen Liedern, einer ansprechenden Predigt und tiefgehenden Gebeten und Texten geprägt. Ich nehme viele gute Eindrücke mit", so die 44-Jährige, die - durch ihre Mutter angeregt - zum ersten Mal an der Frauenwallfahrt teilnahm und nun überlegt, im nächsten Jahr ihre Töchter mitzubringen.
Für die wesentlichen Fragen des Lebens offen sein
Gut 500 Frauen feierten mit Bischof Feige unter dem Leitwort "Der Herr öffnete ihr das Herz" die Wallfahrtsmesse. Unter ihnen waren 45 Frauen aus dem Erzbistum Berlin und 25 aus Ratingen, die sich in Helfta aufhielten.
In seiner Predigt ging der Bischof anhand der Lesung von der Purpurhändlerin Lydia (Apg 16, 8-15) der Frage nach, wie eine lebendige Gemeinde entsteht. So wie Lydia als eine mit dem Judentum sympathisierende Heidin offen für die wesentlichen Fragen des Lebens war, braucht es auch heute Menschen, die eine tiefe Sehnsucht nach Sinn in ihrem Leben spüren, sagte der Bischof.
Zudem hätte Lydia nie Christin werden können, wenn ihr nicht Menschen vom Evangelium erzählt hätten. Daran werde deutlich, "wie wichtig es ist, dass wir erspüren, was die Menschen beschäftigt, wonach sie vielleicht suchen, und dass wir dann schauen, wo sich ein Ansatz für ein tieferes Gespräch ergibt".
Lydia habe sich und die zu ihr Gehörenden taufen lassen und Paulus und seinen Gefährten ihr Haus als Ort angeboten, von dem aus sie wirken konnten. Als er und seine Begleiter weiterzogen, habe sie selbst vermutlich die Leitung der Gemeinde übernommen. Für den Aufbau einer Gemeinde, so der Bischof, braucht es auch heute "Menschen, die sich rufen lassen, die ihre Charismen einbringen und die auch die Möglichkeit dazu bekommen, dies zu tun".
Und dennoch fehle bei all diesen Aspekten noch das Entscheidende, so der Bischof schließlich. In der Apostelgeschichte heißt es: "Der Herr öffnete ihr das Herz." Das bedeutet: "Gott selbst ist es, der bewirkt, dass eine lebendige Gemeinde entsteht."
Nach einer ausgiebigen Mittagspause und Möglichkeit zur Begegnung waren die Frauen zum Zwischenprogramm eingeladen: Ausstellung "Mitten im Leben - Frauen der Bibel", seelsorgliches Einzelgespräch, Bibelarbeit, Basteln, Tanz, Stille mit Impulsen, Anregungen beim "Lebendigen Labyrinth".
Von Christus berührt wieder in den Alltag gehen
Im Mittelpunkt der Abschlussandacht in der Klosterkirche stand nochmals die Anregung, sich wie Lydia von Christus berühren und erfüllen zu lassen, um dann am je eigenen Platz Gemeinde und Leben im Sinne Jesu mitzugestalten. Als Andenken erhielt jede Frau ein kleines Herz mit auf den Weg.
Gestaltet wurde die Wallfahrt von Schwester Rita Breuer vom Fachbereich Pastoral zusammen mit Frauen aus Magdeburg und einer Projektband. Auch in diesem Jahr hatten sich am Vortag Frauen von Halle aus zu Fuß auf den Weg nach Helfta gemacht.
Von Eckhard Pohl