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Der Meißner vom Wohldenberg

Katholisches Leben im Herkunftsort des heiligen Benno

Hildesheim. Von der Grafenfamilie von Wohldenberg soll der vor 1000 Jahren geborene Bischof Benno von Meißen, Patron des Bistums Dresden- Meißen, Altbayerns und der Stadt München, abstammen. Für die Kirche im Bistum Hildesheim ist der Wohldenberg bis heute ein bedeutender Ort.

"Wohldenberg, das ist ein herausragender Ort der Freude an der Kirche. Gewiss kein Ort idyllischen Rückzugs und romantischer Verklärung, kein Ort der Selbstgenügsamkeit, sondern der immer neuen Öffnung für die ,Zeichen der Zeit‘ in Kirche und Gesellschaft, kein Ort des Vergessens, sondern des kritischen Engagements, kein Ort vage schweifender Utopien, sondern befreiender Hoffnung. Das Haus liegt auf dem Berg, aber es ist immer ,unten‘ beim lebendigen Menschen verankert."

Mit diesen Worten formulierte der damalige Bischof Josef Homeyer zum 50-jährigen Bestehen der 1946 gegründeten Jugendbildungsstätte des Bistums Hildesheim, was Gläubige mit dem Klang des Ortsnamens "Wohldenberg" verbinden. Eine wechselhafte jahrhundertelange Geschichte hat der Wohldenberg hinter sich, der gut 15 Kilometer südöstlich von Hildesheim liegt und im Mittelalter eine Zeitlang den Hildesheimer Bischöfen als Wohnsitz diente.

Vom Jugendhaus am Fuße des Berges aus erreicht man nach einem kurzen Spaziergang die katholische St.-Hubertus-Kirche auf dem Berggipfel. Nebenan wohnt seit zweieinhalb Jahren in einem Teil der alten Burg Stefan Lampe (43), Pfarrer für die umliegenden Dörfer und Seelsorger im Jugendhaus.

Wohldenberger Katholiken üben Gastfreundschaft

Wanderer, von denen an guten Wochenenden 300 bis 400 auf dem Wohldenberg gezählt werden, sind oftmals überrascht, auf dem Berggipfel eine Kirche vorzufi nden. Gerade auf sie stellt sich die Gemeinde in den letzten Jahren zunehmend ein. "Fremde sind Freunde, die wir noch nicht kennen", ist auf der Gemeindehomepage zu lesen. Samstag und Sonntagnachmittag betreiben Gemeindemitglieder ein Café auf Spendenbasis. Dank ehrenamtlicher Helfer kann die 1731 erbaute Kirche ganztägig offen gehalten werden - das Gästebuch zeugt davon, dass dieses Angebot angenommen wird. Viele zünden eine Kerze an, freuen sich über die Stille. Auch Jakobspilger machen hier halt, denn der Wohldenberg liegt an einem alten Pilgerweg. Die Muschelsymbolik in der Kirche und eine steinerne Jakobusfi gur am Burgweg deuten darauf hin. Hin und wieder fi nden sich im Gästebuch auch Einträge von Besuchern aus dem Bistum Dresden-Meißen mit Bezügen zum heiligen Benno.

"Dass unser Benno von Wohldenberg anderswo als Benno von Meißen bekannt ist, habe ich selbst erst von sächsischen Gästen erfahren", verrät Pfarrer Lampe. Seit er hier lebt, interessiert er sich für die Geschichte des Wohldenbergs. In der Halle seines Pfarrhauses hängt ein Aquarell des Künstlers Franz Hochecker (1730-1782), das er kürzlich ersteigert hat. Es zeigt den Wohldenberg und die umgebende Landschaft. Zum heiligen Benno weiß Pfarrer Lampe zu sagen: Durch schriftliche Quellen ist zwar nicht belegt, dass er hier war. Es gibt aber als zuverlässig geltende uralte mündliche Überlieferungen, die dies bezeugen.

Ein Ort mit Strahlkraft über die Pfarreigrenzen hinaus

Bilder vom heiligen Benno, gibt es hier nicht. Seit langem behilft man sich in der Gemeinde daher mit einer Abbildung, die eigentlich Bischof Otto I. von Hildesheim mit der Wohldenburg zeigt. 1275 musste die verarmte Grafenfamilie von Wohldenberg ihre Burg samt 15 zugehörigen Dörfern an Bischof Otto verkaufen.

Pfarrer Stefan Lampe freut sich heute besonders über die inneren Reichtümer des Wohldenbergs, den er als "Ort einer sehr lebendigen Kirche" sieht. Er selbst will dazu beitragen, dass der Ort seine Strahlkraft über das Pfarrgebiet hinaus weiter stärkt. Unter anderem mit den "Wohldenberger Impulsen", die über die Bistumsgrenzen hinaus in der Fasten- und Adventszeit täglich per E-Mail mehr als 6000 Empfänger erreichen.

Von Dorothee Wanzek



Hintergrund

Orte des heiligen Benno


Burg Wohldenberg: Der Überlieferung zufolge stammt der heiligen Benno, der vor tausend Jahren geboren wurde, aus der Grafenfamilie von Wohldenberg und Wöltingerode.

Hildesheim: Er ist hier vermutlich geboren worden, war Domschüler und wurde von Bischof Bernward erzogen. Später trat er in den Benediktinerkonvent des Klosters St. Michael in Hildesheim ein. Später soll er Abt des Klosters geworden sein.

Goslar: Eine Quelle belegt, dass er Stiftspropst in Goslar war. Meißen: 1066 wurde Benno zum Bischof von Meißen berufen und hatte seinen Hauptwohnsitz in der hiesigen Burg. Nach seinem Tod wurde er im Meißener Dom bestattet.

Göda: Hier soll seine Mutter ihren Alterssitz genommen haben. München: Nach der Reformation wurden seine Gebeine zunächst nach Stolpen, dann nach Wurzen und schließlich nach München gebracht, wo sie 1580 beigesetzt wurden.

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