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Geistliche Gemeinschaft leben

Ein Gespräch mit dem ACK-Vorsitzenden Sachsen-Anhalts, Kreisoberpfarrer Jürgen Dittrich

Harzgerode / Magdeburg. Am 7. März begeht die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Sachsen-Anhalt ihr 30-jähriges Bestehen. Der Tag des Herrn sprach mit dem ACK-Vorsitzenden Kreisoberpfarrer Jürgen Dittrich.

Jürgen Dittrich Herr Kreisoberpfarrer Dittrich, die ACK im Land Sachsen- Anhalt begeht in Kürze ihr 30-jähriges Bestehen. Was gilt es zu feiern?

Eine ganze Menge. Wir können feiern, dass wir uns als Kirchen verschiedener Traditionen wohlwollend wahrnehmen. Wir können miteinander Gottesdienst feiern, ohne dass wir auf eine lehrmäßige Übereinstimmung in den noch trennenden Fragen warten müssen, und uns so ein Stück Einheit schenken lassen. Wir haben Grund, dankbar zu sein, dass wir Vertrauen zueinander gefunden haben und ohne Hintergedanken und die Sorge, einer könnte dem anderen etwas wegnehmen, miteinander umgehen können. Das war nicht immer so.


Das ökumenische Gesamtklima in Deutschland ist doch aber eher rauher geworden?

Bei uns in Sachsen-Anhalt ist die Wetterlage gut. In den zurückliegenden beiden Jahren haben wir jeweils einen Ökumenetag begangen, bei dem deutlich wurde, dass in der ACK Sachsen-Anhalt die verschiedensten Kirchen zusammenarbeiten. Entscheidend für mich ist die geistliche ökumenische Gemeinschaft. Die lässt auch manche, scheinbar der Ökumene entgegengesetzte dogmatische Aussagen richtig einordnen.

Beschreibt für Sie das Modell von der Einheit in der Vielfalt das zu erstrebende kirchliche Miteinander?

Ich habe eher eine komplementäre, sich gegenseitig ergänzende Einheit vor Augen, die aber nicht Uniformität erstrebt. Die Betonung verschiedener Aspekte wird es immer geben. Es gilt beim anderen zu sehen, was in der eigenen Kirche zu kurz kommt. Wir brauchen eine geistliche Vereinigung. Es geht um das tiefe geistliche Bewusstsein: Die anderen sind Geschwister im Glauben.

Die Anfänge der ACK hierzulande liegen doch länger als 30 Jahre zurück?

Die Anfänge liegen weit mehr als 30 Jahre zurück. Doch wir haben als Gründungsdatum die Unterzeichnung der Satzung vom 7. März 1979 angenommen. ACKArbeit gibt es bereits seit Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre, damals getrennt in den Bezirken Halle und Magdeburg. Zu der Zeit waren nur evangelische Kirchen Mitglied, die Katholische Kirche kam als Beobachter dazu, sie wurde erst in den 80er Jahren Mitglied.

Wie sieht die ACK-Arbeit in Sachsen-Anhalt aus?

Etwa dreimal jährlich treffen sich die Delegierten der Mitgliedskirchen zur Arbeitsberatung. Gegenseitige Information, gemeinsame Initiativen, Projekte und Gottesdienste sind Ausdruck des ökumenischen Miteinanders. Neben den Fragen von Glaube, Gottesdienst und Bekenntnis spielt die gemeinsame Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eine große Rolle. Wir beteiligen uns an den Programmen der ACK Deutschland. Mehrere Tagungen mit der ACK in Niedersachsen waren dem Zusammenwachsen von Ost und West gewidmet.

Für die Arbeit ist das ökumenische Grundsatzpapier Charta Oecumenica wichtige Grundlage. Im Sinne der Selbstverpflichtungen der Charta will die ACK Sachsen- Anhalt ihr Engagement für die Ökumene weiterführen.

In wiefern?

Vor allem müssen wir darauf hinwirken, dass es im Sinne regionaler Chartae oecumenicae vielerorts ein geregeltes und gelebtes Miteinander der Gemeinden gibt. Ich wünsche mir, dass bei vielen Projekten wie etwa der Lutherdekade wirklich zusammengearbeitet, also der ökumenische Gedanke profiliert wird.

Bei den Vorbereitungen auf unser Fest haben wir eine Entdeckung gemacht: 1985 gab es hier in der Region das Projekt "Exkursionen zum Nachbarn". Sechs bis acht Personen einer Gemeinde haben jeweils eine andere Gemeinde besucht, um sich kennenzulernen - eine Idee, die sich lohnt, wieder aufgenommen zu werden. Denn wir wissen zu wenig, oft fast nichts übereinander. Dazu, einander mehr wohlwollend im Blick zu haben, soll auch ein von uns erarbeiteter immerwährender Kalender mit besonderen monatlichen Impulsen helfen. Den Kalender werden wir jedem, der zu unserem Festtag nach Magdeburg kommt, in die Hand geben. Auch jede Gemeinde soll ihn bekommen.

Was ist für den Festtag am 7. März in Magdeburg geplant?

Zunächst werden Schüler des Magdeburger Norbertusgymnasiums mit einem selbst gedrehten Film ökumenisches Leben in Sachsen- Anhalt zeigen. Die Situation der Ökumene in Deutschland wird der ACK-Vorsitzende in Deutschland, Landesbischof Friedrich Weber aus Braunschweig bechreiben. Zudem gibt es eine Ausstellung "Charakteristisches der Kirchen". Und neben viel Möglichkeit zur Begegnung werden wir natürlich auch miteinander einen Gottesdienst feiern.

Fragen: Eckhard Pohl



Daten und Fakten

Die ACK in Sachsen-Anhalt


Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist ein Zusammenschluss von Kirchen, die sich gemäß der Heiligen Schrift zu Jesus Christus als Gott und Heiland bekennen. Ziel ist es, die Einheit der Christen zu fördern. Das Glaubensbekenntnis verbindet durch alle Trennungen hindurch die orthodoxen, die katholischen und die reformatorischen Kirchen.

Die ACK wurde in Deutschland 1948 gegründet. Zunächst gehörten ihr nur reformatorische Kirchen an. Nach der Entsendung von Beobachtern 1969 trat die Katholische Kirche 1974 zunächst als Gastmitglied offiziell bei. Bedingt durch die Teilung Deutschlands mussten die Delegierten aus den Kirchen der DDR seit 1963 allein zusammen kommen. 1970 wurde dann offiziell die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR (AGCK) gegründet. 1992 vereinigten sich beide ACK wieder. Zur ACK in Deutschland gehören die ACK in den einzelnen Bundesländern.

Mitglieder der ACK Sachsen- Anhalt sind: Bund Evangelisch- Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten), Bund Freier evangelischer Gemeinden, Evangelische Brüder-Unität, Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Evangelische Landeskirche Anhalts, Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland, Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, Römisch- Katholische Kirche, Russische Orthodoxe Kirche, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche. Gastmitglieder sind: Apostelamt Jesu Christi, Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten Zudem ist der Gemeinschaftsverband Sachsen-Anhalt e.V vertreten.

Mehr: www.ack-sachsenanhalt.de

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