Perspektivwechsel bereichert
Ökumenische Rüstzeit zur Vorbereitung auf Firmung und Konfirmation
"Ich kannte sie aus der Schule, dass sie auch Christen sind, wusste ich bisher gar nicht", sagt die 15-jährige Flöhaerin Rebekka Fuchs über evangelische Teilnehmer an der ökumenischen Rüstzeit in Leipzig- Sommerfeld. Ihr gefiel an den gemeinsamen Tagen besonders, dass der Lehrstoff so anschaulich und lebensnah vermittelt wurde. Während eines Wittenberg-Ausflugs beispielsweise hatte sie Gelegenheit, sich beim Basteln einer Lutherrose oder beim Schreiben mit Federkiel ein Stück weit mit Martin Luther und den Wurzeln der Kirchentrennung auseinanderzusetzen.
Der katholische Vikar Christian Kobert aus der Lutherstadt Wittenberg traf sich mit den Jugendlichen zu einer Gesprächsrunde über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Konfessionen. "Im Vergleich zu dem vielen, was uns verbindet, gibt es eigentlich gar nicht so viele Unterschiede," ist der Konfirmandin Juliane Sell aus Falkenau dabei bewusst geworden. Sie habe ihre eigene und die katholische Kirche während der Rüstzeit besser kennengelernt. Unter anderem verstehe sie jetzt auch, warum katholische Priester nicht heirateten.
In den Gesprächen sei deutlich geworden, dass die Kirchen in manchem, was auf den ersten Blick zwischen ihnen steht, gar nicht so weit auseinander lägen, ergänzt Sebastian Keller, evangelischer Pfarrer in Niederwiesa. Beispielsweise sei es für einige evangelische Jugendliche interessant gewesen zu erfahren, dass es auch in ihrer Kirche die Möglichkeit der Beichte gibt. Beim Mittagsgebet in der evangelischen Leipziger Thomaskirche lernten sie Gebetsformen kennen, die sonst eigentlich eher in der katholischen Kirche verbreitet sind.
Die Idee zu der gemeinsamen Fahrt war aus der Personalnot geboren. Da ihm eine weibliche Begleitperson für die Rüstzeit fehlte, hatte Pfarrer Keller bei den Flöhaer Katholiken angefragt. Zwei junge Frauen aus dem dortigen Firmvorbereitungsteam und ihre Firmlinge waren schließlich mit von der Partie. Für die evangelischen war es ebenso wie für die katholischen Jugendlichen wohltuend, einmal drei Tage lang die Zusammengehörigkeit in einer etwas größeren Gruppe junger Christen zu erleben. Sie wohnen sonst auf mehrere Ortschaften am Rande des Erzgebirges verstreut. Die immer wieder eingebrachten Sichtweisen der unterschiedlichen Konfessionen hätten die Auseinandersetzung mit manchem Thema intensiver gemacht, finden die Verantwortlichen.
Von Dorothee Wanzek