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Neißewasser im Klosterkeller

Weinhübeler Klosterkirche bleibt nur knapp vom Hochwasser verschont

Görlitz (rs). Das Neißehochwasser vom vergangenen Wochenende hat die Weinhübeler Kirche nicht überflutet. Schäden gibt es dennoch genug.

Pater Rudolf räumt nach dem Hochwasser auf. Die Möbel aus dem Jugendraum landeten im Müllcontainer. Foto: Raphael Schmidt

"Wir haben aus dem Radio erfahren, dass ein Hochwasser kommen würde und dass es schlimm sein wird", berichtet Franziskanerpater Rudolf Croner nur wenige Stunden, nachdem das Schlimmste überstanden ist. Das Kloster der Görlitzer Franziskaner liegt oberhalb der Neißewiesen im Stadtteil Weinhübel, eigentlich in einem sicheren Bereich. "Als wir aber sahen, wie schnell das Wasser auf den Wiesen stieg, haben wir als erstes ein Auto in Sicherheit gebracht", berichtet Pater Rudolf.

Dem folgte alles Wertvolle aus dem Keller: die Krippe und die Figuren, Erntekranz und Rasenmäher. Neben Pater Rudolf schafften Pater Silvester Ostfeld und Josef Galla, ein Gemeindemitglied, so schnell es ging, die Messgewänder, alle Paramente und anderes Wertvolles in das obere Stockwerk. Die große Uhr aus der Sakristei stellten die Männer neben den Altar, in das obere Stockwerk hätten sie diese nicht tragen können, denn sie ist groß und schwer.

Inzwischen lief bereits der Keller voll Wasser und bedeckte Heizkessel, Tiefkühltruhe und auch den Fronleichnamsaltar, den man nicht mehr retten konnte. "Nun war es höchste Zeit, das zweite Fahrzeug in Sicherheit zu bringen", berichtet Pater Rudolf.

Als der Pater davon zurückkommt, watet er schon durch das Wasser. "Da war es etwa 22 Uhr und schlagartig gingen alle Leuchten aus." Zurück im Kloster wurden überall Kerzen entzündet. Die Feuerwehr evakuierte in der Zwischenzeit das Wohngebiet. Von draußen, aus Richtung Gartensparte, riefen Menschen, die versuchten, ihr Hab und Gut zu retten, danach sich selbst. "Diese Schreie in der Nacht, die waren furchtbar", sagt Pater Rudolf, der im Kloster ausharrte: "Ich konnte doch das Allerheiligste nicht allein lassen."

Die Kerzen aus der Kirche waren das einzige Licht in dieser Nacht. Auf beiden Seiten des Kirchgebäudes bildeten sich eigene Flüsse aus dunkelbrauner Brühe. "Von überall her kamen krachende und knarrende Geräusche. Die Kirche stand wie auf einer Insel, verängstigte Rehe kamen bis direkt an das Gebäude", berichtet Pater Rudolf von der Nacht im Hochwasser.

"Als sich das Wasser am nächsten Morgen dann zurückzog, konnte ich es kaum glauben", sagt der Franziskaner. Er hat an der obersten Kellerstufe nachgemessen. "Es fehlten exakt sechs Zentimeter. Dann wäre das Wasser in das Kloster und die Kirche gelaufen." So blieb es beim Schaden im Keller und im Bungalow. Die Möbel dort im Jugendraum sind unbrauchbar geworden, 14 fleißige Helfer räumten auf, füllten den Container, reinigten den verschlammten Hof, die Eingänge, die Einfahrt.

Dass es ein Zufall ist, dass die Kirche nicht überflutet wurde, daran will Pater Rudolf nicht glauben. "Gott sei Dank ist der Damm am Berzdorfer See gebrochen und das Wasser in den See gelaufen. Das hat uns gerettet."

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