Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Lebendiger, jünger, bunter

Neupriester Johannes Kaufmann hat seinen Platz bei den Salesianern Don Boscos gefunden

Chemnitz. Am heutigen Sonntag feiert der Salesianer Johannes Kaufmann in Chemnitz Nachprimiz. Ende Juni hatte der Rotterdamer Bischof Adrianus van Luyn den 33-Jährigen, der seit einem Jahr das Chemnitzer Don-Bosco-Haus leitet, in Benediktbeuren zum Priester geweiht.

Pater Johannes Kaufmann SDB (rechts) beim Kickern mit Jugendlichen, die sich während der Sommerferien-Handwerkswoche im Don-Bosco-Haus eine Pause von der Arbeit gönnen. Foto: Dorothee Wanzek

Priester wollte Johannes Kaufmann von der Schwäbischen Alb schon von klein auf werden. Doch spätestens im Priesterseminar von Rottenburg-Stuttgart wurde ihm bewusst: Kirche wollte er lebendiger, mit intensiverer Gemeinschaft und jünger erleben als er sie in den meisten Gemeinden bis dahin vorgefunden hatte.

Auf den Rat des geistlichen Leiters im Seminar hin machte er sich auf die Suche nach einer passenden geistlichen Gemeinschaft - mit Erfolg. Die Salesianer Don Boscos waren seine "Liebe auf den ersten Blick". Das Noviziat, das er nach seinem Theologiestudium als erster Deutscher in Turin, der Wirkungsstätte des Ordensgründers Johannes Bosco, absolvierte, fand der spontan gezündete Funken weitere Nahrung. "Ich genieße es, zu einer Gemeinschaft mit weltweitem Blick zu gehören", wurde ihm während des Jahres deutlich, das er mit 21 jungen Männern aus sieben Nationen verbrachte.

Ein Herz für Menschen, die keinen Kirchenzugang haben

Nach seinem Beitritt in die Ordensgemeinschaft schloss er im Ausbildungszentrum der Salesianer in Benediktbeuren ein Studium in Sozialer Arbeit an. Berufliche Erfahrungen konnte er unter anderem in Essen, Buxheim und auch in Chemnitz sammeln. Vor sieben Jahren machte er ein Praktikum im Don-Bosco-Haus, der offenen Kinder- und Jugend-Begegnungsstätte im Stadtteil Sonnenberg, die er seit einem Jahr leitet - mit großer Freude, wie er betont.

In großer Zahl hat er hier mit jungen Menschen zu tun, die keinen Zugang zur Kirche haben, und gerade die liegen Johannes Kaufmann besonders am Herzen.

Nicht nur Gemeindemitglieder aus der Chemnitzer St.-Josephs- Gemeinde, die nach der Diakonenweihe im Dezember seine Praktikumsgemeinde war, nahmen an der Priesterweihe in Benediktbeuren teil. Dass auch viele junge Stammgäste des Don-Bosco- Hauses unbedingt dabei sein wollten und das Ereignis mit großer Sensibilität und Anteilnahme verfolgten, hat den Neupriester berührt. "Für so eine Kirche, in der ganz unterschiedliche Menschen Platz haben, möchte ich leben!", ist ihm während seiner Weihe noch einmal ganz deutlich geworden. Auch der Weihespruch, den er ausgewählt hatte, bringt dieses Anliegen zum Ausdruck: "Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin." (Joh 17,24).

Dabei sieht sich der junge Pater keinesfalls als Einzelkämpfer: "Das Don-Bosco-Haus lebt viel mehr von seinen Mitarbeitern als vom Chef", macht er deutlich. Das Ziel, Kindern und Jugendlichen all das zu geben, was sie zum gesunden Aufwachsen brauchen, werde von allen im Haus gemeinsam verfolgt. Zu der "Erziehungs- und Pastoralgemeinschaft" gehören neben Salesianerbruder Robert Reiner und weiteren christlichen Mitarbeitern auch ungetaufte. "Sie bringen sich in einer Weise ein, dass ich nur sagen kann: Gott sei Dank, dass wir die haben", betont der Hausleiter.

Das Pädagogenteam verstehe sich nicht in erster Linie als Betreuer und Freizeit-Programmanbieter. Die hauptamtlichen Mitarbeiter wollten Heranwachsende befähigen und bestärken, sich selbst mit dem, was sie können ,einzubringen - eine Haltung, die Pater Johannes Kaufmann künftig noch verstärken möchte, die aber die Einrichtung schon seit ihrer Gründung vor fünfzehn Jahren prägt und bereits heute Früchte erkennen lässt. Beispielsweise bringen sich einige junge Erwachsene, die in der Gründungszeit selbst durch die Einrichtung betreut wurden, heute ehrenamtlich mit ein.

Bei der Zirkusarbeit Familie erleben

Gerade die Zirkusarbeit, die charakteristisch für die Ordensgemeinschaft ist, sei geeignet, Kinder neue Fähigkeiten entdecken zu lassen. "Fast jeder kann irgendetwas ziemlich schnell sehr gut und schöpft daraus Bestätigung und Selbstbewusstsein", hat Johannes Kaufmann nicht nur im Chemnitzer Zirkus Birikino beobachtet. Nicht zuletzt gelinge es bei den Zirkusproben und -aufführungen, Kinder aus schwierigen sozialen Situationen und Kinder aus "gut katholischen" Familien zu gemeinsamem Tun zu bewegen. Dabei komme es zu Begegnungen, die gerade den Kindern gut tun, die von zu Hause kein Familienleben kennen.

Ansonsten ergebe sich ein solches Miteinander nur selten, nicht zuletzt fehle es dafür in den Pfarreien vielfach noch an Offenheit, bedauert der Salesianer, der selbst aus einer "ganz normalen" katholischen Familie in Aalen-Unterkochen stammt. Sein Vater ist Berufsschullehrer, seine Mutter Hausfrau. Beide Eltern haben ihm auf seinem Lebensweg begleitet, haben ihn "weder gedrängt noch gebremst", erzählt er.

Überhaupt habe er seine Entscheidung zur Priesterweihe weniger rechtfertigen müssen als erwartet. Niemand habe ihn gefragt, warum er sich trotz Missbrauchsfällen und Kirchenkrise zu diesem Schritt entscheide.

Im Gegenteil habe er häufig zu hören bekommen, wie gut und wichtig es sei, dass junge Menschen gerade jetzt einen solchen Weg einschlagen.

Von Dorothee Wanzek



Termine

8. August: Um 10 Uhr beginnt der Primizgottesdienst mit Pater Johannes Kaufmann in der Chemnitzer St.-Joseph-Kirche. Ein Gemeindefest schließt sich an. Um 17 Uhr beginnt anlässlich der Priesterweihe im Zirkuszelt auf dem Sonnenberg (Philippstraße 20) eine Veranstaltung in der Reihe "Zirkus trifft Kirche" mit geistlichem Impuls, Zirkusvorführung und Musik.

14. August: Der Abendgottesdienst der St.-Josephs-Gemeinde um 18 Uhr wird ins Zirkuszelt verlegt. Zelebrant ist der langjährige Leiter des Don-Bosco-Hauses, Pater Albert Krottenthaler aus Berlin Termine

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps