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Ein Garten für den Glauben

Landesgartenschau Aschersleben mit ökumenischem Kirchengarten

Aschersleben. Die Landesgartenschau lockt viele Gäste in die älteste Stadt Sachsen- Anhalts. Mit einem ökumenischen Kirchengarten beteiligen sich die Kirchen an der erfolgreichen Revitalisierung der ehemaligen Industriestadt.

Weithin sichtbar weist das Wegekreuz des ökumenischen Kirchengartens auf einen Ort der Ruhe und Besinnung hin. Viele Besucher der Gartenschau kommen, um einen Moment innezuhalten. Fotos: Damian Peikert

Dreimal am Tag ruft die unscheinbare Glocke im nördlichen Teil des Stadtparks von Aschersleben mit lautem Klang zur Andacht. Die langen Minuten bis die Glocke endgültig verstummt ist, lassen die ersten Gäste an diesem Tag ganz still werden. An diesem Morgen kurz vor zehn sind nicht viele gekommen. Nur die jungen Stammgäste sitzen mit großen Augen in den ersten Reihen und lauschen den letzten Schwingungen der Glocke. "Die Kinder aus den angrenzenden Kindergärten kommen inzwischen jeden Morgen zur kurzen Andacht in den Kirchengarten", erzählt Anne Bremer. Sie ist Gemeindepädagogin und führt mit den Jugendlichen der Jungen Gemeinde Haus und Hof des Kirchengartens. Sie gestalten neben den anderen christlichen Gemeinden einen Großteil des Programms. Bremer weiß, dass sie den letzten Ton der Glocke abwarten muss, um die ganze Aufmerksamkeit der jungen Gäste zu bekommen.

Kirchengarten will "Leben teilen"

Betritt man den Stadtpark Aschersleben aus Richtung der Innenstadt wird man sogleich von einem auffällig gemütlichen Gärtnerhäuschen begrüßt, an dessen Giebel ein weithin sichtbares Wegekreuz weht. Unter dem Schatten großer Bäume und roter Sonnenschirme hat die evangelische Gemeinde der Stadt Aschersleben einen Ort der Ruhe und Begegnung geschaffen. "Ökumenischer Kirchengarten" heißt das Projekt und möchte "Leben teilen", wie das Motto verkündet.

Gespannt lauschen die Kinder der allmorgendlichen Andacht im ökumenischen Kirchengarten.

Zur Realisierung des Projekts hat sich in langer Vorbereitung auf die Landesgartenschau ein Arbeitskreis aus den christlichen Gemeinden der Stadt gegründet. Auch die Baptisten sind Mitglied. Alle gemeinsam tragen dafür Sorge, dass die Besucher jeden Tag ein neues Thema, eine neue Botschaft erwartet. An diesem Tag heißt es "Perlen des Glaubens" und widmet sich der Taufe und Auferstehung im christlichen Glauben, sowie den ganz persönlichen Geheimnissen. Diese Geheimnisse dürfen die Besucher als heimliche Botschaft in die versteckten Briefkästen Gottes einwerfen.

Vieles gibt es im Kirchengarten zu entdecken. Eine Landschaftsarchitektin hat gemeinsam mit der nahe gelegenen Förderschule für geistig Behinderte einen sogenannten Ressourcengarten angelegt. In mühsamer Pflege wurden die ursprünglichsten Formen des heutigen Getreide angebaut. Das stößt die Gäste des Kirchengartens auf die Frage, woher die Lebensmittel und Getränke des Cafés stammen. Denn die Kirchgärtner sind in einer weiteren Hinsicht Pioniere auf dieser Landesgartenschau. Üblich sind Cateringfirmen und Großanbieter für die Versorgung der Besucher. Nicht so im Kirchengarten. Im Café unter den roten Sonnenschirmen werden nur ökologisch wertvolle Bioprodukte aus der Umgebung und fair gehandelte Waren aus der dritten Welt serviert. Das Projekt der Ascherslebener Christen wird ökologisch und ökonomisch bewusst geführt.

Weiternutzung nach der Gartenschau

Dies erfolgreiche Konzept beweist sich auch in einer weiteren Hinsicht. Das Gartenhäuschen, dass die evangelische Kirche im Stadtpark bezogen hat, hat eine nachhaltig gesicherte Zukunft über die Gartenschau hinweg. Das alte Parkhäuschen ist in Privatbesitz und wurde von einem privaten Investor renoviert und bis auf weiteres für vier Jahre an die evangelische Landeskirche vermietet. Langfristig wird ein "Diakonisches Café" aus dem kleinen Kirchengarten werden, eine Beratungs- und Begegnungsstätte der Diakonie. Somit wird das Ziel, Aschersleben für die Zukunft wiederzubeleben und wohnhaft zu machen erfolgreich umgesetzt.

"Leider kommen wenige Familien und Jugendliche", berichtet Anne Bremer. "Aber es sind unsere Jugendlichen, die das Projekt hier in der Hand haben. Und das begeistert viele." Am Morgen hat das junge Team noch viel Zeit selbst im Garten zu sitzen und mit den Kindern der Morgenandacht einen Segen auszutauschen. Aber die Vorbereitungen laufen. Denn am Nachmittag werden viele Bustouristen erwartet, die mit Kaffee und der Botschaft des Tages "gehegt und gepflegt" werden wollen.

Von Damian Peikert

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