Anders als beim heiligen Benno
Wunsch nach ökumenischem Einvernehmen für die bevorstehende Seligsprechung Alois Andritzkis
Dresden. Die Heiligsprechung Bennos von Meißen löste vor beinahe 500 Jahren eine heftige Polemik zwischen Katholiken und Protestanten aus. Dass die bevorstehende Seligsprechung des Märtyrers Alois Andritzki das Verhältnis zwischen den Konfessionen belastet, will die Bistumsleitung unbedingt vermeiden.
"Wir wünschen uns für dieses Ereignis ökumenische Akzente", sagt Pfarrer Benno Schäffel, neuer Leiter der Pastoralabteilung im Bistum Dresden-Meißen. Evangelische und katholische Christen sollten gemeinsam auf die christlichen Blutzeugen der NS-Zeit schauen, schlägt er vor. Schließlich habe die ökumenische Bewegung entscheidende Impulse den Christen in den Konzentrationslagern zu verdanken. Dies sollte etwa beim evangelischen Kirchentag ein Thema sein, der Anfang Juni in Dresden stattfindet. Sämtliche Veranstaltungen, die im Zusammenhang mit der Seligsprechung Andritzkis stehen, müssten im Einvernehmen mit den anderen Kirchen stattfinden.
Nach bisherigem Plan soll Alois Andritzki (1914-1943) am Pfingstmontag 2011 in der Dresdner Kathedrale seliggesprochen werden. Fest steht dieser Termin aber erst, wenn der Papst im Dezember tatsächlich seine Unterschrift unter das entsprechende Dekret setzt. Die größte Hürde für die Seligsprechung des sorbischen Kaplans ist bereits genommen: Die Theologenkommission bei der Vatikanischen Kongregation für Seligund Heiligsprechungsverfahren hat nach eingehender Prüfung aller Unterlagen einstimmig ein positives Votum abgegeben.
Für den 5. Februar, den Samstag nach Alois Andritzkis Todestag, ist eine Prozession durch die Dresdner Innenstadt geplant. Drei Urnen mit der Asche, die im April in der Priestergruft des Alten Katholischen Friedhofs gefunden wurden, sollen von dort in die Hofkirche überführt werden. Dort sollen sie einen Platz im linken Seitenaltar finden. "Erinnerung braucht sichtbare Zeichen", begründet Pfarrer Schäffel. Ihm ist es ein Anliegen, Kaplan Andritzki gerade jungen Menschen als Vorbild im Glauben lebendig vor Augen zu führen. Die Lebensgeschichte des Jugendseelsorgers, der mit nur 29 Jahren sein Leben ließ, wird deshalb auch bei der diesjährigen Ministrantenwallfahrt nach Rom aufgegriffen, an der rund 700 Kinder und Jugendliche aus dem Bistum teilnehmen. Benno Schäffel hofft, dass viele Teilnehmer dann auch am 5. Februar nach Dresden kommen werden.
Auch unter Politikern ist das Interesse an Alois Andritzki groß, hat Christoph Pötzsch, der Leiter des Katholischen Büros Sachsen, erfahren. Die Erinnerung an einen jungen Mann zu beleben, der dem Nationalsozialismus widerstanden hat, liege vielen sächsischen Politikern am Herzen, die sich gegen neue extremistische Kräfte engagierten. Zuversichtlich ist Pötzsch deshalb auch, dass es bald in Dresden eine sichtbare und dauerhafte Erinnerung an den neuen Seligen geben wird. Seit Mitte der achtziger Jahre trägt eine Straße im Stadtteil Weißer Hirsch seinen Namen. Es handle sich zwar nur um eine unbedeutende Seitenstraße, zu DDR-Zeiten sei es aber eine Sensation gewesen, dass eine solche Namensgebung überhaupt möglich war.
Von Dorothee Wanzek