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Anstoß

Vergeben nützt auch mir selbst

Schwester Susanne Schneider

In einer Gesprächsgruppe ging es vor einiger Zeit um das Thema "Vergebung". Alle Teilnehmenden - aktive Christen - waren sich darin einig, wie wichtig diese Haltung ist. Immerhin kommt im Vaterunser die Bitte vor: "Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!"

Gleichzeitig wurde uns bewusst, wie schwierig es ist, jemandem, der uns böse mitgespielt hat, ehrlichen Herzens zu vergeben, und wie komplex solche Prozesse sind. Im Folgenden möchte ich auf einen Aspekt eingehen:

Eine Frau erzählte, dass sie als Kind im Musikunterricht in der Schule vorsingen musste. Da daheim nicht gesungen wurde, war sie unsicher, sang zu leise und traf den Ton nicht. Die Lehrerin hat daraufhin das Mädchen vor der ganzen Klasse ausgeschimpft und lächerlich gemacht.

Die Folge davon war, dass diese Frau in Zukunft keinen Ton mehr sang. Sie hatte aus dieser einzelnen Begebenheit ihre Nicht- Eignung für das Fach "Gesang" abgeleitet und es auch nie wieder probiert!

Gott sei Dank war diese Geschichte damit noch nicht zu Ende. Die Frau berichtete weiter: Je älter sie wurde, um so mehr hätte sie sich über ihre selbst auferlegten Verweigerung des Singens geärgert und sie immer häufiger in Frage gestellt. Ihr wurde bewusst: Sie schadete damit am meisten sich selbst! Und so fing sie an, zunächst in der Badewanne allein und dann auf Wanderungen mit anderen gemeinsam zu singen. Und siehe da: Es machte ihr großen Spaß! Schließlich erzählte sie im Freundeskreis von ihren Erfahrungen als Kind in der Schule und konnte im Laufe der Zeit der Lehrerin vergeben.

Für alle in der Gruppe wurde diese Geschichte zum Beispiel: Wenn ich mir das Urteil eines anderen Menschen in falscher Weise zu sehr zu Herzen nehme, schade ich mir - in der Regel - zunächst einmal selbst.

Es gibt Beispiele, wo die "Untat" anderer herangezogen wird, um sich selbst zu entschuldigen - bis hin zu dem berühmten Spruch: "Ich hatte eine schwere Kindheit und meine Eltern sind an allem schuld!" Solche Leute gefallen sich in ihrem Leiden und sind nicht bereit, für das eigene Leben Verantwortung zu übernehmen.

Um diese Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, könnte eine motivierende Frage lauten: "Welchen Vorteil habe ich, wenn ich die Dinge ruhen lasse und der anderen Person vergebe?" Denn wenn wir das Handeln anderer in den Gesamtzusammenhang einordnen können und vielleicht sogar vergeben können, geht es uns besser: Das eigene Leben wird erfüllter, schöner und reicher und auch die Beziehungen zu anderen Menschen verbessern sich.

Sr. Susanne Schneider,
Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig

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