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Bisher selten ein Thema

Arbeitslosigkeit: Seelsorgeamt bietet erstmals eine Freizeit für Betroffene an

Görlitz/Cottbus (eco). Im Bereich des Bistums Görlitz leben rund 775 000 Menschen. Etwa 70 000 von ihnen sind arbeitlos. Für sie veranstaltet das Seelsorgeamt im Oktober eine Freizeit.

In den katholischen Gemeinden ist Arbeitslosigkeit kein großes Thema. Das ist Gabriele Kretschmer bereits aufgefallen. Warum die Katholiken in der Lausitz vom Verlust des Arbeitsplatzes weniger häufig befroffen sind, kann sie aber nicht erklären: "Das weiß ich auch nicht", sagt die Referentin im Görlitzer Seelsorgeamt.

"Unser Angebot richtet sich aber auch nicht nur an katholische Christen", sagt Kretschmer. Auch die Nachbarn, die nicht zur Kirche gingen, seien bei der Freizeit willkommen, berichtet sie von einem neuen Angebot: Einer Freizeit ausschließlich für Arbeitslose.

Arbeitslose stehen tatsächlich nur selten im Fokus der Gemeinden entlang von Oder und Neiße. Dabei liegt die Arbeitslosenquote in allen Landkreisen, über die sich die Diözese Görlitz erstreckt, weit über dem Bundesdurchschnitt. Im Mai lag die durchschnittliche Quote für das Gebiet des Bistums Görlitz bei 11,9 Prozent. Die Werte schwanken je nach Landkreis zwischen 7,7 Prozent (Dahme- Spreewald) und 15,5 Prozent (Oberspreewald-Lausitz). Negativrekordhalter ist seit langem die Stadt Senftenberg. Jeder Fünfte hat dort keinen Job. Eine ungeliebte Realität, auf die keiner gerne gestoßen wird.

"Arbeitslosigkeit wird ganz unterschiedlich erlebt", sagt Gabriele Kretschmer. Es mache einen Unterschied, ob man erst vor einem Jahr den Job verloren habe oder schon seit zehn Jahren zuhause sitzt. "Bei der Freizeit im Oktober ist aber die Arbeitslosigkeit der ‚gemeinsame Nenner‘. Ihr wollen wir an den Kragen gehen", sagt Kretschmer.

Die Arbeitslosigkeit hielt nach der Wende Einzug. Der Kohlebergbau gab den Menschen in der Lausitz einst Arbeit, zu DDR-Zeiten waren bis zu 75 000 Menschen in den Tagebauen, Kraftwerken und dazugehörenden Bereichen beschäftigt. Heute sind beim Tagebau- und Kraftwerkbetreiber Vattenfall noch 7 550 Menschen tätig.

Die Rennstrecke Lausitzring war ein Projekt, mit dem versucht wurde Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region zu schaffen. Der "Eurospeedway Lausitz" entstand in einem früheren Tagebau. Von den 150 Millionen Euro Baukosten kamen 123 Millionen vom Staat. Statt der erhofften 1 500 Jobs entstanden nur wenige neue Arbeitsplätze.

Warum das so ist, sollen die Teilnehmer der Arbeitslosenfreizeit von Politikern erfahren. "Wir wollen Entscheidungsträger aus der Politik einladen. Bei der Begegnung soll es zu einem Austausch kommen zwischen denen, die entscheiden und denen, über die entschieden wird", sagt Gabriele Kretschmer. Wer das sein wird, steht noch nicht fest. Kretschmer hätte aber gerne, dass jemand von der Arbeitsagentur kommt oder ein Bundestagsabgeordneter sich den Fragen der Arbeitslosen stellt.

Das Ziel der Freizeit hat Gabriele Kretschmer fest im Blick: "Wir wollen Wege aus der Arbeitslosigkeit finden. Und wenn uns das nicht gelingt, muss es uns doch gelingen, dass die Teilnehmer wieder Hoffnung haben, dass man den Alltag mit einem anderen Blick sieht.".

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