Mit Freude und Sehnsucht
Mit der Regel des heiligen Benedikt die Fastenzeit gestalten
Mit Blick auf den Verzicht, hob der Wechselburger Benediktiner hervor, dass damit ein sehr alter Punkt christlichen Lebens gerade für die Fastenzeit angesprochen wird. Es komme aber immer auf das Wie an. Verzicht mit einem gramvollen Gesicht ist der falsche Weg, so Gabriel Heuser.
Wichtig für den heiligen Benedikt ist in seiner Regel immer die Beachtung des richtigen Maßes. Dennoch fordert Benedikt, in der Fastenzeit über das übliche Maß hinauszugehen. Heute kann dies heißen, mit Blick auf die eigene Lebensituation Korrekturen vorzunehmen und so zum Maß zurückzukehren. Pater Gabriel wies beispielsweise darauf hin, dass die Menschen unserer Zeit in einer Gesellschaft des permanenten Schlafentzugs leben. Dazu kommen die ständigen Reizüberflutungen. In der Fastenzeit könne bewusst auf Schlafentzug, aber auch auf falsche Ernährung oder Stress reagiert werden.
Ein anderer Punkt ist der "Verzicht auf Geschwätz und Albernheiten", wie Benedikt schreibt. "Ich denke dabei auch an die Art und Weise, wie wir über andere sprechen. Hat jemand die Lacher auf seiner Seite, dann ist es gefährlich", betonte Gabriel Heuser. Indirektes Sprechen über andere Menschen kann eine Gemeinschaft schädigen und langsam aushöhlen. Genaues Überlegen, was und wie etwas gesagt wird, sind stattdessen gute Schritte zum Erhalt der Gemeinschaft. Pater Gabriel rät: "Grundsätzlich sollte in einer Gemeinschaft nur das über den Abwesenden gesagt werden, was ich ihm auch persönlich sagen würde. Der in Wechselburg lebende Benediktiner machte Mut, so auch im Falle eines Ärgers zu reagieren. "Der Ärger muss ehrlich bleiben ohne ein Niedermachen des anderen."
Abschließend wies Pater Gabriel auf das ständige Bemühen hin, ein Leben in der Freude des Heiligen Geistes zu führen. Oder wie Benedikt es notiert: "Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarten wir das Osterfest." Damit wird deutlich, dass die Fastenzeit ein Ziel hat und kein Selbstzweck ist.
Von Holger Jakobi
Aus der Regel des heiligen Benedikt
Kapitel 49: Die Fastenzeit
Der Mönch soll zwar immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit.
Dazu aber haben nur wenige die Kraft. Deshalb raten wir, dass wir wenigstens in diesen Tagen der Fastenzeit in aller Lauterkeit auf unser Leben achten und gemeinsam in diesen heiligen Tagen die früheren Nachlässigkeiten tilgen. Das geschieht dann in rechter Weise, wenn wir uns von allen Fehlern hüten und uns um das Gebet unter Tränen, um die Lesung, die Reue des Herzens und um Verzicht mühen. Gehen wir also in diesen Tagen über die gewohnte Pflicht unseres Dienstes hinaus durch besonderes Gebet und durch Verzicht beim Essen und Trinken. So möge jeder über das ihm zugewiesene Maß hinaus aus eigenem Willen in der Freude des Heiligen Geistes Gott etwas darbringen (1Thess 1,6); er entziehe seinem Leib etwas an Speise, Trank und Schlaf und verzichte auf Geschwätz und Albernheiten. Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das heilige Osterfest.
Was aber der Einzelne als Opfer bringen will, unterbreite er seinem Abt. Es geschehe mit seinem Gebet und seiner Einwilligung; denn was ohne Erlaubnis des geistlichen Vaters geschieht, wird einmal als Anmaßung und eitle Ehrsucht gelten und nicht belohnt.
Text: Salzburger Äbtekonferenz