"Auf Veränderungen einstellen"
Adersleben erinnert an die Gründung des Zisterzienserinnenklosters vor 750 Jahren
Adersleben (ajo/tdh). Mit einem Festwochenende ist in Adersleben bei Halberstadt an den 750. Gründungstag des Zisterzienserinnenklosters Adersleben erinnert worden. Bischof Gerhard Feige feierte mit der Gemeinde den Festgottesdienst.
Vor 750 Jahren wurde in Adersleben bei Halberstadt das Zisterzienserinnenkloster St. Nikolaus gegründet. Heute erinnert vor allem die allerdings wesentlich später erbaute barocke Kirche daran. Das Jubiläum war Mitte Juni Anlass für die Gemeinde und die gesamte Pfarrei St. Burchard in Halberstadt, wozu Adersleben gehört, zu einem festlichen Wochenende einzuladen.
Höhepunkt war der Festgottesdienst mit Bischof Gerhard Feige am Sonntag. Der Bischof erinnerte daran, dass seit über 1200 Jahren Christen in der Region von Halberstadt leben, was eben vor 750 Jahren auch zur Klostergründung in Adersleben geführt habe.
Im Blick auf die heutige Situation betonte der Bischof die Lebendigkeit des Glaubens: "Wir feiern heute keine leblosen Steine!" Feige erinnerte an das Wort von Johannes XXIII.: "Tradition heißt, dass Feuer zu hüten und nicht die Asche aufzubewahren!" Insofern nütze es wenig, zurückzuschauen und zu meinen, wie schön es doch war, als die Kirchen noch voller Menschen und vor allem vieler Kinder waren. Nötig sei, sich auf notwendige Veränderungen einzustellen. Dabei sei es wichtig, aus der Liebe Gottes zu leben und diese weiterzugeben, denn Christ sei man nicht für sich selbst.
Der Bürgermeister der Stadt Wegeleben, Hans-Jürgen Zimmer, wünschte in seinem Grußwort, die Kirche möge ein Ort bleiben, an dem das pilgernde Gottesvolk zusammenkommt, um in der Stille der Eucharistie dem Herrn zu begegnen.
Nach dem Festgottesdienst waren alle zum Mittagessen eingeladen. Am Nachmittag präsentierte das Kabarett "Die Dekana(h)tlosen" sein Programm. Zudem fand ein Orgel- und Chorkonzert statt.
Begonnen hatte das Fest bereits am Abend zuvor mit einer Vesper, die von Pfarrer Norbert Sommer geleitet und von der Kinder- und Jugendschola von St. Burchard mitgestaltet wurde. Bevor die mehr als 150 anwesenden Gäste im Anschluss zur Begegnung in den Klostergarten geladen waren, konnten sie von Franziskaner- Bruder Valentin Arnich in einem Vortrag Wissenswertes aus der Klostergeschichte erfahren.
Hintergrund
Kloster bestand bis zur Säkularisation
Nachdem die Ortskirche von Adersleben 1216 an das Burchardikloster Halberstadt übergegangen war, förderten die dortigen Mönche in Adersleben die Errichtung eines Klosters. 1260 schließlich fand die Gründung des Zisterzienserinnenklosters St. Nikolaus statt.
Aus der langen Klostergeschichte künden bis heute 136 Urkunden, die sich im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalts befinden. Danach bestätigte Bischof Volrad zu Halberstadt 1267 das Kloster St. Nikolaus. 1276 wurde die Ortskirche in das Kloster integriert und später das gesamte Dorf durch Kauf dem Kloster übertragen.
Im Bauernkrieg 1525 und im Dreißigjährigen Krieg 1618-48 wurde die Klosteranlage geplündert und teilweise zerstört. Auch wenn das Kloster bestehen blieb, erlebte es in den Folgejahren den Niedergang. 1809 wurde es durch Beschluss des Königreichs Westfalen aufgehoben. Die 1751 erbaute barocke Klosterkirche "St. Nicolaus" wurde Pfarrkirche.
Die eigentlichen Klostergebäude gelangten in den Besitz von Privatpersonen und wurden 1866 vom preußischen Staat zurückerworben, der hier eine Staatsdomäne anlegte. Von diesen historischen Gebäuden sind heute nur noch Reste erhalten.