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Persönliche Verantwortung nötig

Vorsitzender der Volksbank Magdeburg fordert neue Rahmenbedingungen in der Finanzwirtschaft

Magdeburg. Unter dem Titel "Entlässt der Kapitalismus seine Kinder?" hat der Vorstandsvorsitzende der Magdeburger Volksbank, Helmut Seibert, im Roncalli-Haus persönliche "Anmerkungen zur Finanzkrise" vorgetragen.
"Die Postbank ist ein ausgesprochen gutes Beispiel, wie ein Geschäftsmodell nicht funktioniert." Helmut Seibert wollte "deutliche Worte" fi nden für die Misere am Finanzmarkt und ließ an der Konkurrenz im Bankensektor kaum ein gutes Haar. Mit überdurchschnittlichen Zinssätzen würden einige um das Kapital der Kunden werben, um dann wiederum risikoreiche Kredite und andere Anlagen zu fi nanzieren. "Solange sich die Banken gegenseitig trauten, ging das gut", weiß der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Magdeburg. Aber durch die Immobilienkrise, die Pleite diverser Hedgefonds und schließlich sogar Banken in den USA und weltweit geriet dieses System stark ins Wanken. Der Staat musste helfend eingreifen.

Nachdem Seibert vor seinen etwa 30 Zuhörern am 28. Januar im Magdeburger Roncalli-Haus die Entwicklung der Finanzkrise von März 2007 bis heute skizziert hatte, ging er zur Ursachenforschung über.


Zu hohe Zinsen und risikoreiche Kredite

"Zu viele Kredite im amerikanischen Immobilienmarkt" aber demgegenüber "zu wenig Eigenkapital der Banken", hält der seit 15 Jahren in Magdeburg tätige Finanzfachmann für die größten Probleme. Alles in allem seien die Banker zu gierig gewesen und wollten mit möglichst wenig eigenem Geld eine größtmögliche Rendite erwirtschaften - auch in Deutschland und auch, weil es die Anleger und Sparer so gewollt hätten.

"Die Banken müssen wieder von ehrbaren Kaufl euten geführt werden", appellierte Seibert an ein vernünftiges Risiko im Finanzmarkt. Die Volksbanken-Raiffeisenbanken und die Sparkassen hätten gezeigt, wie ein gutes Geschäftsmodell für Banken aussehe: "Wir sind beschränkt auf das Gebiet, wo wir hingucken und hinspucken können", umschrieb der Bankchef die lokale und regionale Ausrichtung seines Unternehmens, die Vergabe von Krediten an Privatleute und Unternehmen sowie Geldanlagen mit moderaten Zinssätzen. "Wir brauchen keine staatliche Stütze", so Helmut Seibert nicht ohne Stolz auf die Volksbanken.

Die soziale Marktwirtschaft sei für ihn trotz der Krise das beste Wirtschaftssystem, "doch jedes System ist nur so gut, wie die Menschen, die darin arbeiten". Seibert, der auch zum Vorstand des Bundes Katholischer Unternehmer gehört, forderte neue Rahmenbedingungen im Finanzmarktsystem sowie ethische Grundsätze aus einer christlichen Haltung heraus. "Persönliche Haftung und Verantwortung" könnten zukünftig wichtige Instrumente im Finanz- und Wirtschaftsmarkt sein, so der Bankfachmann.

Auf den Titel der Veranstaltung, die von der Katholischen Akademie im Bistum Magdeburg und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) organisiert wurde, ging der Referent in der anschließenden Diskussionsrunde noch ein: "Der Kapitalismus entlässt seine Kinder nicht, sondern die müssen es jetzt ausbaden." Dazu gehöre auch, dass die Krise des Kapitalismus politische Auswirkungen haben könne: "Ich befürchte, dass die Linken durch die Finanzkrise bei den Wahlen Zulauf bekommen könnten", sagte Seibert.


Achtung ethischer Grundsätze unerlässlich

Diese Meinung teilten einige der Zuhörer und bekräftigten ihre Hoffnungen von 1989 auf eine Marktwirtschaft mit sozialem und ökologischem Charakter. Matthias Ullrich von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung KAB als einer der Veranstalter griff den Vortragstitel abschließend nochmals auf und meinte, dass hoffentlich bald die Kinder die Kapitalisten entlassen.

Von Uwe Naumann

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