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Das Samenkorn braucht Geld

Die katholische Kindertagesstätte in Döbern kämpft hartnäckig um ihre Zukunft

Döbern. Nur ein Viertel der Kinder in der katholischen Kindertagesstätte sind katholisch. Trotzdem soll die Kita jetzt erweitert werden.

 Die Sonne blinzelt durchs Fenster. Auf dem Teppich liegen Glassteine, Ringe, Herzen und Blütenblätter.

Die Sonne blinzelt durchs Fenster. Auf dem Teppich liegen Glassteine, Ringe, Herzen und Blütenblätter. "Ich rufe Lukas - deinen Namen", singt Erzieherin Gabriele Gomola und spielt dabei auf der Gitarre. Der Mittwochmorgen ist in der Kindertagesstätte der Pfarrgemeinde "Corpus Christi" in Döbern in der Niederlausitz stets besonders intensiv. Denn nach dem Morgenkreis kommen alle Kinder und Erzieherinnen zum Singen zusammen. "Das fördert den Gemeinschaftssinn. Das fördert die Freude am Singen", sagt Hiltrud Kirchner, seit 1983 Leiterin der Tagesstätte.

350 Katholiken gehören zur Pfarrgemeinde "Corpus Christi". Drei Viertel der 4000 Menschen in Döbern gehören keiner christlichen Kirche an. So sind auch von den heute insgesamt 39 Kindern der Kindertagsstätte fünf katholisch, acht evangelisch und 26 konfessionslos. "Der Kindergarten ist ein Segen für uns", meint Ursula Nennewitz, "wir brauchen diesen Kindergarten. Wir wollen hier ein Zeichen in der Diaspora setzen", unterstreicht die 75-Jährige. Der Kindergarten wecke Vertrauen und Offenheit für den Glauben. Er lege ein Samenkorn von Gott in die jungen Seelen.

Den Nichtchristen öffnet die Einrichtung eine Tür zu Glaube und Kirche. Der Kindergarten wird zum ersten Ort der Begegnung mit dem Christentum sowohl für die Mehrzahl der Kinder als auch der Eltern. Die Eltern wertschätzen die hohe Qualität der Erziehung, das grüne Umfeld sowie das Miteinander der Generationen. Im Frühjahr und Herbst besuchen die Kinder die Senioren in der Begegnungsstätte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Monatlich sind sie im Alten- und Pflegeheim St. Hedwig. Hier erfreuen sie oft die Bewohner mit einem Singeund Spielprogramm. Hier gehen sie auch zu den Einsamen, Alleinstehenden und Bettlägerigen. "So lernen sie frühzeitig Nächstenliebe und Achtung gegenüber verschiedenen Generationen", sagt Hiltrud Kirchner.

Im Kindergarten fühlen sich die Kinder sehr wohl. "Ich mag auch das Singen und Spielen hier. Und das Englisch", meint die Fünfjährige Anna-Lena. Ole gefällt das Gebet für das tägliche Brot. Darin betet er auch für viele andere Kinder auf der Welt. Besonders würdig feiert die Pfarrgemeinde Jahr für Jahr Fronleichnam. Dann ziehen die Kinder mit der gesamten Gemeinde durch das katholische Viertel.

"Gerade durch die Gottesdienste lernen viele Eltern den Glauben erst kennen. Oft sehen sie die Kirche zum ersten Mal von innen", schildert Ulrike Elsner vom Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde. Besonders die Elternarbeit sei elementar, unterstreicht Kirchner. Schon vor der Zeit im Kindergarten können Mütter mit ihren Kindern die Krabbelgruppe besuchen. "Das ist eine wichtige Kennlernphase. Für die Kinder wie für die Eltern", so die Leiterin.

Doch die Kapazität des Kindergartens stößt an Grenzen. Das Krippen-Ausbau-Förderungsgesetz in Brandenburg fordert mehr Platz für die Kinder. Ein Anbau ist notwendig. Rund 200 000 Euro kostet das neue Gebäude. Damit sollen 15 neue Krippenplätze entstehen. 72 000 Euro kommen vom Bonifatiuswerk, 30 000 Euro stellen die Pfarrei und die Diözese Görlitz bereit. Noch fehlen 100 000 Euro. "Vor zwei Jahren stellten wir daher den Förderantrag beim Jugendamt des Landratsamts Spree-Neiße", so Ulrike Elsner. "Von dort kam 2009 die Ablehnung." Eine Förderzusage erhielt stattdessen der staatliche Kindergarten in Döbern. "Wir sind leider im Nachteil", sagt Elsner. "Obwohl wir die Eigenanteile vorweisen. Für mich ist das auch eine politische Entscheidung." Aufgeben will die Pfarrei das Vorhaben aber nicht. "Wir werden nicht nachlassen", so Elsner. "Wir stellen den Förderantrag erneut."

Von Andreas Kirschke

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